24-01-2014, 09:39
(24-01-2014, 08:31)Maranatha schrieb: Ich meine, wir Menschen können kein absolutes Wissen erlangen.
Wenn ich von deiner religiösen Haltung nichts als diesen Satz kennen würde, müsste ich dich wohl einen Agnostiker nennen.
Und das meine ich durchweg postiv, denn ich stimme dir in diesem Punkt wirklich zu. Im Gegensatz zu dir halte ich es aber für erstrebenswert, dass diese Erkenntnis auch im Glauben ihren Niederschlag findet, indem man anerkennt: Eigentlich kann ich darüber keine (sichere) Aussage treffen. Und dann kann ergänzt werden: Ich kann aber glauben. Agnostizismus ist ja (und das ist beim Atheismus ähnlich) eine mögliche Grundlage für mehrere Konsequenzen. Man kann die Frage für unklärbar und damit irrelevant erklären, man könnte daraus aber auch Gottvertrauen schöpfen - in Anerkennung einer Irrtumswahrscheinlichkeit.
(24-01-2014, 08:31)Maranatha schrieb: Wenn er neutral argumentieren würde, dann würde er sagen müssen: "Ich glaube, ich weiss es nicht, ob Gott existiert!" Das wäre korrekte Aussage, weil "nicht Wissen" in der Argumentation "Wissen" impliziert.
Es ist eine Sache zu behaupten, "ich weiss nicht ob die absolute Wahrheit existiert", und eine andere: "Ich weiss, dass die absolute Wahrheit nicht existiert". Die zweite Aussage unterstellt das absolute Wissen.
Das ist ein guter Punkt. Und die von dir vorgeschlagene Formulierung ist offensichtlich noch mal ein Stückchen präziser als ein einfaches "ich weiß es nicht". Aber ich glaube, ein Hardcore-Agnostiker impliziert das ohnehin, auch wenn er auf die komplizierte Semantik in diesem Fall verzichtet
(24-01-2014, 08:31)Maranatha schrieb: Gott kann man weder definieren noch in seinem Wesen begreifen.
Aber wir können Gott erkennen: in seiner allgemeinen Offenbarung, und das ist das Universum und das Gewissen des Menschen.
Aber die Frage ist doch: Wie sicher kann man sein, dass Gott existiert? Kann man irgendetwas von Gott "wissen"? Ich glaube nicht. Von daher halte ich es für ehrlich, genau das auch zu formulieren. In der Glaubenspraxis kostet das vermutlich einige Mühe, ständig anzuerkennen, dass meine Religion auf Vertrauen (man könnte streng sein und sagen: "Spekulation") und nicht auf Tatsachenwissen beruht. Aber im Grunde halte ich den Agnostizismus da für ein erstrebenswertes Ideal, egal, ob er nachher religiös oder atheistisch daherkommt.
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)

