30-06-2015, 22:04
Artist schrieb:Meine Haltung davon warum ein Gott in einen Geschlecht gepackt wird, könnte was mit dem Heidentum zu tun haben.
Also „Heidentum“ verkörpert für mich nichts Verabscheuenswertes. Das sollte es allerdings auch für Monotheisten nicht. Sie sollten sich an das Gebot aller 3 aktuellen monotheistischen Religionen halten:
„Du sollst Vater und Mutter ehren“
Denn Vater des Judentums ist der Polytheismus ihrer Vorfahren, der nach und nach zum Monotheismus mutierte. Und weil das so ist, ist der Polytheismus der Großvater des Christentums und der Urgroßvater des Islam. Demnach haben alle monotheistischen Religionen „was mit dem Heidentum zu tun“ und sollten schon deshalb ihre Vorfahren ehren.
Werfen wir jetzt `mal einen kurzen Blick in die Zeit der Ursprünge der 3 monotheistischen Religionen:
Nomaden eroberten Kanaan und beherrschten diese Region viele 100 Jahre. Ihre sich nach und nach zum Monotheismus wandelnde Religion verlieh ihrem aus mehreren Stämmen gebildeten, später Hebräer genannten Volk eine gemeinsame, sich von ihren Nachbarn unterscheidende Identität und der Glaube an die Hilfe ihres Verbündeten Jahwe förderte die Abwehr der Nachbarn.
Der Islam verbreitete sich mit Waffengewalt und ähnelte diesbezüglich dem jüdischen Ursprung.
Die christlichen Vorstellungen hingegen wurden in einer Zeit entwickelt, in der große Teile der Welt, darunter auch die Region, in der das Christentum entstand, von der Hypermacht Rom beherrscht wurden. Und die Römer waren Polytheisten. Ihre Kultur, die griechisch römische, beeinflusste auch die Kultur der von ihnen beherrschten Provinzen (heute würde man sie Kolonien nennen), übrigens ein Einfluss, den auch die Kulturen späterer Eroberer auf die Eroberten ausübten, wie u.a. die Geschichte der Ausbreitung des Christentums und des Islam nachdrücklich beweisen.
Im 1. Jh nuZ begann sich ein Kult um den Gott Mithras (lateinisch „sol invictus“ = "unbesiegbare Sonne" genannt) im römischen Imperium, besonders in den überall in den römischen Provinzen stationierten Legionen, auszubreiten. Die Mythen um Mithras berichten, dass er von einer Jungfrau geboren und nach seinem Tod wieder auferstanden sei. Ich hege keine Zweifel daran, dass die Autoren der Evangelien von diesen Mythen beeinflusst waren.
Aber deshalb ist das Christentum trotzdem keine polytheistische Religion, weil der christliche Gott als allmächtig gedacht wird und Allmacht auch bewirken kann, dass ihr Inhaber überall gleichzeitig mehrfach und in beliebiger Gestalt auftreten kann.
Im Übrigen bewerte ich Religionen ausschließlich nach ihren Wirkungen auf das Leben heute. Und diesem Leben schaden polytheistische Religionen und das auf dem NT basierende monotheistische Christentum der großen Konfessionen der Gegenwart beträchtlich weniger als der Islam der beiden großen Konfessionen Sunna und Schia.

