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Ockhams Rasiermesser
#17
Zitat:Ekkard schrieb:
Das wäre mir neu?!

Demokratisch ist hier vielleicht das falsche Wort gewesen, aber Dogma wird oft missverstanden. Ein Dogma ist im Grunde ein Glaubenssatz, den die Kirche schon immer geglaubt hat. Da man in der Kirche davon ausgeht, dass die Gesamtheit der Gläubigen nicht irren kann, wird die Bestätigung eines Dogmas durch den Papst als unfehlbar betrachtet, sofern der Papst mit der Überzeugung bestätigt, dass er "ex cathedra" handelt. Ein Dogma ist also die Bekräftigung eines schon immer geglaubten Glaubensinhaltes.

Manche Menschen haben die falsche Vorstellung, dass der Papst quasi absolutistischer Alleinherrscher wäre und munter Dogmen erlassen könnte, wie er wollte. Tatsächlich geht aber einem solchen Dogma eine umfassende Prüfung voraus: Es werden alle päpstliche Universitäten, alle Bischöfe, Kardinäle, Bistümer usw usf befragt, um herauszubekommen, ob ein Glaubensinhalt wirklich von allen - bzw. der Mehrheit aller - Katholiken geglaubt wird, nur dann kann dieser Glaubensinhalt Dogma sein. Ein Dogma ist aber auch eine zeitbedingte Form für einen angeblich zeitlosen Inhalt.

Deswegen gibt es auch relativ wenige Dogmen und die Päpste tun sich auch sehr schwer damit, Dogmen zu deklarieren. Damit steht die Kirche natürlich vor der Frage, was mit den päpstlichen Entscheidungen ist, die gesetzt wurden, bevor die Idee des Dogmas in der Kirche aufkam und zur Lehre der Kirche wurde.

Andere Probleme sind: die meisten der Gläubigen glaubt oft an die Grundfeste des Glaubens nicht mehr. Eine heutige Prüfung, welche Glaubensinhalte noch von allen Gläubigen geglaubt werden, könnte zu interessanten Ergebnissen führen. Außerdem stellt sich die Frage, wie ehrlich der Glaube doch ist, die Kirche hat - und besonders seit dem 2. Vatikanum - die Katechese sehr betont: die Eingliederung des Menschen in die Kirche verbunden mit der Vermittlung der Glaubensinhalte. Dazu kommt, dass das Gewissen in der Kirche zwar als Stimme Gottes definiert wird, aber doch an den Normen der Kirche geprägt werden soll: Die Kirche prägt und lehrt das Individuum im Sinne ihrer Dogmen und versucht den Einzelmaßstab an die Norm anzupassen, glaubt aber dann, an der "individuellen" Glaubenshaltung, die sie vorher geprägt hat, die Bestätigung für ihr eigenes Glaubensbild ableiten zu können. Das ist in sich natürlich absurd.

Zitat:Umgekehrt führt aber autoritäres Gehabe noch weniger zum Ziel einer lebenswerten Gesellschaft.

Das hängt m.E. mit der Frage zusammen, auf welche Autorität sich jemand beruft. Die Demokratie, die Wissenschaftlichkeit, den Zeitgeist? Oder andere.

Zitat:Öhm; wo kommt denn diese umwerfende Erkenntnis her? Du beschreibst hier und in den nicht zitierten Teilen kirchliches Gebaren, das den historischen Erfahrungen völlig widerspricht.

Sicher, das ist ja ein Grundproblem der Kirche: dass sie keine Einheit darstellt, sondern heute Positionen vertritt, die nicht nur der Geschichte, sondern auch dem früher Geglaubten widersprechen. Der Grund ist erklärbar: die Kirche versucht, in der westlichen Welt irgendwie zu überleben. Das tut sie aber nicht, indem sie ihr Lebensmodell als eine gültige Alternative zum materialistischen Mainstream verkauft, sondern indem sie um Kompatibilität mit den säkularen Entwicklungen ringt. Das Feigenblatt der persönlichen Gottesbeziehung ohne eine wirkliche Katechese, wie eine Glaubensbeziehung wirklich gelebt werden kann, trägt hier eine Mitverantwortung: wenn die Menschen aufhören zu beten, verlieren sie die Basis.
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Ockhams Rasiermesser - von madiwodo - 08-12-2015, 16:54
RE: Ockhams Rasiermesser - von Smiler - 08-12-2015, 18:07
RE: Ockhams Rasiermesser - von U.-N. D.-Meister - 14-12-2015, 16:47
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RE: Ockhams Rasiermesser - von Ekkard - 08-12-2015, 20:34
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RE: Ockhams Rasiermesser - von Abraham - 19-12-2015, 12:20
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RE: Ockhams Rasiermesser - von Ekkard - 27-12-2015, 19:30
RE: Ockhams Rasiermesser - von Edwin - 28-12-2015, 15:27
RE: Ockhams Rasiermesser - von Ekkard - 28-12-2015, 19:05

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