(13-08-2014, 13:51)Lelinda schrieb: Du meinst, der Satz ist eine spätere Erfindung? Ursprünglich wäre also tatsächlich nicht gemeint gewesen, dass Jesus (zumindest in diesem Fall) dagegen gewesen wäre, ein Dorf zu vernichten?
Darauf hatte ich weiter oben schon hinweisen wollen. Der Hinweis auf Elia findet sich nur im spaeten byzantinischen Text (wie gesagt, die Vorlagen fuer Luthers Vorlage waren aus dem 11.-15. Jahrhundert), und da hat wohl ein eifriger Kopist die Aussage abgemildert, weil das in den alten Texten nicht steht.
(13-08-2014, 13:16)Sinai schrieb: Wenn das tatsächlich geschehen sein sollte, dann wären das keine Kopisten, sondern Fälscher
Das kam oft vor. Deshalb ist ja die Haltung der biblischen Literalisten so laecherlich. Auch bei unseren aeltesten Bibeln ist klar, dass sie, wegen der zahlreichen Unterschiede im Text, nicht von denselben Vorlagen stammen konnten. Die Sache mit der "wortgetreuen Ueberlieferung" ist ein offensichtliches Maerchen.
Falls es Dich troestet: Umgekehrt bedeutet das natuerlich auch, dass niemand weiss, welcher der vielen Editoren des Lukas-Evangeliums diesen Satz da als Erster hineingeschrieben hat. Stand der im Ursprungstext? Man koennte mal nachschauen, ob Irenaeus oder Tertullian den zitieren, ob er schon in Markions Version des Evangeliums stand. All dies unter der Annahme, Irenaeus oder Tertullian waeren wortgetreuer ueberliefert worden, was nun auch nicht unbedingt der Fall ist.
Dazu kommt noch, dass das Lukas-Evangelium selbst schon eine Ueberarbeitung von mehreren anderen Vorlage-Texten ist. Du kannst Dir vorstellen, was das fuer die Annahme von "authentischen" Jesus-Worten bedeutet.