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APOKRYPHENBUCH als Grundlagenwerk ,,,
#23
(22-04-2014, 09:19)Kreutzberg schrieb: a) Ist es denn richtig dass als Urwerk die meisten Apokryphen in ÄGYPTEN entstanden sind ?

Aegypten war sicherlich ein Schwerpunkt der christlichen Gnosis, aber der Eindruck, dass dort das Zentrum aller nicht-orthodoxen christlichen Bewegungen war, kommt wohl mehr durch die Quellenlage. Da der Hauptbestand der ueberlebenden gnostischen Texte von einem einzigen Fund stammt, entsteht halt solch ein Eindruck.

Ansonsten wuerde ich Kleinasien als mindestens ebenso bedeutend ansehen, wenn nicht gar bedeutender. Marcionismus oder Montanismus kommen von dort, und ich habe Schaetzungen gesehen, dass etwa ein Drittel aller fruehen Christen solchen Bewegungen folgten.

Man darf sich nicht dem Irrglauben hingeben, dass damals eine organisierte Kirche bestand, die einfach grosse Teile ihrer Glaeubigen ausstiess. Das waren gleichberechtigte, unterschiedliche Straenge im Kontinuum der Christenheit. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass einige dieser Bewegungen zeitweise besser organisiert waren als die orthodoxen Christen, so z.B. die Marcioniten.

Die Konkurrenzkulte hatten aber gewisse kompetitive Nachteile. Die meisten gnostischen Kirchen waren als Mysterienkulte organisiert, was wohl die Verbreitung etwas hemmte. Die Marcioniten mit ihrer strikten Ablehnung von Sexualitaet hatten zudem ein demographisches Problem (ohne Kinder waechst man halt nur langsam) und drifteten auch relativ fix komplett in den Gnostizismus ab.

Unsere kanonischen Evangelien sollte man bei der Betrachtung des fruehen Christentums nicht uebersehen. Das Markus-Evangelium mit seinen Hinterbedeutungen hat das Zeug dazu, gnostische Texte anzustossen (es gibt auch eine Tradition, die das Wirken von Markus in Alexandria sieht). Das Matthaeus-Evangelium ist am ehesten als das der protCoolrthodoxen Kirche anzusehen. Im Lukas-Evangelium steckt die heilige Schrift der Marcioniten, angepasst fuer orthodoxe Glaubensinhalte. Das Johannes-Evangelium kommt von einer anderen, proto-gnostischen Gruppierung von Christen.

Uebrigens traf die Aussortierung nicht nur solche Richtungen, die in Gnostizismus abdrifteten. Die judenchristlichen Schriften wurden ebenfalls so ziemlich komplett verworfen, wohl einerseits, weil sie die Goettlichkeit Jesu so nicht herausstellten, zum anderen, weil dort Jakobus die Rolle des Petrus in den Evangelien einnahm. Die Thomas-Tradition scheiterte wohl auch an ihrer "niedrigen" Christologie.
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RE: APOKRYPHENBUCH als Grundlagenwerk ,,, - von Harpya - 18-04-2014, 18:29
RE: APOKRYPHENBUCH als Grundlagenwerk ,,, - von Ulan - 22-04-2014, 11:06
RE: APOKRYPHENBUCH als Grundlagenwerk ,,, - von Harpya - 27-04-2014, 17:59
RE: APOKRYPHENBUCH als Grundlagenwerk ,,, - von Harpya - 27-04-2014, 19:21
RE: APOKRYPHENBUCH als Grundlagenwerk ,,, - von Harpya - 27-04-2014, 20:14
RE: APOKRYPHENBUCH als Grundlagenwerk ,,, - von bridge - 29-04-2014, 02:02
RE: APOKRYPHENBUCH als Grundlagenwerk ,,, - von Harpya - 29-04-2014, 03:15
RE: APOKRYPHENBUCH als Grundlagenwerk ,,, - von bridge - 29-04-2014, 16:54
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RE: APOKRYPHENBUCH als Grundlagenwerk ,,, - von bridge - 29-04-2014, 23:39
RE: APOKRYPHENBUCH als Grundlagenwerk ,,, - von Harpya - 30-04-2014, 05:41

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