(20-07-2014, 17:10)Sinai schrieb: Das ist einzig und allein Deine private Idee oder Deine private Vermutung oder Dein privater Glaube.
Stell das nicht als gesicherte Tatsache her
Nein, das zeigt nur, dass Du doch keine Ahnung davon hast, was ein Midrasch ist. Nimm die vier Stadien des Midrasch (nach I. Levkovich):
1. Peschat - "Einfaches", wörtliche Bedeutung des Satzes;
2. Derasch - "Untersuchung", Auslegung des Satzes unter der Berücksichtigung des Kontextes bzw. der zusätzlichen Information;
3. Remes - "Andeutung", allegorische Erklärung des Verses, als eines latenten Hinweises auf die dem Wörtlichen fern liegenden Tatsachen;
4. Ssod - "Geheimnis", mystische Deutung aufgrund der Tradition und Offenbarung.
Besonders die Stadien 3 und 4 erfordern weitgehende Hinzudichtungen zu Tora-Geschichten, welche in die neue Allegorie eingebunden sind und Bedeutungen erschliessen sollen, die im Text so erst einmal nicht (offensichtlich) enthalten sind. Man sieht diese Vorgehensweise auch in der Bibel selbst, wie die Prophetien von Jeremia zu Daniel bis hin zum NT umgedeutet wurden, um sie jeweils an neue Kontexte anzupassen, oder auch in den Qumran-Rollen.
Waehrend ein Midrasch-Halacha dazu dient, Gesetze aus dem Tora-Text abzuleiten (also meist auf Stufen 1 bis 2 bleibt), geht es beim Midrasch-Hagada darum, einen allegorischen Kommentar zur Tora zu verfassen, um juedische Weltanschauung und Verhaltensmuster zum Ausdruck zu bringen. Deine Moses-Frage faellt wohl unter Hagada, da die beschnittene Geburt Mose eine "dem Wörtlichen fern liegenden Tatsache" ist.

