09-11-2013, 10:19
(09-11-2013, 00:11)Harpya schrieb: Kann man nicht mal aufhören auf die Kleinsten mit dem Glaubenshammer
einzuschlagen ?
Wird dann auch vermittelt, göttliche das Religionsgrundlagen durch nichts zu belegen sind ?
Das hast du jetzt zwar etwas heftig formuliert und vermutlich auch nicht ernst gemeint, aber ich antworte mal trotzdem: Klar sollte vermittelt werden, dass Religion nicht auf Fakten basiert. Bzw., um es anders zu sagen: Man sollte die Kinder natürlich nicht anlügen.
Toleranz anderen Religionen gegenüber hat ganz viel damit zu tun, dass man nicht darauf beharrt, die absolute Wahrheit zu vertreten. Was Religionen vertreten können, sind Positionen, und Anleitungen, wie man diese eventuell nachvollziehen kann. Die Erkenntnis von Gläubigen, dass die andere Glaubensposition genauso ihre Berechtigung hat, macht (in meinen Augen) erst wirklich religionsmündig. Und das können auch Kinder schon begreifen.
Und man kann Kindern natürlich auch eine Religion nahe bringen, ohne Dinge zu behaupten, die nicht der Wahrheit entsprechen. Zum Beispiel, dass der eigene Glaube auf Fakten basiert. Das einzige, was den Glauben belegt, ist immer die eigene Erfahrung, und das kann man genauso formulieren.
(09-11-2013, 00:11)Harpya schrieb: Religion hat im allgemeinen Kindergarten nichts verloren
Versteh mich bitte nicht falsch; ich verstehe diese Positon durchaus. Ich halte sie aber, langfristig betrachtet, nicht mit dem Grundsatz der Religionsfreiheit vereinbar. Religion aus dem öffentlichen Raum zu verbannen ist realitätsfremd. Für gewisse Menschen gehört Religion zum alltäglichen Leben dazu, und die würden wir damit zwingen, Religion aus einem Großteil des eigenen Lebens zu streichen. Ich sehe selbstverständlich ein, dass Menschen mit Vorbildfunktion ihre Religion nicht unbedingt zur Schau tragen sollten, aber wenn ein Kindergartenkind, weil Zuhause ein hoher religiöser Feiertag stattfindet, mit einer festlichen Stimmung in den Kindergarten kommt, ist das doch in Ordnung. Und ebenso völlig in Ordnung ist, wenn sich die anderen Kinder daran auch erfreuen.
(Du willst mir ja nicht erzählen, dass Kindergartenkinder über die inhaltlichen Hintergründe einer Beschneidung diskutieren? In diesem Alter wird Religion meiner Meinung nach auf Profanes reduziert, dann ist Weihnachten = Geschenke und das wars auch schon.)
Wenn ein Kind aus einem feierlichen Zuhause in einen Kindergarten kommt, der die Feierlichkeit ignoriert (bzw. sogar ignorieren muss), arbeitet an dieser Stelle der Kindergarten immer gegen die Religion. Aus einer atheistischen Perspektive mag das vernachlässigbar sein, aber aus gläubiger Sicher fände ich das mehr als bedauerlich. Mir könnte das ja eigentlich ziemlich piepsegal sein; meine Kinder hätten von einer Alle-Feste-gemeinsam-Feiern-Regel nichts (außer viele Feste), es gibt kein religiöses Fest, vor dessen öffentlichem Verzicht ich mich oder meine zukünftigen Kinder beschützen müsste. Meine Haltung erwächst da vielmehr aus dem Respekt für die Gläubigen, deren Glauben ich in aller Regel zwar nicht nachvollziehen kann, aber die in meinen Augen das Recht haben sollten, auch im halböffentlichen Raum ihren Glauben nicht verbergen zu müssen.
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)

