(16-06-2013, 22:44)Ekkard schrieb: Das glaube ich weniger. Ich halte die traditionelle Ausübung von Religion für nicht mehr tragfähig, weil sie einschlägigen Erkenntnissen widerspricht - nicht nur der naturwissenschaftlichen.
Es ist genau diese Einstellung, die mich ärgert. Es ist Anmaßung! Gerade wir Westler mit unserer Aufklärung und Wissenschaft dünken uns als die Erhabenen der Menschheit (nicht persönlich nehmen). Davor möchte ich warnen!
Genauso wie Du Religion an sich relativierst, genauso kann man Deine westliche Sichtweise relativieren.
Am besten eignet sich dafür wohl das Beispiel des Übernatürlichen (was auch einen Bezug zum Glaube hat, der ja bekanntlich "Berge versetzt"). Das Übernatürliche wurde in vielen Kulturen als ein Teil davon und völlig normal angesehen. Bevor der Dalai Lama aus Lhasa flieht, fragt er sein Orakel, das ihm Fluchtweg und Zeit nennt. Das ist ganz normal. Die Indianer und alten Aborigines hatten ihre Medizinmänner; für die Inder war Jesus ein ganz normaler Yogi, weil die Ausübung dieser Kräfte in deren Standartrepertoire lag, usw.
Auch bei uns gab es Hexen und Heiler, aber wir hatten irgendwie Angst vor denen und haben viel Feuer gemacht (ich meine in Deutschland brannten die meisten Scheiterhaufen in Europa). Auch durch einigen Schindluder kam es so, dass der übernatürliche Aspekt in unsere westliche Kultur nicht integriert wurde.
Mein Punkt bleibt nach wie vor der der lebenden Beispiele. Wenn ich nichts auf das Übernatürliche gebe, und neben mir steht ein Shaolin der glühendes Eisen ableckt; oder eine Zigeunerin redet mir über meine Vergangenheit und die unmittelbare Zukunft -- was will ich dann noch sagen?
Das gleiche gilt für den Weg und dessen Möglichkeiten, den religiös verwirklichte Menschen aufzeigen. Auch diese gibt es heute, auch hier in Deutschland.
Und ich denke es sind allgemein solche Menschen, die in ihrem Werden (oder Sein) fortgeschritten sind, die für die Gesellschaft am Wertvollsten sind.

