03-01-2015, 19:23
Ich konnte mich in den letzten Tagen nicht ausreichend im Forum engagieren und sah gerade, dass das Forum "Islamisierung des Abendlandes" geschlossen wurde. Das Thema passt aber zweifellos auch in diesen Strang. Ich antworte deshalb hier auf den Eröffnungsbeitrag Mustafas im geschlossenen Thread:
Anfänge der „Islamisierung des Abendlandes“ sind bereits zu beobachten. In GB wurden Scharia-Gerichte zugelassen, die in Familienangelegenheiten zwischen Muslimen entscheiden dürfen, wenn sie im Einverständnis der gegnerischen Parteien angerufen werden. Die Urteile dieser Gerichte dürften häufig gegen geltendes britisches Recht verstoßen – im Sinn von Sure 4,34 (wem der Inhalt dieser als von Gott persönlich erlassen geltenden Weisung nicht bekannt ist, empfehle ich die Lektüre!!!) und im Erbrecht meist zum Nachteil der Frauen. Damit wurde ein erster Schritt hin zu etwas unternommen, was im osmanischen Reich als „Millet“-Recht genannt wurde, ein Recht, welches Gläubigen zugelassener Religionen erlaubte, familien- und religionsinterne Streitsachen nach eigenem Recht zu regeln. Einige andere EU-Staaten erwägen, dem britischen Beispiel zu folgen.
Das „Millet“-System ist jedoch in Europa meiner Überzeugung nach ungefähr so wünschenswert wie ein Krampf im Fuß und ist der Beginn der Renaissance des Mittelalters.
Auch ist die Verbundenheit mit dem angeborenen Glauben und besonders derer, die zum Islam konvertierten, größer als die der europäischen Christen. Das ist auch aus dem Ergebnis einer der wenigen Umfragen zum Thema Islam in D ersichtlich, wonach 2010 69% der aus der geradezu mustergültig laizistisch verfassten Türkei stammenden Muslime die Frage bejahten:
„Ist der Islam die einzig wahre Religion“
2012 wurde diese Frage sogar bereits von 72% bejaht.
Noch erstaunlicher empfinde ich die Antworten auf die Frage
„Wünschen Sie, dass in Deutschland irgendwann mehr Muslime leben als Christen?“
Dem stimmten 2010 33% der befragten Türkischstämmigen zu. 2012 waren das bereits 46%!!!
Es ist demnach eine steigende Tendenz zu beobachten.
Dabei werden in D wohl aufgrund der dt. Geschichte zwischen 1939 und 1945 bedingter m.E. überzogener political correctness einige wesentliche Fragen erst gar nicht gestellt. In GB und F ist man da weniger befangen, wie z.B. dem nachstehend auszugsweise zitierten folgenden Artikel aus 2007 der TAZ, die sicher nicht der Rechtslastigkeit verdächtigt werden kann, zu entnehmen ist:
Wie aber sollen wir die Perserbriefe lesen, die die heutigen Soziologen uns in Form von Meinungsumfragen unter europäischen Muslimen vorlegen? 86 Prozent der britischen Muslime zwischen 16 und 24 Jahren sagen, Religion sei für sie "das Wichtigste im Leben". 37 Prozent wollen ihre Kinder lieber zu einer rein islamischen als zu einer gemischten Schule schicken. 37 Prozent wollen lieber unter der Scharia als dem Common Law leben. 74 Prozent möchten, dass Frauen das Kopftuch tragen. 13 Prozent "bewundern Organisationen wie al-Qaida, die bereit sind, gegen den Westen zu kämpfen". Für die britischen Muslime hat die Religion eine steigende Bedeutung - und zwar für die junge Generation mehr noch als für die ersten beiden Einwanderergenerationen. Junge Muslime empfinden weniger Gemeinsamkeiten mit Nichtmuslimen als ihre Eltern.
Die neue Religiosität der Jungen ist nicht als Rückkehr zur traditionellen Lebensweise ihrer Eltern zu verstehen. Die Religion der Jungen ist hoch politisiert. Sie ist zu einem Medium der Identitätspolitik geworden. Wo die Älteren sich um Assimilation bemühten, akzentuieren die Jungen in der Öffentlichkeit bewusst ihr Anderssein durch streng islamische Kleidung. Wenn jeder dritte britische Muslim in der Umfrage segregierte Schulen befürwortet, das britische Recht der Scharia unterordnet und sich dafür ausspricht, Apostasie (im Islam "Ridda", bezeichnet den "Abfall vom Islam"; nach islamischen Recht mit der Todesstrafe bedroht; die Red.) mit dem Tode zu bestrafen, dann ist das ein dramatischer Befund - besonders für ein Land wie Großbritannien, das traditionell betont lässig mit Fragen der nationalen Identität umgeht. Man war gewohnt, die Attraktivität der "Britishness" schlicht vorauszusetzen. Nun aber sieht man sich einer wachsenden Bevölkerungsgruppe gegenüber, die sich sowohl von der Lebensweise ihrer Eltern als auch vom Mainstream und seinen Normen abwendet.
