(25-04-2014, 13:32)Lelinda schrieb: Die Theorie, dass Barabbas von den Evangelisten erfunden wurde, um dem jüdischen Volk zu unterstellen, es hätte den falschen Messias gewählt, klingt jedoch ziemlich plausibel.
Es passt auch zu anderen Aspekten des Evangeliums. Denke an den Verrat des Judas Iskariot. Judas/Jehuda ist zwar einerseits ein sehr gewoehnlicher Name, ist aber auch der Name des legendaeren Stammvaters des Stammes Juda, steht also fuer "den Juden" an und fuer sich (mit der Deutung ist spaeter viel Schindluder getrieben worden). Bei "Iskariot" finde ich die Deutung "der Sikarier" am einleuchtendsten, der "Dolchtraeger". Das ist der Name einer Widerstandbewegung, die den Kampf gegen die Roemer mit Attentaten aufnahmen und dabei auch der juedischen Bevoelkerung gegenueber nicht zimperlich waren. Also findet man hier wieder den Aspekt des Aufstands als Verrat an Gott, den Kuss als Lippenbekenntnis zum Glauben ohne die Ueberzeugung dahinter.
Dieser Aspekt streckt sich auch zu den anderen Aposteln. Man kann "Simon Zelotes" natuerlich einfach als Simon den Eiferer sehen, der halt sehr glaeubig war. Nun hatte "Zelot" zur Zeit des juedischen Aufstands natuerlich eine andere Assoziation, naemlich den eines Mitglieds des bewaffneten Widerstandes. Man kann auch innere Argumente aus dem Text des Markus-Evangeliums waehlen, wo die Apostel Jesus nie verstehen und sich schon Plaetze neben seinem Thron sichern wollen, wenn er denn endlich Koenig ist.