(04-05-2014, 00:06)Lelinda schrieb: Ein Geschehen als böse beurteilen zu wollen, setzt voraus, dass es jemanden gibt, der mit dem Geschehen eine Absicht verfolgt hat. Im Beispiel Fahrstuhl-Unfall könnte das ein Mensch sein, der den Fahrstuhl absichtlich manipuliert hat, jemand, der wusste, dass der Fahrstuhl kaputt ist, aber kein Interesse (oder keine Lust) hatte, die Benutzer zu warnen, ein Gott, der absichtlich in diesem Moment für den Unfall gesorgt hat, oder ein Gott, der das Unglück einfach geschehen ließ.
Mit anderen Worten: für ein "böses" Geschehen ist ein Wesen (egal, ob Mensch oder Gott) verantwortlich, das voraussehen konnte, was passieren würde, dieses aber (billigend oder desinteressiert) in Kauf genommen - oder aber sogar gewollt hat.
Geschieht so ein Unglück aber ohne bewusstes menschliches bzw. göttliches Zutun bzw. Nichts-Tun (zum Beispiel, weil es keinen Gott gibt und kein Mensch wusste, dass der Fahrstuhl schon marode war), bleibt das Unglück zwar trotzdem tragisch, hat mit "Bösem" aber nichts zu tun. "Böses" setzt eine böswillige Absicht voraus.
Hierbei würde man das Unglück selbst als böse bezeichnen, das ohne Zutun des Menschen. Man sagt dann "Es gab ein böses Unglück."
Das Böse ist da, schließlich gibt es Opfer.
Dass Menschen dies ist als Unglück, Tragik oder was auch immer bezeichnen, ist die Bezeichnung. Aber das Böse war an Ort und Stelle, ansonsten würde es kein Unglück geben.
Ob der Fahrstuhl durch Menschenhand Menschen in den Tod brachte oder durch einen Defekt. Für mich spielt es keine Rolle, um das Böse zu identifizieren. Es ist trotzdem da.
Alle Ereignisse, die man als grausam, schrecklich, schlimm, übel etc. erachtet, bezeugen die Spuren des Bösen.

