03-01-2014, 18:25
(03-01-2014, 14:27)Harpya schrieb: Gleichnis für was, meine Güte, wenn die was sagen wollen, dann sollen sie es tun.Die Gleichnisse sind durchaus verstanden worden und werden verstanden. Das Problem ist nur: Gleichnisse verdeutlichen - in jüdischer Erzählweise - nur einen einzelnen Sachverhalt, hier die Verfolgung der Propheten, Jesus (den Sohn) eingeschlossen. Dass solche Gleichnisse heute oft nicht verstanden werden, hat mit der völlig anderen Literaturtradition heute zu tun.
Ist die Bibel eine Quizshow, was will der Künstler uns damit sagen?
Im Gegensatz zur indirekten Erzählung drücken wir Zustände, die wir verändert sehen möchten direkt, ja konfrontierend aus. Im Gegensatz dazu musste der antike Wanderprediger zusehen, dass er (in diesem Fall) keinen Ärger mit der herrschenden, jüdischen Theokratie bekam.
(03-01-2014, 14:40)Ulan schrieb: So schwierig ist diese Passage nicht, auch wenn sie nur halbwegs zur Diskussion passt. Es ist so etwas in der Art, dass Gott den Menschen alles bereitet und gezeigt hat, der Mensch ihn als Entgelt aber missachtet hat. Er hat sogar seinen Sohn geschickt, aber selbst das wurde ignoriert.Das denke ich auch.
(03-01-2014, 14:40)Ulan schrieb: Ich glaube, das ist auch die Passage, die gerne als Beweis der "Verstocktheit der Juden" missbraucht wurde.Leider ja, wie viele andere auch. Dazu sollte man wissen, dass sich das frühe Christentum stark nach der Zentralmacht Rom gerichtet hat. Möglicherweise waren bei den frühen Christen auch Römer, die man nicht verprellen wollte.
(03-01-2014, 14:52)Harpya schrieb: Für jemand der die Bibel überhaupt nicht kennt, ist das Gleichnis völlig sinnlos in Bezug auf Glauben von dem er nie was gehört hat.Ganz sicher ist das so.
Das ist alles nur in sich überhaupt irgendwie stimmig, setzt aber allgemein zuviel Grundwissen voraus.
(03-01-2014, 15:33)Lelinda schrieb: Das Gleichnis mit den Weingärtnern, die den Sohn ermorden, passt überhaupt nicht zu der christlichen Behauptung, dass Gott (also der Vater) ausdrücklich WOLLTE, dass sein Sohn getötet wird. Letzteres wird ja auch im Kapitel vom Garten Gethsemane behauptet. Wieso kann der Vater den Arbeitern also den Mord vorwerfen, wenn er selbst es bewusst darauf angelegt hat? Und was wäre geschehen, wenn die Arbeiter den Sohn nicht ermordet hätten, sondern z.B. Einsicht vorgeheuchelt oder ihn gar auf ihre Seite gezogen hätten?Das ist halt wieder mal ein Beispiel dafür, dass es verschiedene frühchristliche Strömungen gab, in dem Fall mit und ohne Prädestinationslehre. Jesus selbst sah die Dinge aus der Endzeitperspektive. Er sah sich als wieder kommender "Menschensohn" nach dem Buch Daniel und als "leidender Gottesknecht" nach Jesaja, der sein Leben und Wirken als Gott geweiht ansah. Der Rest ist Überlieferung.
(03-01-2014, 16:13)Ulan schrieb: Ich werde ja nicht muede, darauf hinzuweisen, mal Markus zu lesen und dabei zu vergessen, was man ueber die anderen Evangelien weiss ... Und wichtig: am eigentlichen Schluss (16:8) aufhoeren und die spaeten Ergaenzungen weglassen.Ich kann dies nur unterstreichen. Die Evangelien sind zu unterschiedlichen Zeiten für unterschiedliche Regionen mit leicht abgewandelten Intentionen verfasst worden. Substanziell ist die karge Markus-Überlieferung die ursprüngliche.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard