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Über die Herkunft und den Wandel von Begriffen
#8
@Bion:

Na gut - ich bin wohl kaum verpflichtet, knapp 30 Antworten auf 30 Fragen im Detail zugeben, die sich wohl auch noch gut verdoppeln ließen, wenn man nur auf noch 3 weitere Fragensteller wartete. Also erst mal nur soviel:

Ein italischer Dichter, ist ein Dichter, der in einer der italischen Sprachen dichtet. Nebst Umbrisch oder Rätisch (u. a.) ist beispielsweise auch Latein eine der italischen Sprachen.

Vermeintliche Pseudoetymologie, ist diejenige, derzufolge meine Aussagen haargenau diejenigen sind, die hier nachgelesen werden können. Nach Theorie jüngster Pseudoetymologie (F. de Saussure), also der nach linguistischer Definition, kann aus dem, wie meine Aussagen KLINGEN, nicht abgeleitet werden, was ich sagte, denn dieserzufolge, ist der Klang ja zweitrangig. Haus muß beispielsweise nicht unbedingt "Haus" heißen, denn eines der beiden Nomen, könnte ja ganz anderer HERKUNFT sein. Das ist allerdings ein Argument, das in stoischer Etymologie, also der eigentlichen Etymologie, noch nie eine Rolle gespielt hat. Stoische Etymologie operiert rein logisch, da Etymologie nicht etwa irgendwas, sondern die LEHRE ~ oder DAS LEHREN AN SICH bedeutet. 

Dieselbe beschäftigt(e) sich also vielmehr mit der Frage, wie der empirische (=perzeptorische / apperzeptorische) Eindruck in einen verbalen Ausdruck übersetzt wird, und zwar so, dass er dann auch von einem anderen Sprecher, wie eine (eigene) Erfahrung verstanden werden kann. Altehrwürdige Etymologen wollten also wissen, wie die mündliche und / oder schriftliche Überlieferung von Erfahrung funktioniert, und wodurch sie gemindert oder sabottiert wird. Sie ist somit die eigentliche "Sprachforschung", denn selbst nach modernster "Wissenschaftstheorie" muß eine Wissenschaft den Gegenstand ihrer Forschung genauestens definieren können und untersuchen. >Sprechen< spricht jedoch vom >Springen< - meint also die Übersetzung vom empirischen EINDRUCK oder "Gedanken" in einen verbalen AUSDRUCH (und wieder zurück). Das ist nun leider ein Vorgang oder Prozess, den vermeintliche Sprachwissenschaftler nicht mal auch nur ansatzweise erforschen geschweige denn erklären könnten.

Zu Zeiten des Stoikers Zenons (Z. aus Kition) war das ÜBERSETZEN noch ein geläufiger Begriff aus der Seemann~ und Fährmannssprache, denn >sprechen< oder >springen< meinte ursprünglich die Überwindung eines Hindernisses, was im übrigen auch noch in der Überquerung des Jordan (zur Erreichung des gelobten Landes) anklingt. Die Nomen (ägypt.) >Pharao< oder etwa die (dän.) Färoer (Färoer-inseln), nebst (ahd. / germ.: frô = froho > nhd.: Frau) bezeichnen dasselbe, was hierzulande "Fährmann" oder der Fahrende heißt - verwandt mit (agr.) phoros wie in "Phosphor" oder "Luzi-fer".

Stoische Etymologie unterscheidet sich von aktueller Pseudoetymologie gerade dadurch, dass sie sich nicht selbst widerspricht, was moderne Etymologie durchaus tut, denn wenn der Klang nicht zählt, wäre schon das ganz Wort nicht mehr zu identifizieren. Da der Linguist das Wort jedoch durchaus identifiziert - beispielsweise um es einem diachronischen Wortvergleich zu unterziehen, hat er nichts sonst wie nur nach Klang / Lautung geurteilt. Nur was wie "Haus" klingt kann mit einer anderen oder früheren Lautvariante verglichen werden, denn andernfalls müßt man ja fragen, wie der Pseudoetymologe überhaupt auf die Idee kam, mit der früheren Lautvariante nicht etwa das Wort "Obst" zu vergleichen. Sein Einwand gegen die Bedeutung des Klanges ist also ganz offenkundig GEHEUCHELT. 

Vor allem: Was sollte ein M denn anderes sein können - etwa im Deutschen - wenn es auch mal dem Griechischen entnommen worden wäre? M ist nur M - und zwar ganz egal WO, WANN oder BEI WEM, denn gerade das, was sich über Landes-, Kultu- oder Zeitgrenzen hinweg verändert - also der ÜBLICHE / VERÄNDERLICHE Gebrauch einer Zeichenfolge, wird von stoischer Etymologie nicht als EIGENTLICHE BEDEUTUNG anerkannt, sondern als willkürliche (arbiträre) Grröße oder "Nominaldefiniton" abgelehnt. Im Klartext: Was der Chinese unter "Chi" versteht, ist dem Etymologen wurscht, weil das nicht nur alle paar Jahrhunderte, sondern auch von Individuum zu Individuum wechselt und daher vollends unklar / unsicher ist. 

Man könnte den Unterschied aber auch so zusammenfassen:  Pseudoetymologie ist diejenige NACH einer Ablehnung des Logozentrismus, und wahre Etymologie ist diejenige VOR einer Ablehnung des Logozentrismus, denn Logos und Logik sind der Etymologie aller wesentlichstes Element. Die logische Deutung einer Zeichenfolge wird von Pseudoetymologen zugunsten der idiomatischen (= idiotischen) Deutung kategorisch abgelehnt. Ferdinand de Saussure hat hingegen geleugnet, dass zwischen "Signifikanten" und "Signifikaten" ein logischer Zusammenhang bestehe. Das ist aber nur eine These, und auch niemals bewiesen worden. Zahllose Phänomene menschlicher Sprachen sprechen gegen diese Annahme.

Zitat Bion: "So wird das wohl sein" - meinten Sie das so, wie's klingt, oder eher ANDERS? Sollte ich etwa in Erwägung ziehen, dass Sie vielmehr "Prost Mahlzeit" meinten? Wenn aber nicht - dann: WARUM nicht, und was genau ist der Unterschied zwischen der einen oder anderen Aussage, wenn NICHT NUR DER KLANG?
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RE: Über die Herkunft und den Wandel von Begriffen - von Alexander Leibitz - 03-05-2015, 07:51
RE: Über die Herkunft und den Wandel von Begriffen - von Alexander Leibitz - 03-05-2015, 13:50
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RE: Über die Herkunft und den Wandel von Begriffen - von Alexander Leibitz - 16-05-2015, 23:12
[geteilt] Logik in der Sprache - von Wilhelm - 15-05-2015, 19:27

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