(18-12-2013, 00:20)indymaya schrieb: Der zerissene Vorhang symbolisiert den Zugang, aller Menschen, zu Gott, der durch den Tod Jesu möglich gemacht wurde.
Das ist eine sehr charmante Theorie.
Aber leider stimmt sie nicht. Denn auch nach Jesu Tod und Auferstehung wurden nur Juden in die Christengemeinschaft aufgenommen !
Es mußten mehr als 10 Jahre nach Jesu Tod und Auferstehung vergehen, daß sich die Apostel dazu durchrangen, auch Nichtjuden in die Christengemeinschaft aufzunehmen. Das war das berühmte "Apostelkonzil".
In diesem Jahrzehnt mußte ein sich für das Christentum interessierender Heide erst seinen Giur machen – das heißt er mußte zum Judentum übertreten.
Er mußte sich beschneiden lassen (damals ohne Narkose sehr schmerzhaft), das Schweinefleischverbot und andere Speiseverbote einhalten, die übrigen rituellen jüdischen Verbote respektieren, den Sabbat einhalten – erst dann, wenn er Jude geworden war, wurde er von den Christen akzeptiert.
Zwar war Jesus als liberaler Jude zu werten (er hatte eher lockere Ansichten zu den Sabbat-Bestimmungen) – aber er hielt die jüdischen Kernbestimmungen dennoch ein. Er respektierte (wenn auch nicht im selben Ausmaß wie die Pharisäer) den Sabbat, er war beschnitten, er aß kein Schweinefleisch usw.
Und seine 12 Apostel beachteten ebenfalls die jüdischen Normen. Sie nahmen nur Juden auf. Juden von Geburt – und selten Juden durch Giur (zum Judentum konvertierte Heiden).
Die ersten 10 Jahre nach Jesu Tod und Auferstehung war das Christentum eine national jüdische Sekte.
Als die Apostel aber bemerkten, daß kaum Juden Interesse an der neuen Sekte hatten – und daß kaum Heiden für das Christentum den vorherigen Giur zum Judentum auf sich nahmen, entschlossen sie sich notgedrungenermaßen zur Heidenmission. Erst jetzt begann der zahlenmäßige Aufschwung des Christentums.