Die Affirmation der islamischen Identität - so wie die jungen Leute sie verstehen - ist ein im religiösen Gewand daherkommender Akt der Dissidenz. Der emotionale Kern der neuen islamischen Identitätspolitik, wie sie sich in den britischen Umfragen dokumentiert, ist Kulturkritik an der dekadenten westlichen Gesellschaft. Man reklamiert in der Sprache des Kulturrelativismus das "Recht auf kulturelle Differenz". Ist dieses Recht erst erstritten, greift der moralische Absolutismus einer überlegenen Kultur, an deren Wesen der Westen genesen soll. Dass der verdorbene Westen keine Werte hat, für die es sich einzutreten lohnt, ist der kleinste gemeinsame Nenner der Aussagen, die die britischen Forscher bei den jungen Muslimen einholten. Es gibt Indizien, dass eine repräsentative Untersuchung in Deutschland (warum fehlt sie bisher?) zu ähnlichen Ergebnissen kommen würde. Die jüngste Befragung einer Gruppe von Kopftuchträgerinnen im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung weist in diese Richtung. Die Frauen zeigten sich, analog zu den britischen Muslimen, sehr distanziert gegenüber Deutschland.
Quelle: #http://www.taz.de/?id=digitaz-artikel&ressort=hi&dig=2007/09/08/a0009
Ich denke, diese und andere Berichte geben ausreichenden Anlass, bei Fortsetzung der bisherigen den Islam betreffenden europäischer Politik und im Hinblick auf die demografische Entwicklung Europas eine mögliche, „Islamisierung des Abendlandes“ zu erwarten, die demokratisch eingeleitet wird und den Tod der Demokratie, wie sie heute in der EU praktiziert wird, einläutet.
Mustafa schrieb:Da im Pegida-Thread (und auch in anderen), auf mehrfache Nachfragen, worin denn nun diese Gefahr der "Islamisierung des Abendlandes" liegen soll, von der Rezitation eigener Vorurteile und kruder Zukunftspekulationen abgesehen, höchstens das "Argument" kam, dass ein paar muslimische Lehrerinnen sich das Kopftuchtragen nicht verbieten lassen wollen, hier nochmal konkret die Frage:
Worin soll diese "Islamisierung" denn nun bestehen?
Welche Forderungen werden denn von (welchen und wie vielen) Muslimen gestellt, die nicht etwa einer Gleichbehandlung, sondern einer Bevorzugung gleichkämen?
Anfänge der „Islamisierung des Abendlandes“ sind bereits zu beobachten. In GB wurden Scharia-Gerichte zugelassen, die in Familienangelegenheiten zwischen Muslimen entscheiden dürfen, wenn sie im Einverständnis der gegnerischen Parteien angerufen werden. Die Urteile dieser Gerichte dürften häufig gegen geltendes britisches Recht verstoßen – im Sinn von Sure 4,34 (wem der Inhalt dieser als von Gott persönlich erlassen geltenden Weisung nicht bekannt ist, empfehle ich die Lektüre!!!) und im Erbrecht meist zum Nachteil der Frauen. Damit wurde ein erster Schritt hin zu etwas unternommen, was im osmanischen Reich als „Millet“-Recht genannt wurde, ein Recht, welches Gläubigen zugelassener Religionen erlaubte, familien- und religionsinterne Streitsachen nach eigenem Recht zu regeln. Einige andere EU-Staaten erwägen, dem britischen Beispiel zu folgen.
Das „Millet“-System ist jedoch in Europa meiner Überzeugung nach ungefähr so wünschenswert wie ein Krampf im Fuß und ist der Beginn der Renaissance des Mittelalters.
Auch ist die Verbundenheit mit dem angeborenen Glauben und besonders derer, die zum Islam konvertierten, größer als die der europäischen Christen. Das ist auch aus dem Ergebnis einer der wenigen Umfragen zum Thema Islam in D ersichtlich, wonach 2010 69% der aus der geradezu mustergültig laizistisch verfassten Türkei stammenden Muslime die Frage bejahten:
„Ist der Islam die einzig wahre Religion“
2012 wurde diese Frage sogar bereits von 72% bejaht.
