27-01-2014, 08:21
(26-01-2014, 23:56)petronius schrieb: wenn "Glaube vor allem eine Beziehung, keine Überzeugung" ist, mit welchen argumenten willst du denn dann diskutieren?Es geht vor allem darum, erst einmal zu verstehen, wo der Glaube seinen Ursprung hat. Und das ist eben keine Überzeugung, sondern eine direkte Beziehung. Vor der Rede über Gott steht die Rede mit Gott. Das wird v.a. dann gern vergessen, wenn es um Paradoxe in der Lehre geht wie z.B. die Trinitätslehre. Mal sehen, vielleicht schreibe ich in dem entsprechenden Thread noch was dazu.
Von dieser Rede mit Gott wird nachfolgend abstrahiert. Wir beginnen, über Gott zu sprechen, ihn zu bekennen, über ihn zu lehren und vielleicht auch Dogmen über ihn zu formulieren. Letzteres empfinden wir vielleicht als nötig, weil wir uns einerseits als Gläubige miteinander verbunden fühlen, andererseits aber merken, daß wir z.T. recht unterschiedliche Vorstellungen von Gott haben, und diese Verbindung untereinander irgendwie festhalten wollen (um einfach erstmal ehrenwerte Absichten zu unterstellen). Außerdem ist der Glaube für das gesamte Leben relevant, d.h. wir verhalten uns zu Gott in unserem gesamten Denken, Reden und Handeln. Auch die Vernunft ist also nicht dem Gottesverhältnis entzogen, so daß wir versuchen, diese Beziehung auch rational zu erfassen. So weit ist das völlig normal und legitim. Auch an dem Menschen, den man liebt, weiß man ja normalerweise auch in ganz nüchtern-rationaler Manier irgendwelche Vorzüge zu benennen.
Aber da wir auch im Glauben Menschen bleiben, neigen wir auch hier zu Vereinfachungen und zu mangelnder Toleranz bei differierenden Ansichten, z.T. mit Rechthaberei bis hin zur Waffengewalt. Das ist in diesem Bereich natürlich besonders enttäuschend, denn eigentlich hatte man sich vom Glauben doch irgendwie versprochen, daß dadurch Mensch und Welt besser würden. Werden sie ja oft auch, aber ebenso viel bleibt beim Alten. Man kann darauf reagieren, indem man sich von Religion abwendet, weil sie ja keinen Mehrwert zu bringen scheint.
Man kann aber auch versuchen, die Widersprüche in der Lehre und die sonstigen Probleme auszuhalten und an ihnen zu arbeiten. Dabei werden sich wiederum viele sachliche Differenzen als Beziehungsprobleme erweisen (z.B. kann man dabei lernen, sich selber nicht wichtiger zu nehmen als andere) - womit wir wieder am Anfang wären, d.h. bei den gottmenschlichen und zwischenmenschlichen Beziehungen. Z.B. nervst Du mich ja nicht durch Deine Ansichten. Mit denen kann ich bestens leben. Du nervst durch die übergriffige und z.T. beleidigende Art und Weise, wie Du sie vortragen zu müssen meinst. Die sachlichen Differenzen sind also gar nicht das Problem.
(25-01-2014, 22:00)petronius schrieb: aber interessant, daß du dich angesprochen fühlst, wenn ich die gläubischen eiferer hier im forum referiereDu hattest Dich völlig allgemein über die Gläubischen in diesem Forum geäußert - wobei ich nicht klären will, ob Du nun einfach bloß Hesse oder Sachse bist, oder ob Du nicht recht weißt, ob Du "gläubig" oder "abergläubisch" sagen wolltest. Für Dich ist das wahrscheinlich sowieso dasselbe.
Bei so einer allgemeinen Rede ohne jede Differenzierung darfst Du Dich nicht wundern, wenn man sich angesprochen fühlt.
Zitat:dann geh ich mal davon aus, daß der schuh zwar nicht für dich gedacht war, du ihn dir aber umso begeisterter anziehst, weil er paßtNa also, dann bist Du ja wenigstens einmal im Leben zufrieden.
