27-12-2015, 19:30
(26-12-2015, 23:38)Edwin schrieb: Ich muss jetzt mal die Frage an dich stellen, was du glaubt wie es zur Antwort Gott kam? So recht komm ich da nicht ganz hinter. Wie kam es deiner Meinung nach zu dieser Antwort?Verfolgt man die historische Entwicklung wird man vom Animismus (die Naturgewalten gelten als handelnde Personen) ausgehen und über Gottheiten und Dämonen bis zur Eingottlehre kommen.
Die Schicksalsmächte als blinde, taube und gefühllose, natürliche Entwicklungen zu betrachten, ist eine Denkweise, die sich erst in der Neuzeit entwickelt hat. Im Wesentlichen beruht diese Sichtweise auf einem Irrtum: Die Antwort: "Gott ist für das Dasein, die Welt und den Rest verantwortlich", ist und beschreibt keine Ursache-Wirkungsbeziehung, sondern allein eine (theologische) Methode, Schicksalsschläge und schicksalhafte Fragestellungen mental zu meistern. Abgesehen davon ist "Gott" (genauer: Die Vorstellung von Gott) die Selbstverpflichtung, jederzeit das eigene Handeln zu verantworten. Dies einmal erkannt, wäre die Vorstellung eines Gottes obsolet. Bleibt nur die Frage, ob Menschen nicht eben doch nach einem "personalen Halt" (z. B. Vater, Mutter, König, Christus) suchen. Einen Vorteil hat die Gottesvorstellung: Sie übertrifft jede menschliche Autorität (man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen! ApG 5, 29). Das ist ein wunderbares Zeugnis dafür, dass der Mensch von aller menschlichen Autorität frei sein soll.
Also "Gott!" ist dar historische Endpunkt der Vorstellung von personifizierten Schicksalsmächten. Dieser Endpunkt wird von den drei abrahamitischen Religionen (Juden-, Christentum, Islam) mit einer großen Zahl göttlicher Eigenheiten, Geschichten oder Anweisungen ausgeschmückt. Aber weiter gekommen sind die Religionen an dieser Stelle nicht. Im Gegenteil, sie schleppen eine Menge zeitbedingter Vorstellungen aus der Antike hinein in die Neuzeit.
(26-12-2015, 23:38)Edwin schrieb: Haben die Religionen anfangs noch die Götter in der unbelebten und belebten Natur gesehen, so hat doch die Erkenntnis über diese Objekte und Geschöpfe sehr rasch dazu geführt sie nichtmehr als göttlich anzusehn.Na, so rasch dann auch wieder nicht. Erst die modernen Methoden der Naturwissenschaften haben hinreichende "Objekt-Erkenntnis" erbracht, um die Sachbezüge z. B. der Bibel als überholt zu entlarven. (Nur darum geht es gar nicht! Die Botschaft der Bibel ist: Überprüfe deine Handlungsweise; dient sie den Mitmenschen? Wie das im Einzelnen mythologisch übermittelt wird, ist belanglos.)
(26-12-2015, 23:38)Edwin schrieb: Nun ergibt sich aber nicht selten das Problem, dass es entweder mehrere Antworten zu geben scheint oder so gut wie keine. ...Ganz recht! Es ist eine gute Methode bei schwierigen Fragen zunächst zu prüfen, ob die Frage überhaupt eine Antwortmenge zulässt. Manche Fragestellungen basieren auf der sachlichen Seinsebene, fragen aber nach Beziehungen. Beispiel: Macht Liebe blind? "Blind" ist eine Sachfrage nach der Funktionsweise der Wahrnehmung, während "Liebe" sich auf der Beziehungsebene abspielt. Folglich ist diese Frage Unsinn (enthält mindestens einen Kategorienfehler), wenn man nicht den übertragenen Sinn ins Kalkül einbezieht.
Anderes Beispiel: Mit der Frage nach der Allmacht Gottes fängt man sich auch (mindestens) einen Kategorienfehler ein und es gibt einfach keine Antworten (siehe "Der schwerste Stein"): Die Eigenschaft (Ebene der Eigenschaften) einer Person (Gott, personale Ebene) darf sich nicht selbst entgegen stehen, sonst entsteht eine leere Antwortmenge!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard