22-10-2016, 22:54
(22-10-2016, 09:55)Holmes schrieb: ... wie soll man heute noch seinen Abrahamitischen (Glauben) rechtfertigen?Glaube ist, etwas allgemeiner betrachtet, ein Konglomerat (Zusammenballung, Sammlung) gesellschaftlicher Konventionen aus alter Zeit (Tradition). Glaube, tiefe Überzeugungen, sind gerechtfertigt, wenn damit eine Gesellschaft friedlich kooperiert und in geistiger Entwicklung fortbesteht. Die abrahamitischen Religionen gehen von einem Gesellschaftsvertrag aus, den s. Z. die Israeliten unter Mose mit Gott geschlossen haben. Im Christentum sprechen wir vom Neuen Testament, einem neuen Gesellschaftsvertrag, auch mit Gott, vermittelt durch Christus.
Leider ist es so, dass Letzterer denselben Webfehler aufweist, nämlich sich auf eine Entität jenseits des Lebens und dessen Natur zu beziehen. Damit ist auch diesem Vertrag die Intoleranz in die Wiege gelegt, trotz aller beschönigenden Predigten. Die Extremisten machen vor, wie Gott zu "verteidigen" ist
(22-10-2016, 09:55)Holmes schrieb: Seinen Glauben mit der Wissenschaft, in einen Konsens zu bringen, ist ja nicht möglich.Du meinst das Richtige. Aber Glaube und Wissenschaft haben nichts miteinander zu tun. Es ist nur so, dass die abrahamitischen Religionen ihre Mythologie mit Bildern und Situationen garnieren, die dem heutigen Wissen widersprechen. Eine Methodenlehre, nichts anderes ist Wissenschaft, führt nicht zu gesellschaftlichem Konsens, bleibt immer Werkzeug oder Hilfsmittel. Sie kann keine Grundvorstellungen vermitteln. Diese sind Sache der Gesellschaft!
Aber du hast insofern Recht, dass die Mythologie durch ihre falschen Bilder gar nicht mehr vermittelt, um was es bei Religion geht, nämlich um ein gedeihliches Miteinander in einer vernetzten Welt.
(22-10-2016, 09:55)Holmes schrieb: Des öfteren berufen sich Gläubige auch darauf, dass sie Gott gespürt haben und sie deswegen an ihn glauben.Das kann ich mangels eigener Erfahrung nicht beurteilen. Aber ich hege den Verdacht, dass dabei ein falsches - und gefährliches - Gottesbild vorliegt. Nämlich ein privates zur Befriedigung schwärmerischer Wohlfühlideologie. Wie alle Ideologien vermittelt diese Beziehung, einer von den Guten zu sein in einer "feindlichen" Welt.
Es wäre an den Priestern und Pastoren mit diesen gefährlichen Gottesbildern aufzuräumen! (Ein Privatgott gestattet mir letzlich jede Grausamkeit meinen Mitmenschen gegenüber. So war es ja Jahrhunderte lang üblich, Nicht-Christen gar nicht als Menschen anzuerkennen! Folge des europäischen Privatgottes.)
(22-10-2016, 09:55)Holmes schrieb: Gibt es aber irgendwelche Beweiße oder logische Konstrukte, die einen solchen Gott als Theorie beschreiben können. Ich finde es ja schon schwer, einen Allgemeinen Schöpfergott zu verteidigen, aber einen Abrahamitischen, der noch viel mehr Eigenschaften besitzt, ist wohl sehr schwer zu Modellieren. Gibt es irgendwelche Fakten, die es einem Gläubigen erleichtern würden, an so einen Gott zu glauben, also irgendwelche Indizien oder auch andere Ansätze.Theologische Werke sind voll davon. Indes kranken sie alle daran, dass die mythologischen, im Übrigen absoluten, Figuren im Vordergrund stehen und nicht der gesellschaftliche Konsens hinsichtlich guter und friedlicher Kooperation, weltumspannender Kommunikation, Begegnung auf Augenhöhe etc..
Die Mythologie der vielen Religionen ist doch eine völlig nebensächliche Frage von historisch gewachsenen Ansichten, die zu teilen bestenfalls volkloristische Züge aufweist. Wichtig ist, dass die Menschheit ihre Probleme in den Griff bekommt, ohne sich auszulöschen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

