09-02-2015, 20:23
(08-02-2015, 19:23)Erich schrieb: Du sprichst von „Wahrnehmung“. Ich kann das „Jenseits“ aber so ganz und gar nicht wahrnehmen. Aber unterstellt, es gäbe ein Leben nach dem Tod
Ich meinte eher die Wahrnehmung des Glaubens an das Jenseits. Wahrnehmen kann ich es natürlich auch nicht.
(08-02-2015, 19:23)Erich schrieb: – wie sähe das aus?
Sicherlich nicht so, wie unsere Altvorderen sich das vorgestellt haben. Also zB ähnlich wie das irdische Dasein, nur ohne Leid, Not, Krieg und Gewalt, sondern eher ein Schwelgen im Überfluss wie im Schlaraffenland. Oder zB das Schweben auf Wölkchen mit einer Harfe in der Hand.
Man kann das Ewige Leben wohl nicht wirklich richtig erfassen. Vielleicht werden wir in diesem zB nur noch eine Form von Energie sein mit einer Form von Bewusstsein und einer Fähigkeit, Gefühle wie Glück und Frieden wahrzunehmen. Das ist aber alles kein Wissen, sondern Glaube.
(08-02-2015, 19:23)Erich schrieb: Ich denke, in manchen Gemeinschaften harmonisieren die Partner besser als in anderen, was einfach Zufall ist, und u.a. sicher auch Folge der gegenseitig entgegengebrachten Achtung und des bewussten Einräumens ausreichender Freiräume für den Partner. Sind dazu noch Kinder vorhanden, wie im Fall meiner Frau und mir, so ist das ein zusätzliches Bindemittel. Jedenfalls sind religiöse Gebote nicht erforderlich, um eine dauerhafte Verbindung zu führen – ...
In einer Ehe muss man all seine Kraft und Bemühen auf das Gelingen der Ehe konzentrieren. Und das fängt mit der Entscheidung zur Heirat an. Wenn diese dann aber trotzdem scheitert und es besteht keine Chance mehr, sie zu retten, muss man als Glaubender mit seinem Gewissen vereinbaren, die Scheidung zu vollziehen. Klar muss danach aber auch sein, dass eine weitere Heirat nach dem Gebot Jesu nicht mehr möglich ist. Noch nicht einmal das Zusammenleben mit einem Partner. Tut man es trotzdem ist es nach katholischer Lehre eine schwere Sünde. Ob Jesus das allerdings genauso formalistisch sieht (der Formalismus ist ja menschengemacht), bezweifle ich allerdings. Ich glaube darüber hinaus an seine Gnade, der ich mich zB am Ende aller Tage unterwerfe. Das erstmal aus meiner Sicht, die Du natürlich nicht teilst, aber das soll in diesem Absatz mal nicht Thema sein.
Du schreibst nun, dass Du kein Gebot für das Führen einer guten und (das unterstelle ich jetztmal) monogamen Partnerschaft brauchst. Das glaub ich Dir sogar, denn das Führen einer solchen Partnerschaft beruht auf jahrhundertealter gesellschaftlicher Empirie, für die Du nicht unbedingt religiösen Vorgaben benötigst. A Priori wäre eine solche Annahme aber wohl kaum möglich. In diesem Fall könnte es zB so sein, dass Du Dir nach Lust und Laune eine Partnerin suchst, eine zeitlang mit ihr eine Beziehungführst und Dich dann wieder umorientierst. Und keiner würde das uU sonderlich stören, es sei denn eine gehörnte Partnerin. Das Leben in einer dauerhaften, vielleicht sogar lebenslangen monogamen Ehe entspringt ja unserer Wertegemeinschaft. Und da hat das Gebot Jesu bis heute einen zumindest entscheidenen Anteil daran. Du folgst also irgendwie trotzdem einem Gebot.
(08-02-2015, 19:23)Erich schrieb: Aber auch in der Ächtung der homosexueller Praxis kann ich so ganz und gar keinen Sinn erkennen. Homosexuell Aktive schaden schließlich weder Dritten noch der Gesellschaft. ...
Das sehe ich vom Prinzip her genauso. Wir beide haben das glaube ich auch schon mal diskutiert, auch wie das in meiner Kirche gehandhabt wird.
Aus katholischer, vornehmlich römischer, Sicht steht und fällt hier alles mit dem Thema Sexualität. In der Bibel wird an mehreren Stellen die Unzucht erwähnt. Unzucht bedeutet jegliche Sexualität außerhalb der Ehe. Ist eine Ehe einmal rechtlich geschieden, bleibt sie nach katholischem Recht immer noch bestehen. Bei mir auch jetzt noch, wo ich doch schon wieder verheiratet bin. Ich lebe also theologisch in einem Dauerehebruch inklusive Unzucht. Damit sitze ich theologisch mit den praktizierenden Homosexuellen in einem Boot. Auch diese sind nur deswegen von den Sakramenten ausgeschlossen, weil sie Unzucht treiben und nicht weil sie homosexuell sind. Denn nichts anderes ist der Sex mit ihrem gleichgeschlechtlichen Partner, weil sie es außerhalb der sakramentalen Ehe tun. Eine sakramentale Ehe können sie aber nicht miteinander eingehen, weil das nur Mann und Frau können.
Ich plädiere für die Gewissensentscheidung. Wenn also der gläubige Homosexuelle, der ansonsten ein herzensguter und grundehrlicher Mensch ist, sich für eine Partnerschaft mit Sexualität entscheidet (mit der er ja keinen Dritten schadet), sonst aber frei von schwerer Sünde ist, sollte aus meiner Sicht kein Formalismus einer katholischen Sündendefinition eine Vorentscheidung der Gnade Gottes treffen. Das muss man Gott überlassen und keiner von uns weiß, wie er sich entscheiden wird. Deswegen darf man diesen auch nicht die Sakramente vorenthalten.
Die beiden Absätze kann man aber nur auf Gläubige beziehen, imho. Allen anderen wird es sowieso schnurz sein und diese auch in keiner Weise beeinflussen.
Der Atheist ist ein Kurzsichtiger, der sich in der Brille eines Weitsichtigen gefällt.