(20-12-2015, 01:52)Ekkard schrieb:(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Ursprünglich ist das "verantwortungsvolle Handeln" aber kein Thema der Religion. das wurde sie erst im Laufe der Zeit als man moralische Vorstellungen religiös fundamentiert hat.Ich hatte dem widersprochen. Religion hat zwei Aufgaben: Zum Einen soll sie die Schicksalsmächte besänftigen, zum Anderen die Gemeinschaft fördern. Ich sehe keine davon lösbare Position der Moral, die vorher schon da gewesen sein könnte. Vor allem: Vor was? Vielleicht ist das aber auch eine Diskussion um „Huhn oder Ei“? Und wir können die Positionen so stehen lassen.
Ja, soweit stimm ich dir auch zu, was die heutige Funktion vom Religion angeht.
Ich sehe den Ursprung der Religion allerdings tatsächlich losgelöst von moralischen Fragen.
Gott taucht m.E. nicht als Antwort auf, wenn ich wissen will wie ich mit meinem Nächsten umzugehen hab, mal ganz plump ausgedrückt.
Gott stellt eine Antwort auf die "großen" Fragen dar. Wo kommen wir her wo gehen wir hin, Leben nach dem Tod, Fragen nach dem Ursprung und Sinn von allem. Diese sind nicht wirklich moralisch, oder?
Im Anschluss hat man Gott mit Moral behangen (und mit vielem mehr). Aber sein Auftauchen verdankt er meiner Meinung nach nicht zwingend der Moral.
Das mit der Moral, dass sie vorher schon da war, bezog sich auf den Umstand, dass man auch bei einigen sozialen Tieren eine Verhaltensweise beobachten kann, welche wir bei uns als Moral bezeichnen. Diesen Tieren wird aber jede Religiösität abgesprochen.
Interessant wäre aber mal zu beobachten, ob diese Tiere Verhaltensweisen zeigen, welche wir bei uns als religiös bezeichnen. Was das aber für Verhaltensweisen sein sollen, um sie klar religiös zu benennen, wird mehr als schwer. Aber ich find die Fragestellung echt nicht schlecht. Man stelle sich nur vor man würde eine Primatenart (außer den Menschen) plötzlich beten sehen und Opfer darbringen o.ä.. Dann wär was los.
Das "Vorher" aber auch mal auf die Bibel bezogen. Waren Adam und Eva schon moralisch und religiös bevor sie von der Frucht der Erkenntnis aßen? Moralisch könnten sie durchaus gewesen sein, da es dafür keine Erkenntnis (im menschlichen Sinne) bedarf aber waren sie auch schon religiös?
(20-12-2015, 01:52)Ekkard schrieb:(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Jedoch verkennst du offensichtlich, dass auch Moral Wissenschaft ist. Naturwissen in höchster Ausprägung!Ja, ja, man kann über Ethik sehr viel wissen. Dasselbe gilt für Literatur, Musik, Kunst oder Mathematik. Aber wir müssen uns darauf verständigen, dass diese Art Wissen keine Wissenschaft ist. Wissenschaft ist Methodenlehre, nicht das Wissen selbst. Und für Religion gilt dasselbe. Was man mit religiösem Wissen hat, ist keine Sachkunde, sondern Deutungskunde, Wertvorstellung, allgemeiner: Sollenskunde, Gemeinschaftskunde.
Nunja, im Grunde geb ich dir ja Recht. Aber auch in den Naturwissenschaften wie Biologie spielt Verhalten eine große Rolle. Es hat auch viel mit Methodik zu tun zu wissen, wie ich mit meiner Umwelt agiere und wie sie darauf reagiert, unbelebte wie belebte Natur. Insofern würd ich der Moral/Ethik den wissenschaftlichen Aspekt nicht ganz absprechen wollen (auch da kann man empirsch, experimentell und messend vorgehen).
(20-12-2015, 01:52)Ekkard schrieb:(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Letzteres ist ja nunmal Wissenschaft, und Tradition heißt nichts anderes als Glauben und Wissen über Generationen weiterzugeben. Dabei kann also auch Wissen und Glauben weitergegeben werden, welche womöglich gottfrei (nicht religiös) sind. Somit kann man Tradition auch nicht zwangsläufig mit Religion gleichsetzen! immer Vorausgesetzt Religion hat noch einen Gottbezug.Ich verwende den Begriff „Wissenschaft“ ganz anders, nämlich allein auf der Sachebene, also mehr im Sinne von Naturwissenschaft: Dinge und Eigenschaften, die man empirisch, experimentell, messend an Sachen und nicht an Meinungen und Vorstellungen fest machen kann. Zweifellos kann man über soziale Zusammenhänge, über den Wert der (Nächsten-)Liebe, über die Wertmaßstäbe ganzer Gesellschaften, über Mythologie usw. sehr viel wissen. Aber im Sinne einer sachorientierten Methodenlehre ist das keine Wissenschaft. Es sind u. U. detaillierte, durchaus wertvolle Kenntnisse. Deswegen hat nach meiner Meinung Religion auch nichts mit Wissenschaft (i. S. von Sachwissen schaffen) zu tun.
Hier stimme ich Dir zu, Religion ist keine Wissenschaft.
Hab meinen Satz da glaub ich unglücklich erstellt, sollte nicht so klingen als hielte ich Religion für Wissenschaft.
Ich erkenne an, dass Religion heute überwiegend moralisch orientiert ist. Ich sehe den Ursprung aber weiterhin nicht moralisch induziert.
Ich habe daher Schwierigkeiten, Moral und Religion als "siamesischen Zwilling" zu betrachten.
Ich würde sie eher wie zwei Haare vergleichen, die zwar den gleichen gemeinsamen Ursprung haben (Lebewesen) aber doch nebeneinander wachsen und wo jedes dennoch seine eigene Wurzel (separaten Ursprung) hat. Bei der heutigen Begutachtung dieser beiden Haare zeigt sich mir eine Rastalocke o.s.ä., welche so ineinander werdreht sind, dass man sie für zusammengehörig hält. (traurige an dem Beispiel ist, das man rasieren müsste um das zu entflechten).
Ich weiß Vergleiche hinken aber ich fand ihn mal ganz schön um zu verdeutlichen was ich meine.