02-09-2014, 17:16
Zusammenfassung von „Bild der Wissenschaft“ 07/2014, S. 56-63 (mit Interview):
Drei Buschmänner aus Namibia haben im Auftrag von zwei deutschen Prähistorikern als Spezialisten für Fährtenlesen steinzeitliche Fußspuren (und auch Spuren von Fingern, Knien und Ellenbogen) in Höhlen in Südfrankreich untersucht. Diese Fußspuren waren teilweise sehr schwer zugänglich. Sie stammen aus der Kultur der Magdalénien und sind ca. 12.000-18.000 Jahre alt.
Während die (europäischen) Forscher bisher – im Gegensatz zu den Felsbildern in der gleichen Höhle - wenig mit den Fußspuren anfangen konnten, konnten die afrikanischen Fährtenleser eine Menge über die Menschen, die die Spuren hinterlassen haben, herauslesen. Zum Beispiel über Geschlecht, etwaiges Alter, Gesundheitszustand (z.B. Hinken oder Betrunken-Sein), Laufgeschwindigkeit und momentane Tätigkeit (z.B. Tanzen). Fußspuren, die zur gleichen Zeit entstanden sind, können darum, ähnlich wie ein Video, eine Momentaufnahme bieten. Dabei mussten einige Funde neu interpretiert und einige angebliche Erkenntnise revidiert werden. So stellte sich heraus, dass die Menschen der Megdalénien noch keine Schuhe trugen, obwohl man das bisher immer gedacht hatte.
In den Höhlen fanden sich Spuren von Männern, Frauen und Kindern. Zwei Personen holten aller Wahrscheinlichkeit nach Lehm aus einer Lehmgrube, um damit eine noch heute vorhandene Lehmskulptur zweier Wisente zu bauen, die etwa 90 kg wiegt. Dabei gingen sie auf den Fersen, anscheinend, um unerkannt zu bleiben, wobei unklar ist (und auch von den Buschleuten nicht interpretiert wird), ob unerkannt vor anderen Menschen oder vor Geistern.
Die drei Fährtenleser verfuhren beim Lesen der Spuren übrigens so, dass sie erst jeder allein betrachtete, dass sie danach miteinander ihre Vermutungen (z.B: hier ist ein 14-jähriger Junge gegangen) austauschten und dass sie dann die plausibelste davon auswählten. Was (auch) sie nicht erklären konnten, ließen sie offen. Laut eines der beiden Prähistoriker ist das wissenschaftliches Vorgehen.
Um die Spur eines Menschen zu interpretieren, braucht man länger als für die eines Tieres. In ihrer Heimat untersuchen die Fährtenleser auch die Spuren ihrer Familienmitglieder, wenn diese nicht zu Hause sind, um z.B. herauszufinden, wo sie hin und wann sie weggegangen sind. Schließlich gibt es dort kein Telefon.
Drei Buschmänner aus Namibia haben im Auftrag von zwei deutschen Prähistorikern als Spezialisten für Fährtenlesen steinzeitliche Fußspuren (und auch Spuren von Fingern, Knien und Ellenbogen) in Höhlen in Südfrankreich untersucht. Diese Fußspuren waren teilweise sehr schwer zugänglich. Sie stammen aus der Kultur der Magdalénien und sind ca. 12.000-18.000 Jahre alt.
Während die (europäischen) Forscher bisher – im Gegensatz zu den Felsbildern in der gleichen Höhle - wenig mit den Fußspuren anfangen konnten, konnten die afrikanischen Fährtenleser eine Menge über die Menschen, die die Spuren hinterlassen haben, herauslesen. Zum Beispiel über Geschlecht, etwaiges Alter, Gesundheitszustand (z.B. Hinken oder Betrunken-Sein), Laufgeschwindigkeit und momentane Tätigkeit (z.B. Tanzen). Fußspuren, die zur gleichen Zeit entstanden sind, können darum, ähnlich wie ein Video, eine Momentaufnahme bieten. Dabei mussten einige Funde neu interpretiert und einige angebliche Erkenntnise revidiert werden. So stellte sich heraus, dass die Menschen der Megdalénien noch keine Schuhe trugen, obwohl man das bisher immer gedacht hatte.
In den Höhlen fanden sich Spuren von Männern, Frauen und Kindern. Zwei Personen holten aller Wahrscheinlichkeit nach Lehm aus einer Lehmgrube, um damit eine noch heute vorhandene Lehmskulptur zweier Wisente zu bauen, die etwa 90 kg wiegt. Dabei gingen sie auf den Fersen, anscheinend, um unerkannt zu bleiben, wobei unklar ist (und auch von den Buschleuten nicht interpretiert wird), ob unerkannt vor anderen Menschen oder vor Geistern.
Die drei Fährtenleser verfuhren beim Lesen der Spuren übrigens so, dass sie erst jeder allein betrachtete, dass sie danach miteinander ihre Vermutungen (z.B: hier ist ein 14-jähriger Junge gegangen) austauschten und dass sie dann die plausibelste davon auswählten. Was (auch) sie nicht erklären konnten, ließen sie offen. Laut eines der beiden Prähistoriker ist das wissenschaftliches Vorgehen.
Um die Spur eines Menschen zu interpretieren, braucht man länger als für die eines Tieres. In ihrer Heimat untersuchen die Fährtenleser auch die Spuren ihrer Familienmitglieder, wenn diese nicht zu Hause sind, um z.B. herauszufinden, wo sie hin und wann sie weggegangen sind. Schließlich gibt es dort kein Telefon.

