22-04-2014, 22:55
(20-04-2014, 12:44)Gundi schrieb: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"
Wie ist dieser Ausspruch zu bewerten? Er wirkt ja zunächst doch recht überraschend, wenn man die vorhergehenden und nachher gesprochenen Worte vergleicht, in denen er ja wieder auf seinen Gott vertraut.
Die theologischen Bewertungen hast Du ja anscheinend gelesen. Das mit den "vorher" und "nachher" gesprochenen Worten meinst Du wohl waehrend der Karfreitags-Liturgie? Ich frage nur, weil in den beiden Evangelien, wo das vorkommt (Markus und Matthaeus) dies die einzigen Worte sind, die Jesus spricht.
Dazu muss man beachten, dass fuer Markus Jesus ein gewoehnlicher Mensch war, der nur durch den (Hl.) Geist Gottes durch diese Prozedur getrieben wurde. Der Mensch Jesus sah in diesem Moment, dass er gleich sterben wuerde. Und der Heilige Geist verliess ihn dann auch prompt (das geht in den meisten Uebersetzungen unter).
Bei Markus steht Jesus aber auch fuer den Tempel. Er ist ein Mensch, der in diesem Moment den Tempel (oder Traeger) Gottes darstellt. So wie Gott den Tempel Jerusalems endgueltig verlaesst (der zerreissende Vorhang), verlaesst der hl. Geist den Menschen Jesus. Der Tempel ist jetzt genau so tot wie Jesus. Das wird auch am Ende des Evangeliums durch das leere Grab symbolisiert.
Falls Dich mehr die liturgische Bedeutung interessiert, musst Du jemand anderen fragen.


