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Ockhams Rasiermesser
#14
(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Ursprünglich ist das "verantwortungsvolle Handeln" aber kein Thema der Religion. das wurde sie erst im Laufe der Zeit als man moralische Vorstellungen religös fundamentiert hat.
Im Gegenteil! Religiöse Vorstellungen waren Begleiter des Menschen, seit er Gesellschaften bildete. Dass die Führer sich hätten „zurück nehmen müssen“, wage ich zu bezweifeln. Das hat sich erst im Judentum nach den Verfehlungen des Königs David so ergeben. Dort mussten die Könige Gottes Anspruch genügen, die oberste Instanz zu sein. Böse Zungen behaupten, da hätten die Priester ganz schön mitgemischt!

(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Eigentlich versucht die Wissenschaft nicht Gott zu widerlegen. Sie versucht eher Antworten ohne Gott zu finden.
Gott bzw. Religion und Wissenschaft sind zwei völlig verschiedene Ebenen. Religion ist die Tradition gesellschaftlicher Regeln und hat mit Natur-Wissen nichts zu tun, sondern mit Sinn und Bedeutung im Hinblick auf das soziale Miteinander.
Wissen, das mehr sein soll, als Aufzählung von empirischen Fakten, stellt letztere in einen funktionalen Zusammenhang – also etwas völlig anderes als Religion. Leider wird das im Volksglauben ständig durcheinander geschmissen.
Gott – oder das soziale Gewissen – wird nie arbeitslos, weil der Mensch ständig in einem Konflikt steht zwischen Eigen- und Allgemeininteressen.

(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Letztlich ist Gott, …, ein geistiges Konstrukt für die geistige Begrenztheit oder, mal provokant formuliert, ein Begriff für die geistige Kapitulation bei bestimmten Fragestellungen (Ursprung, Sinn etc.)! (soll nicht negativ klingen, man muss halt seine Grenzen kennen)^^
Das ist leider jener unausrottbare Unsinn, der stets verbreitet wird, aber falsch ist und im Grund Ursache für diesen Thread. Die „Verantwortung vor Gott“ ist so gut wie jede Art sozialen Gewissens. Denn sowohl die Tradition als auch (atheistischer) Humanismus hinterfragen die Art der Gesellschaft, in der wir leben wollen. Die Tradition tut dies in Form von Regeln (Du sollst …) und Gleichnissen. Ohne Gottesbezug geht das genauso mit Grundgesetz und Gesetzbüchern sowie Gerichtsentscheidungen.

(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Letzlich hört mit der Annahme eines Gottes die Fragerei ja theoretisch auf denn man kann ja nun alle Fragen mit Gott beantworten (praktisch jedoch nicht, sonst gäbs ja keine Theologen).
Aber was bringt diese scheinbare Antwort "Gott" eigentlich im Kern, was hat man dadurch begriffen? Gott ist keine Erklärung er ist ein Konstrukt um Leere bzw Unwissen zu füllen. Hier spielt glaube ich das Gefühl dann die ausschlaggebende Rolle, "man kann mit dieser Antwort gut leben". (das ist das was mich so fasziniert).
Irgendwo haben wir im Forum den „Lückenbüßer“-Gott diskutiert. Ich bin wie vorher der Meinung, dass hier die Seinsebenen (Sollen und Wissen) verwechselt oder vermischt werden.

(18-12-2015, 23:46)Abraham schrieb: Die Geschichte hat uns gezeigt, dass demokratische Wahlentscheidungen nicht automatisch zu Humanismus führen.
Klar doch. Hat das jemand behauptet? Umgekehrt führt aber autoritäres Gehabe noch weniger zum Ziel einer lebenswerten Gesellschaft.

(18-12-2015, 23:46)Abraham schrieb: Auch die katholische Kirche kennt den demokratischen Gedanken: Dort wird zum Dogma, was die Mehrheit der Gläubigen glaubt bzw schon immer geglaubt hat.
Das wäre mir neu?!

(18-12-2015, 23:46)Abraham schrieb: Nach der allgemeinen katholischen Denke sind z. B. Werte nicht allein deshalb gut, weil sie von Gott kämen, sondern weil sie sich die durch Gott offenbarten Werte mit der Zeit als gut herausgestellt hätten.
Öhm; wo kommt denn diese umwerfende Erkenntnis her? Du beschreibst hier und in den nicht zitierten Teilen kirchliches Gebaren, das den historischen Erfahrungen völlig widerspricht.
Richtig ist, dass sich gerade die römisch-katholische Kirche mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen wehrt, ihre ethischen Vorstellungen „vom Faktor Mensch“ abhängig zu machen. Es gilt lt. römisch-katholischer Lehre deine Soll-Ansprache wie folgt:
(18-12-2015, 23:46)Abraham schrieb: Verantwortungsvolles Handeln kann m.E. nur dort existieren, wo menschliches Handeln an einer Referenz ausgerichtet wird, die nicht dem Menschen selbst entspringt. Alles andere wäre selbstreferentiell und ein Freibrief. …
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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