(29-06-2014, 21:53)Sinai schrieb: Habe mal im Autoradio eine Sendung gehört, da wurde gesagt, daß es in der altsemitischen vormosaischen Welt noch den Polytheismus gab. Mehrere Elohim.
Den gab's wahrscheinlich noch bis in die hellenistische Zeit. Die Idee des Monotheismus wurde erst nach der "Babylonischen Gefangenschaft" so langsam in das Judentum eingefuehrt und brauchte auch danach noch Jahrhunderte, um sich durchzusetzen.
Jahwe war wahrscheinlich davor so etwas wie der Hauptgott einiger Koenige. Dass Baal auch in Israel und Judaea verehrt wurde, kennen wir aus der Bibel ja zu genuege, obwohl dies mehr der Hauptgott des Nordens war. Bei Ezekiel wird die Verehrung von Tammuz direkt am Eingang von Salomos Tempel beschrieben. Jeremia erwaehnt zwei Mal die Verehrung der Koenigin des Himmels, wahrscheinlich Astarte oder Asherah. Jahwes Frau, Asherah, ist in der Bibel spaeter zu einem Kultobjekt (die Bibeluebersetzungen schreiben meist Pfahl oder Hain) umgedeutet worden. Sie ist bekannt von einer gemeinsamen Inschrift auf einem gewidmeten Gefaess aus dem Sinai (fuer Jahwe und seine Asherah), und auch in Ugarit werden El und Asherah gepaart gezeichnet. Im Prinzip kommt sie immer noch in 8 verschiedenen Buechern der Bibel vor, allerdings kaum erkenntlich.
Beim heutigen Lesen faellt das kaum auf. Wenn in 5 Mose 16 z.B. steht:
"21 Du sollst neben dem Altar des Herrn, deines Gottes, den du dir baust, keinen Kultpfahl, keinerlei Holz einpflanzen."
Dann heisst das, dass man Jahwe's Frau keine Kultfigur mehr hinstellen soll, da Asherah im Allgemeinen als als hoelzerner Baumpfahl mit Gesicht dargestellt wurde, als Symbol des Wachsens und der Fruchtbarkeit. Anscheinend stammt der Satz von nach der Scheidung.
Ich hatte schon bei der Diskussion um die "Kain und Abel"-Geschichte darauf hingewiesen, dass die wohl nur erklaeren sollte, warum Jahwe nur Tieropfer bekommt. Die Feldfruechte waren fuer seine Frau gedacht.