(29-04-2014, 12:15)Lelinda schrieb:Zitat:Das die Evangelien verschiedene Christologien beinhalten,ist ganz großer Unfug und verdrehung der Wahrheit !
Wirklich? Laut Johannes-Evangelium kommt man nur durch Jesus ins Reich Gottes, was ich interpretieren muss als: "nur, wer an Jesus glaubt". Was Nicht-Christen ausschließt.
Nach dem Matthäus-Evangelium geht es nur darum, ob man seinen Mitmenschen Gutes getan hat. Und zwar ausdrücklich unabhängig davon, ob man ihn dabei mit Jesus identifiziert hat oder nicht. Was die Errettung oder Verdammung für ALLE offen lässt und zwar unabhängig von der Religion.
Ich finde, das sind sehr, sehr große und auch bedeutende Unterschiede.
Bei dem Begriff "Christologie" geht es erst einmal nur um die Eigenschaften der Figur Jesus Christus; ist er Mensch, Gott, beides; und wenn Gott, dann ab wann?
- Paulus lehrt eine "hohe" Christologie (hoch ist wohl davon abgeleitet, dass "Gott" einen hoeheren Rang hat als ein "Mensch"); das Menschliche an Jesus tritt bei ihm vollkommen zurueck und interessiert ihn nicht die Bohne. Die Auferstehung macht Jesus aus.
- Markus verwendet eine "niedrige" Christologie, d.h. Jesus ist erst einmal Mensch, der dann vom Heiligen Geist "besessen" wird (das geht im deutschen Text unter, aber das Wort, das hier verwendet wird, ist dasselbe wie bei Besessenheit durch einen Daemon); Jesus wird bei der Taufe als Gottes Sohn adoptiert, weshalb man diese Christologie auch als "Adoptianismus" bezeichnet.
- Matthaeus und Lukas haben beide eine mittlere Christologie: Jesus ist Gottes Sohn seit der Zeugung. Sie unterscheiden sich immer noch in gradueller Natur; der Jesus bei Matthaeus ist immer noch zoegerlich, aengstlich, und seine menschliche Natur dominiert; bei Lukas strahlt Jesus schon eine gewisse Ruhe und Ueberlegenheit aus, er steht also mehr ueber den Dingen.
- Johannes hat zuletzt wieder eine "hohe" Christologie; Jesus ist das von Anbeginn der Zeiten bestehende Wort, er haelt Lehrvortraege und weiss alles im Voraus; er ist Gott, der nicht zoegert.

