08-11-2014, 22:37
(08-11-2014, 17:53)Bion schrieb: Die Götter wurden geachtet, in manchen Gemeinschaften (zB in Athen) mehr, in anderen (zB in Sparta) weniger, ob und in welcher Weise sie wirkungsmächtig waren, da lagen die Ansichten oft weit auseinander, wobei aber in der Regel niemand interessierte, was der Nachbar glaubte bzw. darüber dachte.Der Apostel Paulus hat nach eigenem Bekunden vor den Korinthern gepredigt. Offenbar hat man ihm zugehört, als den „unbekannten Gott“, der dort „sicherheitshalber“ verehrt wurde, als jenen Gott verkündete, den Jesus „Vater“ genannt hatte. Anscheinend hat Paulus so eindrucksvoll gesprochen, dass er einige Anhänger gewinnen konnte. Allerdings war die korinther Gemeinde so heterogen, dass es später ernsthafter Ermahnungen bedurfte. Ein gewisser christologischer Gruppenzwang hat dann erst zur wirklichen Christengemeinde geführt, so mein Eindruck mit den neutestamentlichen Paulus-Berichten. Den Erfolg des Christentums führe ich auf den Erfolg bei den unterprivilegierten Bevölkerungsschichten insbesondere den Frauen zurück. In deren Augen waren strengere, gottgewollte Regelungen vonnöten, welche geeignet schienen, die Apokalypse (heute würde man „Revolution“ sagen) herbei zu führen.
(08-11-2014, 17:53)Bion schrieb: Ich meine, dass das Christentum mit der Annahme eines dreiteiligen Gottes und der Einrichtung Marias als Himmelskönigin, etc. schon in der Antike den ersten Schritt weg vom Monotheismus getan hatte. Ein weiterer Schritt weg war mit dem Aufkommen der Heiligenverehrung getan. …Durchaus denkbar. Ich kaue noch an der Frage nach dem Bestreben, feste, göttliche (eigentlich absolute) Regeln einzuführen. Man beobachtet dieses Verhalt ja auch in heutigen, liberalen Gesellschaften. Wie oben angedeutet, gereichen liberale Regeln und liberales Verhalten nur jenen Menschen zum Vorteil, die von Natur oder von der Herkunft her „fähig und durchsetzungsstark“, manchmal auch einfach nur privilegiert sind.
Allerdings haben weder die Trinität noch die Heiligen zu mehr Liberalität geführt. Man kann das sehr gut daran ablesen, wie die christliche Mythologie (Himmlische Heerscharen, Engel, Jesus, Weltenherrscher zur Rechten Gottes, Sündenvergebung etc.) als Staatsdoktrin funktionierte. Zu mehr als Trostpflästerchen waren Engel und Heilige nicht gut.
(08-11-2014, 17:53)Bion schrieb: Mit dem Kultbetrieb um Maria und die Heiligen hat die Kirche den christlichen Götterhimmel durchlässig gemacht, durchaus vergleichbar mit den Gegebenheiten bei den Römern, bei denen es möglich war, per Senatsbeschluss der Göttergemeinschaft zugeordnet zu werden.Eigentlich eine verpasste Gelegenheit, der herrschende Priesterkaste auf die Finger zu schlagen. Man sieht, dass „feste Regeln“ (in diesem Fall eine solide Staatsdoktrin) in den Köpfen sehr vieler Menschen fest verankert waren und jahrhundertelang nicht hinterfragt wurden.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

