(24-08-2014, 00:39)Sinai schrieb: Ich vermute, Du argumentierst folgendermaßen:
Eine antike Stadt brennt ab, nachdem ein Prophet gewarnt hatte. Nun sagst Du, die Schrift konnte logischerweise erst nach dem Brand geschrieben worden sein, da es keine Prophetie gibt . . .
Das hat eine gewisse Logik.
Deine Ausfuehrung hat zwar nichts mit meiner Aussage zu tun, die Du da zitiert hast, aber ich gehe da trotzdem darauf ein.
Nein, ganz so einfach ist das mit der Logik hier nicht. Leute glauben ja deshalb an Prophezeiungen, oder deren moderne Variante, wie z.B. Horoskope oder Astrologie, weil jede Prophezeiung - auch ganz ohne prophetische Gabe - eine gewisse Wahrscheinlichkeit hat, einzutreffen. Eine Vorhersage, dass Jerusalem zerstoert wuerde, war gar nicht so riskant, weil das im Laufe von Jerusalems Geschichte recht oft passierte. Die Vorhersage der Tempelzerstoerung war schon etwas spezifischer, aber auch nicht vollkommen aus dem Nichts heraus. Erstens war das schon einmal passiert, und zweitens hing das Damokles-Schwert der "spirituellen" Zerstoerung anlaesslich der Umwidmung zu einem Zeus-Tempel 200 Jahre zuvor ueber diesem Gebaeude.
Wenn also die Spaetdatierung einzig und allein an dieser Sache mit der Vorhersage der Tempelzerstoerung haengen wuerde, waere das ein schwaches Argument, da die Wahrscheinlichkeit zwar so aussieht, aber das ist kein Totschlagargument. Weltuntergangspropheten gab's in der juedischen Geschichte am laufenden Band, da kam's auf einen mehr oder weniger auch nicht an. Aber daran haengt die Datierung ja nicht. Es ist nur ein Indiz unter vielen.


