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Ökomene : Gründe für die Stagnation
#10
Überlegungen zu der Frage, warum weitgehende Ökumene mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Vision bleiben dürfte.
Das Kirchenvolk - gleich ob katholisch oder evangelisch - lässt sich aus meiner Sicht grob in vier Gruppen einteilen.

1. Da ist zum einen die Mehrzahl der Kirchenmitglieder, die sich nur für ihr ganz persönliches Wohl/Heil interessiert. Dafür sollte Kirche funktionieren, aber keine weiteren Ansprüche an sie stellen.
Diese erste Gruppe sieht das Handeln der Amtskirche in vielen Punkten durchaus gelegentlich kritisch und befürwortet "grundsätzlich" durchaus Änderungen (z.B. mehr Ökumene). Aber wirklich wichtig ist ihnen eigentlich nur die funktionierende Versorgung mit den kirchlichen Dienstleistungen an den Gelenkstellen des Lebens. Allzuviel Änderung sollte dann doch nicht sein, sonst könnte Kirche unbequem werden.
Änderung dürfte also auch nicht zu Vielfalt führen. Denn Vielfalt schafft Verwirrung und Unsicherheit. Da bleibt man denn mal doch lieber beim bequemen und sicheren Altbewährten.
Sie werden gelegentlich von engagierten Kirchenmitgliedern der Gruppe 2 und 3 als gleichgültig und lau kritisiert, sind aber bei der Amtskirche nicht unbeliebt, weil sie brav Steuern zahlen und die Amtskirche weitgehend schalten und walten lassen. Wir können sie die schweigende Mehrheit nennen.

2. Ferner ist da die zweite Gruppe der sehr aktiven hierarchietreuen Kirchenmitglieder, die dem tradierten Einheitsbild der Amtskirche anhängen und sich dort ebenfalls sicher und geborgen fühlen. Sie wollen wie ihre Oberhirten aus tiefster Überzeugung, Recht zu haben, nicht tolerieren, dass Kirche insgesamt veändert oder gar vielfältiger wird.

3. Eine dritte Gruppe umfasst ebenfalls aktive Minderheit der Kirchenmitglieder, die vieles umfassend ändern möchte. Diese Änderungen sollen aber, so wie das Bestehende, wiederum strikt für alle Kirchenmitglieder gleichermaßen gültig sein. Bezüglich der Ökumene verstehen sie wie Gruppe 2 unter Einheit Einheitlichkeit. Vielfalt ist ihnen ebenso unerträglich wie dieser zweiten Gruppe.

4. Es ist schon nicht einfach, die Gartenzwerge im Garten des Nachbarn zu tolerieren und als gar als den seinen Wert zu achten. Wer kann da schon unterschiedliche Glaubenspraxis bei seinem Nachbarn ertragen ohne ständig verunsichert zu sein.
Das verlangt ständige Eigenentscheidung und ist sehr anstrengend. Während also die ersten drei Gruppen aus verschiedensten Gründen alle auf weitgehende Einheitlichkeit der Kirche bestehen, ist lediglich eine kleine vierte Gruppe bereit, Vielfalt zuzulassen, zu ertragen und diese Vielfalt gar noch als Reichtum anzusehen. Diese Gruppe ist zudem besonders leicht als beliebig und gleichgültig zu kritisieren. Schließlich kann es ja nach üblicher Sicht nur eine Wahrheit und einen richtigen Glaubensweg geben.


Das Spiel eines Gegeneinander und Miteinander zwischen diesen Gruppen kann man sich leicht ausmalen. Ich deute es nur mal an.

Gruppe 1 ist im Grunde für das engagierte Ringen um Bewahrung oder Veränderung (z.B. Ökumene) nicht von Bedeutung. Sie hegt manchmal kritische Gedanken, ist es aber auch zufrieden wenn sich wenig oder nichts ändert.
Gruppe 2 und 3 werden sich immer aneinander reiben und sich so in ihrer Wirksamkeit gegenseitig paralysieren. Weder Kompromiss noch Toleranz sind möglich.
Gruppe 4 kann zwar Toleranz zeigen und somit gleichermaßen wie Gruppe 1 als Puffer zwischen den Gruppen 2 und 3 wirken. Aber sie kann selbst nicht mit Verständnis und Toleranz rechnen. Klugen Mitgliedern dieser Gruppe bleibt da wohl nur der Humor als rettende Insel.

Anmerkung 1: Die Rolle der Amtskirche in diesem "Spiel" macht die Sache aber erst richtig komplex. Sie betreibt als einzige Gruppe die Sache möglicherweise vollprofessionell systematisch und mit der Erfahrung von Jahrhunderten.

Anmerkung 2: An der Ehrbarkeit der "Mitspieler" zu zweifeln ist dabei nicht einmal nötig. Ich glaube durchaus, dass die Mehrheit der Personen und Gruppen in diesem Ringen durchaus aus ehrlicher Überzeugung handeln und so aus allerseits bestem Wissen und Gewissen zu keinem Fortschritt kommen.
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RE: Ökomene : Gründe für die Stagnation - von dalberg - 22-07-2013, 21:08
RE: Ökomene : Gründe für die Stagnation - von Harpya - 30-07-2013, 22:34
RE: Ökomene : Gründe für die Stagnation - von Harpya - 30-07-2013, 22:42

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