26-11-2013, 02:22
(26-11-2013, 01:57)Sinai schrieb: Aber kein Christ kommt auf die Idee, daß er nach seinem Tode – sozusagen als Wiedergänger – in einem "zweiten Körper" auf Erden wandeln könnte.
Denn irgend ein Unterschied zu Jesus muß ja schon bestehen !
Ich denke, es war die Tragik der Katharer, daß sie das von Dir zitierte Pauluswort falsch interpretierten – und sich alle auf eine Stufe mit Jesus, dem Sohn Gottes stellten.
Das sehe ich voellig anders. Die Katharer haben dieses Paulus-Wort genau richtig interpretiert, und Christen in allen Zeiten hatten genau diese Vorstellung, die Dir jetzt so unwahrscheinlich vorkommt. Die - wahrscheinlich - aelteren Substrata in den Paulus-Briefen (die Briefe zeigen Spuren deutlicher Ueberarbeitungen) sind mit der docetistischen Lehre der Katharer vereinbar, und das passt natuerlich deshalb besonders gut, weil Paulus ja schon ganz frueh der Apostel der ebenfalls docetistischen Marcioniten war. Vielleicht erinnerst Du Dich, dass Marcion der "katholischen" Kirche vorwarf, sie haetten die Paulus-Briefe verfaelscht, also an die heute ueberlebende Lehre angepasst, dabei aber wohl Passagen wie die von mir zitierten vergessen.
Daher kommt ja auch die Vorstellung einiger weniger Bibelforscher, dass Paulus nie an einen irdischen, normal-leiblichen Jesus Christus geglaubt hatte, sondern an einen Jesus, dessen Sterben und Auferstehung komplett im dritten Himmel stattfand.
Wie auch immer, die Vorstellung, dass die Auferstehung in einem zweiten Leib aus himmlischer Materie stattfand, ist sehr alt und war bei Christen weit verbreitet. Ob sie in diesem zweiten Leib nun auf Erden oder im Himmel wandelten, ist eine andere Frage, die unterschiedlich beantwortet wurde. Mit der Bibel ist die Vorstellung aber immer noch vereinbar, wenn auch nicht mit dem katholischen Dogma.