(05-07-2014, 00:45)Sinai schrieb: Mag schon sein, daß bis 1850 sehr viele afrikanische Sklaven nach Brasilien verschleppt worden sind. Das war vor mehr als 160 Jahren.
Genau. Und man hat darueber auch ziemlich genaue Zahlen. Der Import von Sklaven in die USA war uebrigens schon seit 1804 verboten. Ausserdem, um das hier noch mal ganz klar zu machen, weiss man genau, wie viele afrikanische Sklaven in welche amerikanischen Laender gingen. Hier noch mal die Statistiken:
Transatlantisch verschiffte schwarzafrikanische Sklaven 1525-1866: 12,5 Millionen
In alle amerikanischen Laender importierte Schwarzafrikaner (also den Transport Ueberlebende): 10,7 Millionen
Nach Brasilien importierte schwarzafrikanische Sklaven: 4,86 Millionen
Direkt in das Gebiet der USA (incl. vormalige britische Kolonien) importierte schwarzafrikanische Sklaven: 0,388 Millionen
Indirekt ueber die Karibik in das Gebiet der USA importierte Sklaven: 0.06-0.07 Millionen
Das heisst, alleine in das katholische Brasilien wurden etwa 11-mal mehr schwarzafrikanische Sklaven importiert als in die USA und Vorlaeufer-Kolonien. Insgesamt wurden etwa 94% aller schwarzafrikanischen Sklaven in die Karibik und nach Suedamerika importiert (davon etwa 20% in britische Kolonien, der Rest in katholische Laender).
(05-07-2014, 00:45)Sinai schrieb: Wenn heute von einigen geredet wird, daß heute in Brasilien viele Menschen afrikanischer Abkunft leben sollen, so ist das reines Wunschdenken, Vermutungen, Gewäsch.
Nein, das sind ziemlich exakte Zahlen und Statistiken.
(05-07-2014, 00:45)Sinai schrieb: Reine Populärwissenschaft auf unterstem Niveau. Nach dem Augenschein von irgendwelchen selbsternannten "Rasseexperten". Denn wie wollte man das wissen ohne Vorhandensein von Geburtsregistern bei den Sklaven. Da gab es so viele gemeinsame Nachkommen mit Indios und auch viele gemeinsame Kinder aus den verschiedenen afrikanischen Sklavenstämmen. Absolut unsinnig, da irgendwelche Aussagen zu treffen ! Willst Du etwa Menschen nach ihrer Pigmentierung rassisch klassifizieren ?
Warum liest Du, anstatt Deine Fantasie mit unsinnigen Thesen hier zu verbreiten, nicht einfach nach?
(05-07-2014, 00:45)Sinai schrieb: Du schreibst:(02-07-2014, 16:54)Ulan schrieb: Du kannst Dir ja mal die Rassenzusammensetzung von Brasilien anschauen
Ich frage nochmals: Wie tut man das ?? "Rassenzusammensetzung" . . . was für ein Wort
Dazu gibt's einen sehr langen Artikel auf Wikipedia: *http://en.wikipedia.org/wiki/Race_and_ethnicity_in_Brazil
Zum einen gibt's Zensus-Daten von 1872 bis 2010. Wie international ueblich, werden die Befragten zur Selbstindentifikation aufgefordert. Brasilien benutzt dabei die Kategorien "weiss", "braun", "schwarz", "gelb" und "eingeboren". Beschwer' Dich nicht bei mir, das sind die Kategorien. Dabei identifizierten sich 49,4% als weiss, 42,3% als braun, 7,4% als schwarz, 0,5% als gelb, 0,3% als Eingeborene.
Nun ist das natuerlich einerseits Selbstidentifikation, und andererseits hat es in Brasilien sehr viel mehr Rassenmischung gegeben als in den USA. Es gab viel mehr Sklaven als in den USA, auch arme Leute konnten sich Sklaven leisten, und es kam zu sehr vielen Mischehen, da die meisten europaeischen Einwanderer Maenner waren. Aufschluss ueber diese Fragen geben genetische Studien.
Schaut man sich die selbstidentifizierte "weisse" Bevoelkerungsgruppe genetisch an, so findet man 98% europaeische Y-Chromosomen, 2% afrikanische Y-Chromosomen und eine komplette Abwesenheit amerindischer (also "eingeborener") Y-Chromosomen. Von muetterlicher Seite allerdings findet man nur 39% europaeische mtDNA, 33% amerinidische mtDNA und 28% afrikanische mtDNA. D.h., auch in der selbstidentifizierten weissen Bevoelkerungsgruppe haben 28% afrikanische Sklaven als Vorfahren muetterlicherseits.
Bei der selbstidentifizierten "schwarzen" Bevoelkerungsgruppe sieht es bei den Y-Chromosomen so aus, dass etwa 50% wenigstens einen europaeischen maennlichen Vorfahren hatten, 48% afrikanische und 1,6% einen amerindischen. Muetterlicherseits (mtDNA) waren die Zahlen 85% afrikanisch, 12,5 % amerindisch und 2,5% europaeisch. Fuer viele weitere Studien, siehe den gelinkten Artikel.
Man kann solche Dinge also sehr genau feststellen und muss keine Vermutungen anstellen. Die genetischen Daten bestaetigen das aus der Geschichte bekannte Bild, dass die hauptsaechlich maennlichen europaeischen Einwanderer oft indianische oder afrikanische Frauen nahmen, was zu der heutigen Bevoelkerungsmixtur gefuehrt hat. Insgesamt macht sich der riesige Anteil ehemaliger afrikanischer Sklaven in Brasilien quer durch die Gesellschaft bemerkbar. Der Nordosten Brasiliens (Bahia etc.) ist auch kulturell stark afrikanisch gepraegt.

