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Staatlicher Umgang mit Geld / Schulden
#15
Zunaechst sei einmal angemerkt, dass unser Wirtschaftssystem ohne Schulden nicht funktioniert. Wenn man sich mal anschaut, wie Geld eigentlich "entsteht", also was dahinter steckt, so sieht man, dass Schulden an der Wurzel von allem stecken.

Unser Wirtschaftssystem sieht auch keine Rueckzahlung dieser Schulden vor. Sie werden irgendwann in einem kurzfristigen Kollaps bereinigt, und der Zyklus geht von Neuem los. Ein Zyklus dauert jeweils so lange, wie gegenseitiges Vertrauen da ist. Sobald jemand die Leine zieht, ist Schluss der Runde.

Im Moment sind wir in einer Phase der Konkurs-Verschleppung. Die eigentlich privaten Schulden der letzten Wirtschaftskrise wurden weltweit verstaatlicht und dem oeffentlichen Sektor aufgehalst. Ein Grossteil der oeffentlichen Verschuldung hat also weniger mit dem wirtschaftlichen Gehabe des oeffentlichen Sektors zu tun als mit politischem Willen. In Japan funktioniert das schon seit Jahrzehnten problemlos, da die Schulden hauptsaechlich bei den eigenen Buergern liegen, so dass da auch niemand bei einer Staatsverschuldung von 230% des BIP kalte Fuesse bekommt.

Um aber mal zur Frage zu kommen: Ja, oeffentliche Schulden in Krisenzeiten machen Sinn um diese Krise zu verkuerzen. Das Paradebeispiel ist hier der "New Deal" in den USA 1933-1938. Idealerweise hat der Staat fuer so etwas Ruecklagen aus besseren Zeiten, aber solche sind in einer Demokratie nur selten durchsetzbar, wo Buerger im allgemeinen nicht einsehen, dass sie hoehere Steuern als Ausgaben zahlen sollen (Ausnahmen sind Laender wie Norwegen, wo trotz gewaltiger Ueberschuesse Buerger hohe Gebuehren fuer Serviceleistungen zahlen). Es funktioniert auch in den USA, wo die Regierung diese Zuschuesse rigoros eintreibt, wenn die Dinge wieder besser stehen (das geht dort vor allem wegen der grossen Binnenorientierung des Marktes).

In Deutschland ist das Agieren mit der Veschuldung im Moment ziemlich unklug. Um die Waehler bei der Stange zu halten, wird Selbstbeweihraeucherung betrieben, und eigentlich notwendige Reformen werden aufgeschoben (viele von Griechenland verlangte Reformen sind bei uns nicht durchsetzbar). Die Transferzahlungen nach Griechenland und Co. werden per Etikettenschwindel aus dem Haushalt rausgerechnet (uebrigens bin ich nicht gegen diese Transferzahlungen, da die deutsche Wirtschaft von ihnen abhaengt, was bei einem auf Deutschland gerichteten Roehrenblick gerne vergessen wird). Die Rechnung kommt irgendwann spaeter; dafuer wird sie dann etwas groesser.

Wohlgemerkt, ich kritisiere nicht die Schulden an sich. Ich kritisiere den Umgang damit. Die sollten endlich mal real berechnet werden, damit die Politik und auch die Buerger einsehen, dass Deutschland Reformen genau so braucht wie Griechenland.


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RE: Staatlicher Umgang mit Geld / Schulden - von Harpya - 20-08-2015, 22:41
RE: Staatlicher Umgang mit Geld / Schulden - von Harpya - 21-08-2015, 00:17
RE: Staatlicher Umgang mit Geld / Schulden - von Harpya - 22-08-2015, 14:50
RE: Staatlicher Umgang mit Geld / Schulden - von Harpya - 22-08-2015, 18:55
RE: Staatlicher Umgang mit Geld / Schulden - von indymaya - 23-08-2015, 00:11
RE: Staatlicher Umgang mit Geld / Schulden - von Harpya - 23-08-2015, 00:23
RE: Staatlicher Umgang mit Geld / Schulden - von Ulan - 23-08-2015, 09:48
RE: Staatlicher Umgang mit Geld / Schulden - von Harpya - 23-08-2015, 16:29
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RE: Staatlicher Umgang mit Geld / Schulden - von Harpya - 24-08-2015, 20:52
RE: Staatlicher Umgang mit Geld / Schulden - von Harpya - 25-08-2015, 16:08

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