07-02-2015, 19:39
(07-02-2015, 00:59)Erich schrieb: Nun, ich denke, die vom "Umfeld geprägte Konvention" im heutigen Westeuropas basiert auf der Vernunft. Sie wird von vielen Atheisten mitgetragen, darunter auch ich. Insoweit stimme ich auch Deiner Aussage zu, dass sich "unsere Grundvorstellungen vom sozialen Miteinander nicht groß unterscheiden". Nur Deine moderne Auffassung zur Religion teilen sicher nur ganz wenige Gläubige. Für die meisten Christen gelten wohl die grundsätzlichen Aussagen des NT (Jesus - Sohn Gottes, Auferstehung, Jungfrauengeburt, vollbrachte Wunder) als Tatsachenbehauptungen und das verheißene Himmelreich als Fakt.Nach hiesiger Erfahrung stimmt das nicht. Wir haben ja auch noch ein Gemeindeleben "on land" mit Diskussionsrunden und Gesprächskreisen. Da sieht man plötzlich, dass die Mythologie als solche erkannt wird. Und man fragt sich verwundert: "Was denn, wenn das alles nur Geschichten sind?"
Wir (viele Christen) wissen inzwischen, warum die Geschichten aufgeschrieben und tradiert werden. Nicht jedenfalls, damit wir leben, wie die Menschen in der Antike. Sondern wir müssen schon unsere eigenen Vorstellungen entwickeln. Und ja, Viele sehnen sich nach Richtlinien für das Gute. Aber zunehmend wird gesehen, dass "das Gute" oftmals "Böses" nach sich zieht - übrigens auch umgekehrt, wie biblische Geschichten das darstellen.
"Vernunft" ist allein keine Grundlage sozialen Verhaltens aus mehreren Gründen, sondern eine Methode der Entscheidungsfindung. Letztere aber ist keine Frage der Vernunft, sondern die Frage nach den gesellschaftlichen Normen, den Konventionen, den Handlungsmaximen, der Empfindung und des Mitleids.
Auch die Handlung eines Märtyrers islamistischer Prägung ist vernünftig, auch wenn uns das irrational erscheinen mag. (Überwiegend) er handelt aus der einfachen Maxime: Zerstöre/zersetze die Gesellschaft, die meine Gesellschaft langsam aber sicher zerstört. Dass das so ist, kann man spätesten dann erkennen, wenn man sich die so genannte "westliche Welt" mit ihrer gnadenlosen Ausbeutung sämtlicher Ressourcen ansieht im Vergleich zu andern Ecken der Welt. Aber auch hier herrscht Vernunft. Denn nur so kann man ein Milliardenheer von Menschen gut leben lassen.
Glaube ist alles, was diese Denkvoraussetzungen beinhaltet, bevor Vernunft irgend etwas tun kann.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