Noch erstaunlicher empfinde ich die Antworten auf die Frage
„Wünschen Sie, dass in Deutschland irgendwann mehr Muslime leben als Christen?“
Dem stimmten 2010 33% der befragten Türkischstämmigen zu. 2012 waren das bereits 46%!!!
Es ist demnach eine steigende Tendenz zu beobachten.
Dabei werden in D wohl aufgrund der dt. Geschichte zwischen 1939 und 1945 bedingter m.E. überzogener political correctness einige wesentliche Fragen erst gar nicht gestellt. In GB und F ist man da weniger befangen, wie z.B. dem nachstehend auszugsweise zitierten folgenden Artikel aus 2007 der TAZ, die sicher nicht der Rechtslastigkeit verdächtigt werden kann, zu entnehmen ist:
Wie aber sollen wir die Perserbriefe lesen, die die heutigen Soziologen uns in Form von Meinungsumfragen unter europäischen Muslimen vorlegen? 86 Prozent der britischen Muslime zwischen 16 und 24 Jahren sagen, Religion sei für sie "das Wichtigste im Leben". 37 Prozent wollen ihre Kinder lieber zu einer rein islamischen als zu einer gemischten Schule schicken. 37 Prozent wollen lieber unter der Scharia als dem Common Law leben. 74 Prozent möchten, dass Frauen das Kopftuch tragen. 13 Prozent "bewundern Organisationen wie al-Qaida, die bereit sind, gegen den Westen zu kämpfen". Für die britischen Muslime hat die Religion eine steigende Bedeutung - und zwar für die junge Generation mehr noch als für die ersten beiden Einwanderergenerationen. Junge Muslime empfinden weniger Gemeinsamkeiten mit Nichtmuslimen als ihre Eltern.
Die neue Religiosität der Jungen ist nicht als Rückkehr zur traditionellen Lebensweise ihrer Eltern zu verstehen. Die Religion der Jungen ist hoch politisiert. Sie ist zu einem Medium der Identitätspolitik geworden. Wo die Älteren sich um Assimilation bemühten, akzentuieren die Jungen in der Öffentlichkeit bewusst ihr Anderssein durch streng islamische Kleidung. Wenn jeder dritte britische Muslim in der Umfrage segregierte Schulen befürwortet, das britische Recht der Scharia unterordnet und sich dafür ausspricht, Apostasie (im Islam "Ridda", bezeichnet den "Abfall vom Islam"; nach islamischen Recht mit der Todesstrafe bedroht; die Red.) mit dem Tode zu bestrafen, dann ist das ein dramatischer Befund - besonders für ein Land wie Großbritannien, das traditionell betont lässig mit Fragen der nationalen Identität umgeht. Man war gewohnt, die Attraktivität der "Britishness" schlicht vorauszusetzen. Nun aber sieht man sich einer wachsenden Bevölkerungsgruppe gegenüber, die sich sowohl von der Lebensweise ihrer Eltern als auch vom Mainstream und seinen Normen abwendet.
Die Affirmation der islamischen Identität - so wie die jungen Leute sie verstehen - ist ein im religiösen Gewand daherkommender Akt der Dissidenz. Der emotionale Kern der neuen islamischen Identitätspolitik, wie sie sich in den britischen Umfragen dokumentiert, ist Kulturkritik an der dekadenten westlichen Gesellschaft. Man reklamiert in der Sprache des Kulturrelativismus das "Recht auf kulturelle Differenz". Ist dieses Recht erst erstritten, greift der moralische Absolutismus einer überlegenen Kultur, an deren Wesen der Westen genesen soll. Dass der verdorbene Westen keine Werte hat, für die es sich einzutreten lohnt, ist der kleinste gemeinsame Nenner der Aussagen, die die britischen Forscher bei den jungen Muslimen einholten. Es gibt Indizien, dass eine repräsentative Untersuchung in Deutschland (warum fehlt sie bisher?) zu ähnlichen Ergebnissen kommen würde. Die jüngste Befragung einer Gruppe von Kopftuchträgerinnen im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung weist in diese Richtung. Die Frauen zeigten sich, analog zu den britischen Muslimen, sehr distanziert gegenüber Deutschland.
Quelle: #http://www.taz.de/?id=digitaz-artikel&ressort=hi&dig=2007/09/08/a0009
Ich denke, diese und andere Berichte geben ausreichenden Anlass, bei Fortsetzung der bisherigen den Islam betreffenden europäischer Politik und im Hinblick auf die demografische Entwicklung Europas eine mögliche, „Islamisierung des Abendlandes“ zu erwarten, die demokratisch eingeleitet wird und den Tod der Demokratie, wie sie heute in der EU praktiziert wird, einläutet.

