(14-08-2014, 23:49)Ekkard schrieb: Ich meinte mit "Erzählungen der Tradition" gar nichts so Tiefschürfendes, sondern jene Predigten, die in christlichen Gemeinden von Jesus, seinem Leben, seinen Bestrebungen und seiner Hinrichtung kursierten.
Das sind ab einem gewissen Punkt sicherlich Traditionen, aber sie wirken spaet. Irgendwie laeuft hier der Wagen vor dem Pferd.
(14-08-2014, 23:49)Ekkard schrieb: Paulus war mit seinen Briefen wohl einer der Ersten, die diese mündlichen Überlieferungen fest gehalten (und natürlich theologisch gedeutet) haben.
Gerade das hat er ja eben nicht getan. Versuche mal, irgendetwas ueber Jesus aus den Briefen des Paulus abzuleiten. Du erfaehrst, dass er von einer Frau geboren (eigentlich "gemacht") wurde und am Kreuz gestorben ist. Du erfaehrst die Worte zur Eucharistie, und dass Jesus erwaehnt habe, dass man seinen Prediger bezahlen solle. Wenn Du nur diese Briefe haettest, wuesstest Du nicht einmal, dass Jesus irgendetwas in Judaea oder Jerusalem gemacht hatte, und auch nicht, dass er etwas gepredigt hatte. D.h., hier ist kein Ansatzpunkt fuer Tradition, die darueber hinausgeht, was ich da obenso ziemlich umfassend aufgezaehlt habe; das ist ausgesprochen wenig.
Falls Du natuerlich die Tradition darin siehst, dass die Lehren, die Paul angeblich per Vision von oben bekommen hatte, dann spaeter auf Jesus uebertragen und so weiter "tradiert" wurden, ist das natuerlich einerseits Tradition (der Inhalt sozusagen) und zum anderen Neuerfindung (die Umstaende). Zur Tradition der Kirche hat er natuerlich sehr viel beigetragen. Nur Paulus selbst hat nicht tradiert.
(14-08-2014, 23:49)Ekkard schrieb: Wenn das anders gesehen wird, will ich es auch nicht weiter vertiefen...
Gut, man muss ja nicht alle Traditionen hinterfragen.