Zitat:Einerseits ist es natürlich ein extremstes Leiden, vor allem, wenn man Sterben und Auferstehung nacherlebt, aber dann auch wieder ein süßes Leiden, indem die Betroffenen, als selbst sehr gläubige Menschen, auch wieder glücklich darüber sind, derart aufregend Jesus nachfolgen und (zumindest den Gläubigen) Zeugnis geben zu dürfen. Man hat es da mit Extremen der Liebe zu tun.Eine sehr merkwürdige Liebe und zwar von beiden Seiten, wenn man glaubt, dass Gott solche Leiden schickt. Der Betroffene müsste demnach ein Masochist sein und Gott ein Sadist. Oder der Betroffene müsste zumindest eine psychische Störung haben. Die natürlich erst nach Ausbruch der Krankheit eingetreten sein könnte: Wenn die Menschen einem Schicksal nicht entrinnen können, versuchen sie oft, es sich in etwas Positives umzudeuten.
Andererseits gibt es ja auch Menschen, die sich um Ostern herum freiwillig an ein Kreuz nageln lassen, um sich Jesus näher zu fühlen. Das kann ich genauso wenig nachvollziehen. Aber immerhin leiden diese Menschen aus eigenem Antrieb.
Aber selbst, wenn ich glauben wollte, dass Stigmatisierung von Gott geschickt wäre: Welchen Sinn sollte das haben? Welchen Grund sollte Gott haben, einen oder gar mehrere Menschen über Jahrzehnte grausam leiden zu lassen - außer dass er seinen Spaß daran haben müsste? Denn besser sind die anderen Menschen doch dadurch nicht geworden. Und warum sollten sie auch? Welches Bild vermittelt ein solcher Gott denn von sich? Ein bedrohliches, gefährliches, bösartiges, der "Liebe" durch Folterungen zeigt.
Ein anderes Gegenargument wäre, dass Jesu Leiden am Kreuz doch gar nichts Besonderes wäre, wenn so viele Stigmatisierte es immer wieder nacherleben. Und das sollte es doch gewesen sein, da er ja angeblich als Sühneopfer für die Sünden der Menschen starb. Im Gegenteil: Sein Leiden würde dadurch eher herabgestuft.