23-06-2013, 23:50
(22-06-2013, 16:10)eddyman schrieb: Es ist Fakt, die Zunge müsste festbrennen, tut sie aber nicht.Natürlich gibt’s eine Erklärung. Nur hat die nichts mit Glaube sondern mit Kunst, Geschicklichkeit und einer Portion Chemie zu tun. Ich halte derartige Tricks zwar für geistreich aber nicht für wesentlich im Sinne der hiesigen Themenstellung.
Das Absolute:
(22-06-2013, 16:10)eddyman schrieb:Ich gehe noch einen Schritt über die Religion hinaus: Das Absolute (oder absolute Wirklichkeit) ist eine Fiktion. Denn diese Art der Wirklichkeit hat keine empirische Wirkung außer eben der, dass eine Person diese Vorstellung hegt, und damit zu argumentieren versucht. Natürlich kann man mit Mitteln der „relativen Welt“ etwas Absolutes nicht nachweisen. Allerdings ist es grundsätzlich so, dass man erdachte Dinge nicht nachweisen kann. Ich hoffe, wir reden nicht über fest gefügte Gedankenkonstruktionen, wie in der Mathematik, die nichts mit der externen Welt gemeinsam haben, die aber in sich konsistent (also durch endliche Folge logischer Schritte bewiesen) sein sollten.(20-06-2013, 00:05)petronius schrieb: … eine … "Absolute Wirklichkeit" ist doch nicht mehr als "religiöse Mythologie" oder "sozial-positive Vorstellung", …jedenfalls nichts, das konkret als fakt zu belegen wäre... aber eben auch nicht zu widerlegen wäre. Logischerweise kann das Absolute mit Mitteln der relativen Welt nicht bewiesen werden …
Selbstverständlich kann man sich Gedankenfolgen über Absolutes konstruieren. Das stellt niemand in Abrede. Nur darf man dann unsere empirisch erfahrbare Welt nicht mit diesen Gedankenkonstrukten in Verbindung bringen. Das ist übrigens in der theoretischen Physik nicht anders. Die mathematisch-funktionale Beschreibung stellt nicht die Wirklichkeit dar, sondern nur die Funktionsweise eines Modells. Oder genauer gesagt: Das Modell reproduziert mittels mathematischer Formalismen bekannte Daten aus der empirischen Wirklichkeit. Mehr nicht!
(22-06-2013, 16:10)eddyman schrieb: Ihr seid nicht bereit ein Absolutes zugrundezulegen, und stellt eine ideale Gesellschaft obenan. Das ist einleuchtend und konsequent.Mir ist nicht klar, wie das gleichwertig sein könnte. Unser Denken ist von Natur aus dazu da, uns das Überleben im statistischen Mittel zu ermöglichen. Es ist völlig belanglos, welche Vorstellungen wir uns machen, wenn sie uns unter den gesellschaftlichen Bedingungen überleben lassen. Es ist einfach eine Frage, in welcher Art Gesellschaft wir leben wollen. Wenn du so willst, stelle ich oder stellen wir (weiß nicht genau, wer noch alles) eine gesellschaftliche Idealvorstellung voran, die uns geeignet erscheint, eine „gelingendes Leben“ zu haben.
Die Religion nicht, weil ein Absolutes erstrebenswerter ist als diese vergängliche Welt. Das ist ebenso einleuchtend und konsequent.
Diese beiden Sichtweisen (und ich komm mir grad komisch vor das so detailliert ausführen zu müssen) sind gleichwertig.
Wenn du meinst, eine Absolut-Fiktion ist geeigneter, dann kann dir das eventuell helfen, aber wem sonst?
(22-06-2013, 16:10)eddyman schrieb: Hier gehen aber viele her und relativieren Religion und meinen daher, sie hätten rechter. Dann wird eine Tonne aufgemacht, aus Esoterik, Volksverarsche, uvm. und der gesamte Schatz an religiöser Weisheit und aufrichtiger Menschen mit ihren gewaltigen inneren Kämpfen und Meisterschaft, mit einem milden Lächeln dahinein gekippt.Ich denke, es gibt keine speziell religiöse Weisheit. In den religiösen Geschichten stecken eine Menge nützlicher Gedanken aber eben nicht nur. Es gilt das Paulus-Wort: Prüfet alles und behaltet das Beste.
Mit Anmaßung hat das natürlich nichts zu tun (sondern?).
(22-06-2013, 16:10)eddyman schrieb: Gut, vielleicht wird nicht alles weggekippt, sondern das behalten, was der idealen Gesellschaft dienlich ist. Aber auch hier wieder die Frage, was denn 'dienlich' heißt? Man sagt doch "Gedanken sind Dinge". Warum sollte jemand, der allein in seinem Zimmer meditiert (dabei zwar radikal ist, aber auch wirklich niemandem etwas zuleide tut *gähn*), nicht eine größere Wirkung entfalten können. Ein großer indischer Mystiker (Aurobindo) sagt: Wenn nicht einer im Himalaya über Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit meditiert hätte, wäre die franz. Revolution nicht möglich gewesen. Ihr sagt, das ist Unfug; die Religion sagt, diese Macht ist möglich, weil wir potentiell das Absolute sind.Wir haben ein Problem miteinander: So wie du das schreibst, bleibt das alles (also die Medition, die Macht, das Absolute) im Unverbindlichen, Unbestimmten, Vagen. Oder anders: Ich verstehe diese Dinge nicht – und schon gar nicht als solide gedankliche Arbeit.
Ich sag einfach nochmal, dass es gleichwertig ist!
Ich vermute, du meinst mit „Absoluter Wirklichkeit“ den Bezug zu Gott bzw. dessen Seinsweise. Und mit Meditation Nachdenken über bestimmte Probleme (in und mit der Gesellschaft, wo sonst? z. B. gerechter Lohn für gute Arbeit, Überleben in einer wärmer werdenden Welt, Vermeidung von Abfall etc.) Erzähle mir irgend eine Sache, die durch Bezug zum „Absoluten“ besser gelingt?!
(18-06-2013, 08:56)eddyman schrieb: Bei praktischer Religion geht es um eine ganzheitliche Entwicklung des Menschen, mit Haut und Haar. Man macht kaum Fortschritte, wenn man nicht alles auf eine Karte setzt. Daher ist Glaube nicht liberal, sondern immer radikal.
(19-06-2013, 11:51)Ekkard schrieb: Öh – deiner? Meiner nicht!
(22-06-2013, 16:10)eddyman schrieb: Das ist kein Problem, aber eben nicht religiöser Glaube wie ich ihn bisher ausgeführt habe. Ich bin nicht sicher, aber für dich scheint es eine v.a. auf den Intellekt beschränkte Ausrichtung mit einem Arm in die Gesellschaft zu sein.Wenn du „Persönlichkeitsbildung“ oder Ähnliches meinst, dann schreib‘ das. In einem textbasierten Forum kann man mit religiöser Schwärmerei, Lyrik, Gesängen, Musikstücken oder dergleichen keine Seelenmassage oder Heilung betreiben.
Wenn mir also jemand vom „Bezug zur absoluten Wirklichkeit“ vorschwärmt, wie gut diese Beziehung tut, wie sie heil gemacht hat, was vorher verworren und beängstigend war, so ist dies eine individuelle Erfahrung, nichts Allgemeines.
Zumindest ich fange dann eben an zu überlegen, was daran vielleicht verallgemeinert werden kann. Mit Sicherheit nicht „das Absolute“ – auch wenn dieser fiktionale Bezug im individuellen Fall hilfreich sein mag.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

