(19-02-2015, 12:32)anxiousgirl-91 schrieb: An die Christen hier?
wie fastet man richtig? Verzichtet man auf Fleisch oder komplett auf tierische Lebensmittel verzichten?
Also, bei den orthodoxen Christen, die in der Welt leben, also keine Mönche sind, gibt es eine allgemeine Fastenregel für die Osterfastenzeit. Von Montag bis Freitag wird auf jegliches Fleisch und alles tierischen Ursprungs (Milch, Eier, usw.), sowie Öl und Alkohol verzichtet. Man fastet sozusagen auf "Wasser". D.h. indem man kein Öl verwendet, wird das Essen nur mit Wasser gekocht, z.B. Kartoffeln, Reis, usw. Rösten kann man die Kartoffeln z.B. auch. Am Samstag und Sonntag darf man Öl verwenden. Beim Feiertag der Mariä Verkündigung und am Palmsonntag darf auch Fisch zu sich genommen werden. So zumindest in der Serbisch-Orthodoxen Kirche.
Der heilige Johannes Chrysostomos († 407) über die zentrale Bedeutung des Fastens: "Sage mir nicht: So viele Tage habe ich gefastet, ich habe dies und das nicht gegessen, ich habe keinen Wein getrunken, ich trug grobe Kleidung; sondern sage uns ob du aus einem zornigen Menschen, ein ruhiger geworden bist; aus einem ungestümen - ein milder.
Wenn du von innen voller Bosheit bist, warum hast du deinen Leib gequält? Wenn in dir Neid und die Liebe zum Gewinn ist, ist es von Nutzen, dass du nur Wasser getrunken hast? Wenn die Seele, die die Herrin des Leibes ist, irre gegangen ist, warum strafst du ihren Knecht - deinen Leib? Rühme dich nicht mit dem leiblichen Fasten, denn das alleine erhöht einen nicht bis zum Himmel ohne Gebet und ohne Mildtätigkeiten. " (Der Text wurde aus einer anderen Sprache von mir ins Deutsche übersetzt)
Etwas Allgemeines über das christliche Fasten, in wenigen Sätzen, aus einem orthodoxen Katechismus:
Woher kommt das Fasten und was ist sein Zweck?
Das christliche Fasten hat seine Herkunft vom Herrn Christus. Der Herr selbst hat vierzig Tage gefastet, bevor er begann, seine Glaubenslehre zu predigen, genauso wie vor ihm auch der Prophet Moses und andere Propheten gefastet haben. Auch die Apostel haben gefastet, so wie alle orthodoxen Christen durch die Jahrhunderte. "Das Fasten hat allen Heiligen im Leben die Richtung zu Gott gezeigt", sagt der heilige Basilius der Große. Das erste göttliche Gebot im Paradies war das Gebot über das Fasten, das heißt über die Enthaltsamkeit. Daher war die erste Sünde des Menschen die Sünde gegen das Fasten. Genauso wie an der Sünde sowohl die Seele als auch der Körper beteiligt sind, ist es notwendig, dass beide an der Tugend und an der Befreiung von der Sünde teilnehmen. Der Zweck des Fastens ist die Reinigung des Körpers, die Stärkung des Willens, die Erhebung der Seele.
Durch das Fasten erinnern sich die Christen an die Leiden Christi für ihre Erlösung. Das wahre Fasten hat zwei Bestandteile, den körperlichen und den geistigen. Das Fasten besteht aus Enthaltsamkeit von Essen mit Fett und von übertriebenem Essen, aber vor allem aus Enthaltsamkeit von schlechten Gedanken, Wünschen und Handlungen. Das Fasten vervielfältigt die Liebe und das Gebet sowie die Bereitschaft zur Ausübung aller evangelischen Tugenden. Die Seele hat zwei Flügel, mit denen sie zum Himmel fliegt: das Fasten und das Gebet. Das Fasten ist die Arznei für alle geistigen und alle körperlichen Krankheiten, und es schützt vor jeder dämonischen Handlung.
Der Heiland selbst hatte gesagt: "Aber diese Art fährt nur aus durch Beten und Fasten". Durch das Fasten werden die Seele und der Körper vorbereitet, ein Tempel des Heiligen Geistes zu werden. Das wahre geistige Leben ist ohne Fasten undenkbar.
Es gibt Fastenzeiten, die mehrere Tage dauern (die große Fastenzeit vor Ostern, das Apostelfasten - die Fastenzeit vor dem Feiertag der heiligen Apostel Peter und Paul -, die Fastenzeit vor dem Entschlafen der allerheiligsten Gottesmutter und steten Jungfrau Maria und das Weihnachtsfasten), sowie Fasten, das einen Tag dauert (an jedem Mittwoch und an jedem Freitag außer in den fastenfreien Wochen, dann am Tag vor Theophanie [am 5. Januar], am Tag der Enthauptung des ehrwürdigen Johannes des Vorläufers [am 29. August] und am Tag der Kreuzerhöhung [am 14. September]).