Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Religion und Geschichte
#27
(03-10-2013, 17:29)Keksdose schrieb: Und wer verleiht dir die Deutungshoheit über die heilige Schrift einer Religion, die du nicht teilst und ablehnst?

Oh, ich lehne für mich jede Religion ab, sehe aber in der in Europa noch am verbreitesten anzutreffenden Religion, dem Christentum, HEUTE keine größere Gefährdung der individuellen Freiheit (Ausnahmen: Ablehnung von Homoehe, aktiver Sterbehilfe und Schwangerschaftsabbruch, wobei man auch m.M.n. zu Letzterem eine durchaus differnziertere Sicht zum geltenden Recht vertreten kann). Noch weniger Gefährdung geht m.E. von polytheistischen und animistischen Religionen aus und sehr gut mit der in Westeuropa praktizierten Liberalität harmonisiert der Buddhismus - im Gegensatz zu allen 4 Rechtsschulen des sunnitischen Islam und den Vorstellungen der 12`er Schiiten.

Zitat:
(03-10-2013, 14:24)Bankasius schrieb: von "den Muslimen" sprach ich nicht

Echt nicht?

Nee.

Zitat:
Zitat:...meine Kritik am Islam basiert auf von Muslimen als wahr betrachteten Überlieferungen (Sunna) und auf von Muslimen als von Gott persönlich erlassenen Handlungsanweisungen...
Ich hab das nämlich schon so aufgefasst, als würdest du von "den Muslimen" sprechen... von dem kollektivistisch zusammengefassten Islam einmal ganz zu schweigen.

DER Islam ist es, der zu annähernd 100% durch die 4 Rechtsschulen der Sunna und die Vorstellungen der 12`er Schia repräsentiert wird. Und beide Konfessionen sowie ihre Untergliederungen verlangen die Dominanz ihrer Religion im Staat, anerkennen nicht die Trennung von Staat und Religion, widersprechen der Gleichberechtigung aller Religionen und des Atheismus in islamisch dominierten Staaten mit dem Islam, widersprechen der Gleichberechtigung der Geschlechter und anerkennen nicht die negative Religionsfreiheit für Muslime. Hier wäre Aufklärung in Form von Neuinterpretation der heiligen Schriften des Islam angebracht. Das muss aber aus dem Islam heraus geschehen. Doch da tut sich einfach zu wenig und die wenigen Muslime, die sich dafür einsetzen, finden bei ihren Glaubensgenossen auch in Europa nur geringe Resonanz.

Zitat:
(03-10-2013, 14:24)Bankasius schrieb: die Behauptung, dass „je nach betrachtetem Kulturkreis“ praktisch kein Muslim gewalttätig sei, bezeugt m.M.n. eine aus dem Wunschdenken eines aufgeklärten Westlers heraus geborene Meinung, der zudem die eigene Ratio allen Kulturen unterstellt

Hast du den Eindruck, die Muslime in unserem Kulturkreis wären irgendwie gewalttätiger als die hier lebenden Christen, Juden oder werauchimmer? Ich nämlich gar nicht. Und wenn du diesen Eindruck tatsächlich hast, könntest du durchaus auch damit rechnen, dass dahinter vielleicht auch eine Variante des Wunschdenkens steht.

Wie ich oben ausführte, geht es mir nicht um den Terror. Ich kann auch nicht beurteilen, ob in islamischen Familien mehr Gewalt ausgeübt wird als in nicht-islamischen europäischen Familien. Aber Fakt ist, dass der Koran Gewalt in Familien legitimiert, sogar dazu auffordert, und Gewalt gegen Ungläubige ebenso und Letzteres noch drastischer die Sunna.

