(20-08-2014, 15:18)Lelinda schrieb: Vom brutalen Tenor her, nach dem Gott schlimmste Greuel beschlossen (!) hat,die unbedingt geschehen sollen, gibt es da in der Tat eine Konsistenz.
Oh, das ist unbestritten. Dass das Buch Daniel auf die apokalyptischen Bewegungen um die Zeitenwende einen grossen Einfluss hatte, ist tatsaechlich gaengige Auffassung. Nicht umsonst ist es bei den Qumran-Schriften aussergewoehnlich oft zu finden. Es gab auch unter den fruehchristlichen Texten mehrere Apokalypsen, also nicht nur die des Johannes, und in unserer (wahrscheinlich) aeltesten erhaltenen vollstaendigen Bibel ist auch der Hirte des Hermas enthalten, eine weitere Apokalypse.
Im Prinzip kann man die Evangelien auch als apokalyptische Literatur verstehen, trotz des Tons (einige enthalten ja auch offene Apokalypsen). Sie beschreiben die Ruhe vor dem Sturm. Man beachte z.B., wie im Markus-Evangelium die Strafe ueber das juedische Volk als mehr oder weniger unabwendbar dargestellt wird (den juedischen Zuhoerern darf nichts erklaert werden; Nichtjuden hingegen wird offen erklaert). Das ist ja auch einer der Gruende, warum die Evangelien spaet datiert werden; sie erklaeren die Zerstoerung des Tempels und das Schicksal des juedischen Volkes aus mythisch-historischer Sicht, und sie erklaeren auch, warum der Messias nicht eingeschritten ist.
Insofern sind sie auch Texte zur Schadensbegrenzung, da die Glaeubigen ja nun schon seit Jahren auf die versprochene Wiederkehr Jesu warteten, und dann das.