(22-03-2015, 18:18)Ekkard schrieb: Ich weiß nicht, was solche Frageaktionen (Studien) wirklich zum Vorschein bringen. Meine Erfahrung ist, dass sie eine differenzierte Auskunft überhaupt nicht zulassen.
Gerade bei dieser Studie sind die Fragen besonders simpel: Gefragt sind nur hoechster Bildungsabschluss und Selbsteinordnung der eigenen Religionszugehoerigkeit (sehr detailliert). Was man also bekommt sind zunaechst einmal die nackten Zahlen. Mit Leben muss man die Zahlen selbst fuellen. Z.B., die hoechsten Bildungswerte haben Hindus und Buddhisten, was aber daran liegt, dass sie nur einen relativ kleinen Bevoelkerungsanteil ausmachen und aus Laendern kommen, die strikten Einwanderungsprozeduren unterliegen. Aufschlussreicher sind da Zahlen zum Gros der amerikanischen Bevoelkerung.
(22-03-2015, 18:18)Ekkard schrieb: Es ist richtig, dass man mit zunehmender Erfahrung lernt, dass religiöse Mythologie einschließlich mythischer Figuren und Orte nur Sprachsymbole tiefer liegender Problemfelder sein können. Man verlernt die vorbehaltlose Akzeptanz dessen, was man als "fromm" bezeichnen könnte. Und in dem Sinne kann ein gebildeter Mensch nicht religiös sein, ohne in Selbstwidersprüche zu geraten. Es ist die ungeheure menschliche (humane), soziologische, psychologische und wissenschaftliche Vielfalt, die das verbietet.
Das entspricht ja in etwa dem, was ich auch ausdruecken wollte.
(22-03-2015, 18:18)Ekkard schrieb: Ich vermag daher alle Kritik an der einfachen Mythologie nachzuvollziehen. Aber wir diskutieren die Dinge ja nicht, um Menschen, die nicht durchblicken, zu schockieren, sondern um zu sehen, was wichtig ist und was bleibt. Und die Mythologie ist definitiv nicht wichtig.
Der einfache Gottglaube kann jedenfalls nicht bleiben. Da der Begriff "Gott" als Symbol von Gemeinsamkeit, von der Sehnsucht nach Gerechtigkeit, nach guter Gesellschaft, nach Ganzheit, Zusammengehörigkeit und Rechenschaft ist, sollte man das Wort "Gott" ruhen lassen und die wirklich gemeinten Dinge ansprechen. Sie werden dadurch menschlicher und greifbarer. Klar, sie werden auch angreifbar, aber eben dadurch lebendiger. Religion verliert dadurch ihren leblosen, dogmatischen Regelcharakter zugunsten von Kommunikation.
Das ist zwar im Prinzip richtig, aber ich sehe da nicht, warum das jetzt unbedingt mit "Religion" einhergehen muss. Der Normalfall ist doch eher, dass ein saekularer Humanismus gepflegt wird.
(22-03-2015, 18:18)Ekkard schrieb: Obwohl ich in Fragebögen "atheistischer Christ" angeben würde, bin ich in einem bestimmten Sinne religiös, nämlich da, wo es um das Humane in der Gesellschaft geht. Menschen sind, wie alle Lebewesen, verletzlich als Individuum. Die teils irrationalen Re-Aktionen zeigen, dass eine Gesellschaft gut daran tut, diesen Umstand frühzeitig zu berücksichtigen.
Insofern bin ich der Ansicht, dass nur eine bestimmte Art der Religiosität mit zunehmender Bildung schwindet, nicht aber generell - auch wenn Studien etwas anderes zu dokumentieren scheinen.
Hier verallgemeinerst Du eher von Dir selbst aus. Auch wenn ich noch jemanden kenne, der ziemlich genau demselben religioesen Atheismus folgt wie Du, ist das meiner Erfahrung nach doch ein eher seltenes Phaenomen. Den Spagat zwischen Atheismus und Religiositaet koennen, glaube ich, nur wenige Menschen nachvollziehen.