Und was das Wunschdenken betrifft, so erkenne ich das eher bei denen, die vielleicht die Realität in der vom Islam beherrschten Welt erkennen, aber denken, dass die dortige Art Religion zu leben, einen weiten Bogen um Europa macht. Am europäischen Wesen wird der Islam mit hoher Sicht jedoch nicht genesen. Diejenigen Muslime, die gut integriert vielleicht in unmittelbarer Nachbarschaft gutmeinender Europäer leben, stellen nicht die Mehrheit der europäischen Muslime. Diese Mehrheit wohnt da eher in einer sich von der derzeit herrschenden europäischen Kultur abgrenzenden Gegenkultur, in Stadtteilen, die mehrheitlich, z.T. fast in Gänze von Muslimen bewohnt wird. Diese Muslime empfinden Verachtung für das aus ihrer Sicht degenerierte Europa, von dem sie sich und ihre Kultur nicht ausreichend gewürdigt sehen. Da finden Predigten, die ewiges Glück im Jenseits und (entsprechend Fiqh) weltliche Macht über die Ungläubigen im Diesseits versprechen, wesentlich mehr Resonanz als solche, die den Islam (n.b. wider die Aussagen von dessen heiligen Schriften) kompatibel machen wollen mit der in Europa herrschenden Liberalität und der Trennung von Staat und Religion.

Und jetzt wird sicherlich von vielen gutmeinenden Europäern geltend gemacht, dass diese sich selbst isolierende Kultur Produkt mangelnder Bemühungen der europäischen Staaten um die Integration der Muslime ist. Doch das ist m.M.n. nicht der Fall. Jeder hat die gleichen Bildungschancen. Niemandem wird Bildung aufgrund seiner Abstammung oder Religion verwehrt. Manche nehmen diese Chance wahr, andere nicht. Der dt. Bildungsbericht zeigt z.B., dass die uns kulturfremderen Vietnamesen diese Chancen stärker nutzen als der dt. Durchschnitt, die uns kulturnäheren Araber und Türken stark unterdurchschnittlich. Und Türken und Araber sind in ihrer riesigen Mehrheit Muslime.

Zitat:Ich meine aber, dass du inadäquate Kulturvergleiche anstellst. Natürlich kann man einfach sagen: Mein Nachbar ist Christ und hat noch nie einen Strafzettel bekommen, aber die Taliban sprengen Menschen in die Luft - ist doch klar, dass das Christentum friedlicher ist. Das wäre aber auch ein unangemessener Vergleich. Verstehst du, wie ich das meine? Vergleiche deinen christlichen Nachbar auf der linken Seite mit dem muslimischen Nachbar auf der rechten Seite, dann kommen wir weiter.

Ich bin ein historisch interessierter Atheist. Der Geschichte des Christentums attestiere ich Gewalt nach innen und außen – zeitweise mehr als in zeitgleichen islamischen Gesellschaften. Aber diese Gewalt wurde, nachdem die Aufklärung ihren Siegeszug abgeschlossen hatte, unterbunden und ist zudem mit NT-Aussagen nicht zu rechtfertigen. In den beiden heiligen Büchern des Islam wird Gewalt jedoch weder geächtet – viel eher ist da das Gegenteil der Fall – noch durchlief der Islam eine Aufklärung. Ansätze zu Letzterer wurden bereits im 13. Jh nuZ erfolgreich abgewürgt und neue Bemühungen (z.B. Euroislam) stoßen auch in Europa auf annähernd null Resonanz.

Auch habe ich keine muslimische Nachbarn. Hätte ich welche, wären sie wahrscheinlich ebenso wie die Deinen gut integriert. Nur stellen diese gut integrierten Muslime mit hoher Sicherheit nicht die Mehrheit der europäischen Muslime. Diese Mehrheit findest Du vielmehr in bevorzugt von Muslimen bewohnten Vierteln europäischer Großstädte wie z.B. Kreuzberg.

Zitat:
(03-10-2013, 14:24)Bankasius schrieb: Zudem habe ich bisher keine einzige deutschsprachige islamische Website gefunden, die sich von dem in der in der Scharia festgeschriebenen islamischen Recht distanziert und in Foren ist eine Distanzierung ebenfalls äußerst rar

