10-04-2014, 14:15
Ein letztes Beispiel, damit das hier nicht zum Monolog ausartet. Das Markus-Evangelium vertritt bekanntermassen eine adoptionistische Christologie. Jesus ist hier ein x-beliebiger, einfacher Mann aus Galilaea, der bei seiner Taufe zum Sohn Gottes erwaehlt wird (eine Vorstellung, wie sie Paulus fuer jeden Getauften schon vorher beschrieben hatte). Das ist uebrigens der erste Tod und die erste Auferstehung (wahrscheinlich ein Grund, warum die Taufe in spaeteren Evangelien entfernt wurde):
Gut, aber das Markus-Evangelium nimmt das Pessach-Fest als Vorbild. Jesus, der Galilaeer, wird hier durch Gott selbst als das fehlerlose Opfer-Lamm (oder Ziegenbock) fuer die Opferung im Tempel ausgewaehlt. Auch hier ist klar, wo die Reise hingeht. Von christlicher Seite wird gerne die Vergebung der Suenden in dieser Pessach-Zeremonie betont. Man sollte aber nicht den eigentlichen Anlass vergessen: die Befreiung aus der Sklaverei, der Auszug aus der Gefangenschaft. Hier ist es letztlich Gott, der den Tempel verlaesst.
Das eigentliche Suehnefest im israelischen Festtagskalender war nicht Pessach, sondern Jom Kippur. Markus hat das nicht vergessen. Es gibt mehrere Opfer zu Jom Kippur; das fuer den Hohepriester entfaellt offensichtlich bei Markus. Es werden aber zwei gleiche Ziegenboecke gebraucht, einer fuer die Suenden des Tempels, einer fuer die Suenden des Volkes. Letzterer wird aber nicht im Tempel geopfert, sondern herausgejagt, um in der Wildnis zu verenden (der Suendenbock). Auch bei Markus findet sich dieses Motiv:
Es gab keinerlei Gefangenenfreilassung zu Pessach, aber es gab das Los zu Jom Kippur. Barabbas (Bar Abbas, der Sohn des Vaters, also ein Zwilling von Jesus) ist der andere Messias, derjenige, der sein Ziel mit Waffengewalt durchsetzt, und dieser ist es, den das juedische Volk waehlt. Die Hohepriester haben ihre Erloesung verwirkt, aber die Freilassung des Barabbas ist nicht das, wonach es aussieht: er ist im Prinzip der Suendenbock, der die Suenden des juedischen Volkes traegt; er geht in die Wueste zu Azazel, um dort umzukommen, womit letztendlich auch die Suenden des Volkes erledigt sind.
Dies hat aber Konsequenzen fuer die Rolle von Jesus: wenn er nicht das Opfer fuer die Suenden des Volkes ist (das war hier Barabbas), dann ist er das andere: das Opfer fuer die Suenden des Tempels. Mit seinem Opfer reisst der Tempelvorhang, und der Herr verlaesst endgueltig sein ihm gebautes Haus. Was bleibt, ist ein leeres Grab. Womit das Evangelium endet.
Der Glaube endet hier natuerlich nicht. Er ist nur weitergezogen. Aber als Antwort reicht das hoffentlich.
Roemer 6 schrieb:3 Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? 4 So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln.
Gut, aber das Markus-Evangelium nimmt das Pessach-Fest als Vorbild. Jesus, der Galilaeer, wird hier durch Gott selbst als das fehlerlose Opfer-Lamm (oder Ziegenbock) fuer die Opferung im Tempel ausgewaehlt. Auch hier ist klar, wo die Reise hingeht. Von christlicher Seite wird gerne die Vergebung der Suenden in dieser Pessach-Zeremonie betont. Man sollte aber nicht den eigentlichen Anlass vergessen: die Befreiung aus der Sklaverei, der Auszug aus der Gefangenschaft. Hier ist es letztlich Gott, der den Tempel verlaesst.
Das eigentliche Suehnefest im israelischen Festtagskalender war nicht Pessach, sondern Jom Kippur. Markus hat das nicht vergessen. Es gibt mehrere Opfer zu Jom Kippur; das fuer den Hohepriester entfaellt offensichtlich bei Markus. Es werden aber zwei gleiche Ziegenboecke gebraucht, einer fuer die Suenden des Tempels, einer fuer die Suenden des Volkes. Letzterer wird aber nicht im Tempel geopfert, sondern herausgejagt, um in der Wildnis zu verenden (der Suendenbock). Auch bei Markus findet sich dieses Motiv:
Markus 15 schrieb:6 Er pflegte ihnen aber zum Fest einen Gefangenen loszugeben, welchen sie erbaten. 7 Es war aber einer, genannt Barabbas, gefangen mit den Aufrührern, die beim Aufruhr einen Mord begangen hatten. 8 Und das Volk ging hinauf und bat, dass er tue, wie er zu tun pflegte. 9 Pilatus aber antwortete ihnen: Wollt ihr, dass ich euch den König der Juden losgebe? 10 Denn er erkannte, dass ihn die Hohenpriester aus Neid überantwortet hatten. 11 Aber die Hohenpriester reizten das Volk auf, dass er ihnen viel lieber den Barabbas losgebe. 12 Pilatus aber fing wiederum an und sprach zu ihnen: Was wollt ihr denn, dass ich tue mit dem, den ihr den König der Juden nennt? 13 Sie schrien abermals: Kreuzige ihn! 14 Pilatus aber sprach zu ihnen: Was hat er denn Böses getan? Aber sie schrien noch viel mehr: Kreuzige ihn! 15 Pilatus aber wollte dem Volk zu Willen sein und gab ihnen Barabbas los und ließ Jesus geißeln und überantwortete ihn, dass er gekreuzigt werde.
Es gab keinerlei Gefangenenfreilassung zu Pessach, aber es gab das Los zu Jom Kippur. Barabbas (Bar Abbas, der Sohn des Vaters, also ein Zwilling von Jesus) ist der andere Messias, derjenige, der sein Ziel mit Waffengewalt durchsetzt, und dieser ist es, den das juedische Volk waehlt. Die Hohepriester haben ihre Erloesung verwirkt, aber die Freilassung des Barabbas ist nicht das, wonach es aussieht: er ist im Prinzip der Suendenbock, der die Suenden des juedischen Volkes traegt; er geht in die Wueste zu Azazel, um dort umzukommen, womit letztendlich auch die Suenden des Volkes erledigt sind.
Dies hat aber Konsequenzen fuer die Rolle von Jesus: wenn er nicht das Opfer fuer die Suenden des Volkes ist (das war hier Barabbas), dann ist er das andere: das Opfer fuer die Suenden des Tempels. Mit seinem Opfer reisst der Tempelvorhang, und der Herr verlaesst endgueltig sein ihm gebautes Haus. Was bleibt, ist ein leeres Grab. Womit das Evangelium endet.
Der Glaube endet hier natuerlich nicht. Er ist nur weitergezogen. Aber als Antwort reicht das hoffentlich.

