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Ockhams Rasiermesser
#20
Hallo Edwin,
ich komme nochmals auf dein Statement zurück:
(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Ursprünglich ist das "verantwortungsvolle Handeln" aber kein Thema der Religion. das wurde sie erst im Laufe der Zeit als man moralische Vorstellungen religiös fundamentiert hat.
Ich hatte dem widersprochen. Religion hat zwei Aufgaben: Zum Einen soll sie die Schicksalsmächte besänftigen, zum Anderen die Gemeinschaft fördern. Ich sehe keine davon lösbare Position der Moral, die vorher schon da gewesen sein könnte. Vor allem: Vor was? Vielleicht ist das aber auch eine Diskussion um „Huhn oder Ei“? Und wir können die Positionen so stehen lassen.

(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: (Dass) religiöses Denken und moralisches Denken eigentlich getrennte Phänomene sind, auch wenn sie zusammen eine besondere Wirkung zeigen.
Ja, stimmt. Das sind die beiden zuvor genannten „Aufgaben“.

(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Jedoch verkennst du offensichtlich, dass auch Moral Wissenschaft ist. Naturwissen in höchster Ausprägung!
Ja, ja, man kann über Ethik sehr viel wissen. Dasselbe gilt für Literatur, Musik, Kunst oder Mathematik. Aber wir müssen uns darauf verständigen, dass diese Art Wissen keine Wissenschaft ist. Wissenschaft ist Methodenlehre, nicht das Wissen selbst. Und für Religion gilt dasselbe. Was man mit religiösem Wissen hat, ist keine Sachkunde, sondern Deutungskunde, Wertvorstellung, allgemeiner: Sollenskunde, Gemeinschaftskunde.

Sinn und Bedeutung …
(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Letzteres ist ja nunmal Wissenschaft, und Tradition heißt nichts anderes als Glauben und Wissen über Generationen weiterzugeben. Dabei kann also auch Wissen und Glauben weitergegeben werden, welche womöglich gottfrei (nicht religiös) sind. Somit kann man Tradition auch nicht zwangsläufig mit Religion gleichsetzen! immer Vorausgesetzt Religion hat noch einen Gottbezug.
Ich verwende den Begriff „Wissenschaft“ ganz anders, nämlich allein auf der Sachebene, also mehr im Sinne von Naturwissenschaft: Dinge und Eigenschaften, die man empirisch, experimentell, messend an Sachen und nicht an Meinungen und Vorstellungen fest machen kann. Zweifellos kann man über soziale Zusammenhänge, über den Wert der (Nächsten-)Liebe, über die Wertmaßstäbe ganzer Gesellschaften, über Mythologie usw. sehr viel wissen. Aber im Sinne einer sachorientierten Methodenlehre ist das keine Wissenschaft. Es sind u. U. detaillierte, durchaus wertvolle Kenntnisse. Deswegen hat nach meiner Meinung Religion auch nichts mit Wissenschaft (i. S. von Sachwissen schaffen) zu tun.

Jetzt zu dem, was ich als „unausrottbaren Unsinn“ bezeichnet hatte:
(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Letztlich ist Gott, …, ein geistiges Konstrukt für die geistige Begrenztheit oder, mal provokant formuliert, ein Begriff für die geistige Kapitulation bei bestimmten Fragestellungen (Ursprung, Sinn etc.)! (soll nicht negativ klingen, man muss halt seine Grenzen kennen)^^
Ekkard schrieb:Das ist leider jener unausrottbare Unsinn, der stets verbreitet wird, aber falsch ist und im Grund Ursache für diesen Thread. Die „Verantwortung vor Gott“ ist so gut wie jede Art sozialen Gewissens. Denn sowohl die Tradition als auch (atheistischer) Humanismus hinterfragen die Art der Gesellschaft, in der wir leben wollen. Die Tradition tut dies in Form von Regeln (Du sollst …) und Gleichnissen. Ohne Gottesbezug geht das genauso mit Grundgesetz und Gesetzbüchern sowie Gerichtsentscheidungen.
(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: ich kann deinen Ausführungen nicht ganz folgen um zu dem Schluss zu kommen das es "Unsinn" sei!
Ein Philosoph meinte mal, wenn es Gott nicht schon gäbe müsste man ihn erfinden. ich meine er wurde erfunden, eben als das beschriebene Konstrukt. Ich persönlich empfinde die Entwicklung der Antwort Gott als einen hochkreativen und schöpferischen Akt menschlichen Denkens. Dadurch wurde es möglich Antworten auf Fragen zu erhalten welche nicht beantworten werden konnten (auch irgendwann auf moralische Fragen). Ein genialer Akt!
(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Ich kann darin keinen Unsinn erkennen grad. Bitte kläre mich dahingehend nochmal auf, ich möchte natürlich keinen Unsinn verbreiten und lasse mich gerne belehren.
Der „Unsinn“ bezog sich auf das „geistiges Konstrukt für die geistige Begrenztheit oder … ein Begriff für die geistige Kapitulation". Das Gemeinschaftswesen Mensch folgt in seiner Gesellschaft deren Normen, die er (sie) als Gewissen verinnerlicht. Da gibt es keine „Kapitulation“ vor „gewissen Fragestellungen“. Das Einzige, was unter moderner Sicht unverständlich wirkt, sind die alten (z. B. christlichen) Mythen.
Ich denke auch, dass der Glaube (buchstäblich) keine Fragen beantwortet, sondern Wertvorstellungen setzt. Transportmittel sind Mythen (also Gottesgeschichten, Gleichnisse, biblische Literatur). Der häufigste Fehler ist die Wörtlichnahme solcher alten Texte. Eigentlich sind sie die Aufforderung, über das eigene Tun Rechenschaft abzulegen.
Soweit die Mythen angeblich Fragen beantworten (sollen), werden sie unsinnig interpretiert.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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