Sehr schade, wie du hier zu einer Meinung findest. Hast du mal daran gedacht, dass deine subjektive Wahrnehmung in dieser Sache sehr erwartungsgesteuert abläuft? Würde dir ein Muslim auf offener Straße auffallen, wenn es nicht gerade eine kopftuchtragende Frau ist? Wieviele muslimische Schulkinder, die sich prima integrieren, stehen den Einzelfällen entgegen, die es mit der Weigerung zum Schwimmunterricht in die Medien schaffen? Ich glaube, wenn du dich privat einfach mehr mit Muslimen auseinandersetzen würdest, könntest du schnell bemerken, dass es ganz normale Menschen sind, ebenso vernunftbegabt und des Lesens mächtig wie du und ich - glaub denen doch einfach mal, dass sie Gründe für ihren Glauben und ihr Verhalten haben; und die liegen sicher nicht einfach darin begründet, dass sie ihre eigene Religion nicht verstehen.


Zu islamischen Nachbarn schrieb ich oben. Auf islamischen Websites wird die offizielle Sicht des Islam publiziert und diese Sicht wird auch von der überwiegenden Mehrheit der in Foren von Muslimen für Muslime vertretenen Gläubigen geteilt.

Dass im Vergleich zu früher heute mehr Muslimas Kopftuch tragen, entspricht meinen Beobachtungen. Nach aussagefähigen Statistiken habe ich bisher nicht recherchiert.

Über die Weigerung von Eltern, ihre Kinder zu einem nicht die Geschlechter trennenden Schwimmunterricht zuzulassen, lese ich erst in jüngerer Zeit.

