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Meinungen zur Datierung der Texte des Neuen Testaments
#29
(07-08-2014, 19:50)Bion schrieb:
(07-08-2014, 18:59)konform schrieb: Nach John A. T. Robinsons Überzeugung wurden die Schriften zu folgenden Zeiten abgefasst: ...

Robinsons Datierungsvorschläge, die vornehmlich vom eigenen Wunschdenken getragen waren, fanden schon zu seinen Lebzeiten wenig Anerkennung bei den Fachkollegen. Heute füllt K. Berger "die Lücke", die Robinson hinterlassen hat.

Wer sich an der Meinung der Außenseiter orientieren will, mag das tun.


(07-08-2014, 18:59)konform schrieb: Robinson nimmt die Äußerungen Irenäus und Eusebius’ näher ins Visier. Danach sind die Hinweise auf eine Abfassung der Offenbarung im Jahr 95, zur Regierungszeit Domitians, so eindeutig nicht wie allgemein geglaubt wird.

Eusebius (KG III 18) sagt, dass Johannes unter Domitian wegen seines Eintretens für das göttliche Wort auf die Insel Patmos verbannt worden war.

Irenäus (haer. V 30,3) hält fest, dass Johannes vor gar nicht langer Zeit, sondern soeben erst am Ende der Regierung des Domitian, die Apokalypse geschaut hat.

Was da nicht eindeutig sein soll, erschließt sich mir nicht.

Man gewinnt beim Lesen der Kommentare den Eindruck, dass den Autoren vor allem daran liegt, die Glaubwürdigkeit der Schrift in Frage zu stellen. Dafür spricht insbesondere die Einseitigkeit der Kommentierung: im Vordergrund steht die Kritik an Ungenauigkeiten der Schrift. Aussagen zeitgenössischer Zeugen, die vor jedem Gericht gewürdigt werden müssten, spielen dagegen höchstens eine nachgeordnete Rolle. Im Laufe des 19. Jahrhunderts vollzog die Theologie einen dramatischen Richtungswechsel. So spielte Charles, “in seinem gelehrten und erschöpfenden Kommentar...nicht einmal auf Horts Darstellung der Gründe für eine frühe Datierung an, und im Verlauf meiner Forschungen ist mir nicht ein einziger moderner Neutestamentler begegnet, der sich zugunsten dieser Darstellung ausgesprochen hätte - mit Ausnahme von Torrey und kürzlich auf exzentrische Weise J. Massyngberde Ford.” *)

*) John A. T. Robinson: Wann entstand das Neue Testament? Paderborn 1986, S. 236.

Es ist wie in anderen Disziplinen: Die “Theorie der Plattentektonik”, die dem biblischen Flutbericht diametral entgegensteht, setzte sich zunächst mehr zufällig durch. Die Naturalisten spürten aber recht schnell, welches Mittel ihnen damit in die Hand gegeben wurde, die vermeintlich dringend benötigten riesigen Zeiträume zu bestätigen...

Die Auseinandersetzung über die Datierung der neutestamentlichen Schriften kommt ja nicht von ungefähr. Die Früh-Datierer haben durchaus Gründe für ihre Sicht. Wie schon mal erwähnt, müsste Johannes bei der Abfassung der Offenbarung um die neunzig gewesen sein. Und das bei der Schaffung eines so kraftvollen Werkes.

Zitat:Noch schwieriger wird die Tradition, die eine Datierung mit der domitianischen Herrschaft verbindet; Eusebius zitiert aus Klemens von Alexandrien:

“Als er nach dem Tode des Tyrannen von der Insel Patmos nach Ephesus überwechselte, pflegte er, wenn man ihn darum bat, auch in die benachbarten Gegenden der Heiden zu gehen, um an einigen Orten Bischöfe einzusetzen, an anderen ganze Kirchen zu organisieren, an anderen wiederum irgendeinen von denen, denen der Geist gegeben war, in irgendeinen Ordo einzusetzen,”

Um letzteres zu verdeutlichen, berichtet Klemens sodann über einen jungen Mann; Johannes überredet den Bischof, diesen zu fördern und ihn als seinen Schützling zu erziehen. Die Geschichte nimmt eine Reihe von Jahren in Anspruch; während dieser Zeit entwickelte sich der junge Mann zu seinem Nachteil. Sie endete damit, dass der Apostel zu Pferde aufbrach, um ihn aufzusuchen, und er züchtigte ihn “mit aller Macht”! All dies ist nach 96 unbegreifbar. Klemens erwähnt jedoch nirgendwo den Namen des “Tyrannen”. Es könnte auch ein früherer Herrscher gewesen sein; erst Eusebius identifizierte ihn mit Domitian.

*) John A. T. Robinson: Wann entstand das Neue Testament? Paderborn 1986, S. 233.

So frei agieren wie der obige Text suggeriert, konnte Johannes wohl schon längst nicht mehr. Dem Schluss zum 2. und 3. Brief zufolge musste Johannes bereits um das Jahr 60 mit schriftlichen Äußerungen vorsichtig sein.

Nur nebenbei: Die Schrift bestätigt die im zitierten Text dem Apostel Johannes unterstellten Charakterzüge nicht.
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