14-04-2015, 11:22
(13-04-2015, 23:08)Harpya schrieb: Auslegungstradition schön und gut, wie will man aus einer Beliebigkeitsinterpretation zu konkreten Schlussfolgerungen kommen.Geht es darum überhaupt? Ich halte das Argument, dass ein Text „beliebig“ interpretiert und ausgelegt wird für falsch. Es ist eher so, dass die von dir zitierte „Sinnfülle“ freigelegt wird.
Die Texte sind in erster Linie Erkenntnisse der (Bibel-) Autoren, die ihr Erleben religiös interpretieren und dies für wichtig genug gehalten haben, der Nachwelt zu erhalten.
Dabei wird eine Auslegungstradition angewendet, die am Beispiel von : „du sollst/wirst nicht morden“ etwa so geht. Der Begriff wird erweitert auf nicht töten, Leben erhalten und schützen, Gesundheit erhalten, Verletzungen vermeiden, Todesurteile nicht vollstrecken, Leiden vermeiden, heilen, …
Wie man erkennen kann, geht es um eine Haltung, die anderen im weitesten Sinne gerecht werden will, das Denken anderer einbezieht, quasi „ventiliert“.
In der Tat ist diese Haltung eine andere, als die römische Kirche sie entwickelt hat. Ich führe dies darauf zurück, dass die Kirche ab dem 4. Jahrhundert die Staatsreligion stellen wollte, sollte oder musste. Da geht es dann um Autorität und Alleinvertretung eines ganz bestimmten Glaubens, der Menschen weitgehend zu Untertanen erzog.
(13-04-2015, 23:08)Harpya schrieb: Wie konkret ist man da auf die Kirchensteuer gekommen, die es in anderen Ländern nicht gibt.Aus der Eigenschaft als Staatsinstitution ergibt sich auch die Notwendigkeit, sich zu finanzieren. Da liegt es nahe, eine Religionssteuer einzuführen.
(13-04-2015, 23:08)Harpya schrieb: Oder diese bedrängende ungefragte Aufdringlichkeit einer Missionierungsreligion.Dies ergibt sich aus dem Taufbefehl, der übrigens eine nachösterliche Gemeindebildung ist. Ob Christen da „etwas falsch verstanden“ haben, ist wohl eine müßige Frage. Man kann bestenfalls vermuten, dass eine gewisse Begeisterung für die neue Auslegung der alten Schriften vorgeherrscht hat.
(13-04-2015, 23:08)Harpya schrieb: Aus der Unmenge an Worten müssen ja mal Taten folgen, sonst sind sie wertlos.Ist ein sozialkritischer Roman wertlos? Ich denke nicht! Denn Haltungen beeinflussen durchaus unser Verhalten.
(13-04-2015, 23:08)Harpya schrieb: Und viel ist ja nicht rausgekommen, ausser unzähligen Sekten eigener Prägung und jede Menge Unterdrückung und Krieg und das Evangelen sowieso keine richtigen Christen sind.Das hat aber weniger mit der Auslegung der hl. Schriften zu tun als mit handfesten politischen Interessen der Staatskirche(n). Starre, intolerante Haltungen waren übrigens bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts Staatsdoktrin. Und viele sehnen sich zurück zu einem „festen Dach über dem Kopf“! Und? Ist nicht die Forderung, dass aus der Unmenge an Worten mal endlich Taten folgen müssen, Ausdruck einer solchen Sehnsucht?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