Und „Vernunft“ kann verschieden interpretiert werden. Geht man von einem Leben nach dem Tod aus, dessen Qualität man durch irdische Handlungen beeinflussen kann, so wird das Leben dessen, was die jeweilige Religion als Voraussetzung für dem Tod folgendes ewiges Glück darstellt, vernünftig, und das umso mehr, wenn eine Gesetzesreligion wie im Fall des Islam dazu ein enges Korsett erfüllbarer Vorschriften vorgibt.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Religion und Geschichte - von Bion - 01-10-2013, 09:03
RE: Religion und Geschichte - von indymaya - 01-10-2013, 20:58
RE: Religion und Geschichte - von Harpya - 02-10-2013, 10:43
RE: Religion und Geschichte - von Bankasius - 02-10-2013, 13:48
RE: Religion und Geschichte - von Bion - 02-10-2013, 09:16
RE: Religion und Geschichte - von Bankasius - 02-10-2013, 14:51
RE: Religion und Geschichte - von Keksdose - 02-10-2013, 18:30
RE: Religion und Geschichte - von Bankasius - 03-10-2013, 14:24
RE: Religion und Geschichte - von Keksdose - 03-10-2013, 17:29
RE: Religion und Geschichte - von Ekkard - 03-10-2013, 17:46
RE: Religion und Geschichte - von Bankasius - 05-10-2013, 13:43
RE: Religion und Geschichte - von Sinai - 05-10-2013, 14:12
RE: Religion und Geschichte - von Bankasius - 05-10-2013, 18:27
RE: Religion und Geschichte - von petronius - 03-10-2013, 21:39
RE: Religion und Geschichte - von Bankasius - 03-10-2013, 14:42
RE: Religion und Geschichte - von Bion - 03-10-2013, 16:11
RE: Religion und Geschichte - von Bankasius - 03-10-2013, 17:40
RE: Religion und Geschichte - von Bion - 03-10-2013, 18:54
RE: Religion und Geschichte - von d.n. - 03-10-2013, 20:41
RE: Religion und Geschichte - von Klaro - 04-10-2013, 22:07
RE: Religion und Geschichte - von Mustafa - 04-10-2013, 22:57
RE: Religion und Geschichte - von Sinai - 04-10-2013, 23:21
RE: Religion und Geschichte - von petronius - 06-10-2013, 22:43
RE: Religion und Geschichte - von Klaro - 04-10-2013, 23:50
RE: Religion und Geschichte - von Mustafa - 05-10-2013, 00:49
RE: Religion und Geschichte - von Keksdose - 05-10-2013, 12:48
RE: Religion und Geschichte - von Ekkard - 05-10-2013, 12:54
RE: Religion und Geschichte - von Sinai - 05-10-2013, 14:16
RE: Religion und Geschichte - von Bankasius - 05-10-2013, 13:51
RE: Religion und Geschichte - von paradox - 05-10-2013, 14:17
RE: Religion und Geschichte - von Mustafa - 05-10-2013, 21:07
RE: Religion und Geschichte - von Sinai - 05-10-2013, 22:01
RE: Religion und Geschichte - von Ekkard - 05-10-2013, 22:13
RE: Religion und Geschichte - von Sinai - 05-10-2013, 23:46
RE: Religion und Geschichte - von Bankasius - 05-10-2013, 22:08
RE: Religion und Geschichte - von Ekkard - 05-10-2013, 22:20
RE: Religion und Geschichte - von Bankasius - 05-10-2013, 23:13
RE: Religion und Geschichte - von Bion - 05-10-2013, 09:42
RE: Religion und Geschichte - von Klaro - 05-10-2013, 11:04
RE: Religion und Geschichte - von Ekkard - 05-10-2013, 12:51
RE: Religion und Geschichte - von paradox - 05-10-2013, 14:08
RE: Religion und Geschichte - von Sinai - 05-10-2013, 14:18
RE: Religion und Geschichte - von Sinai - 05-10-2013, 14:20
RE: Religion und Geschichte - von Sinai - 05-10-2013, 14:21
RE: Religion und Geschichte - von Keksdose - 05-10-2013, 14:35
RE: Religion und Geschichte - von Sinai - 05-10-2013, 14:45
RE: Religion und Geschichte - von paradox - 05-10-2013, 15:15
RE: Religion und Geschichte - von Keksdose - 05-10-2013, 15:37
RE: Religion und Geschichte - von Sinai - 05-10-2013, 16:01
RE: Religion und Geschichte - von Sinai - 05-10-2013, 16:06
RE: Religion und Geschichte - von Keksdose - 05-10-2013, 16:33
RE: Religion und Geschichte - von paradox - 05-10-2013, 22:14
RE: Religion und Geschichte - von Sinai - 05-10-2013, 15:03
RE: Religion und Geschichte - von Sinai - 05-10-2013, 15:20
RE: Religion und Geschichte - von Klaro - 05-10-2013, 18:03
RE: Religion und Geschichte - von paradox - 05-10-2013, 21:50
RE: Religion und Geschichte - von Keksdose - 05-10-2013, 19:25
RE: Religion und Geschichte - von paradox - 05-10-2013, 23:28
RE: Religion und Geschichte - von Bankasius - 06-10-2013, 13:49
RE: Religion und Geschichte - von paradox - 06-10-2013, 15:16
RE: Religion und Geschichte - von Mustafa - 05-10-2013, 23:46
RE: Religion und Geschichte - von Bankasius - 06-10-2013, 14:04
RE: Religion und Geschichte - von Mustafa - 06-10-2013, 00:25
RE: Religion und Geschichte - von paradox - 06-10-2013, 01:55
RE: Religion und Geschichte - von Ekkard - 06-10-2013, 11:12
RE: Religion und Geschichte - von paradox - 06-10-2013, 13:22
RE: Religion und Geschichte - von paradox - 06-10-2013, 14:26
RE: Religion und Geschichte - von Klaro - 07-10-2013, 10:30
RE: Religion und Geschichte - von petronius - 07-10-2013, 10:40
RE: Religion und Geschichte - von Klaro - 07-10-2013, 11:06
RE: Religion und Geschichte - von petronius - 07-10-2013, 11:16
RE: Religion und Geschichte - von Harpya - 07-10-2013, 12:04
RE: Religion und Geschichte - von Klaro - 07-10-2013, 11:42
RE: Religion und Geschichte - von Ekkard - 07-10-2013, 22:29

Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Religion und Nationalsozialismus Sinai 51 44566 22-03-2024, 18:33
Letzter Beitrag: Geobacter
  Der mesopotamische Ursprung der biblischen Sintflut-Geschichte Ulan 101 41656 07-03-2022, 02:34
Letzter Beitrag: Ulan
  Der "Gottesstaat" und seine Geschichte Bion 9 16102 29-11-2016, 00:38
Letzter Beitrag: Sinai

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste