25-10-2016, 21:15
(25-10-2016, 20:21)Holmes schrieb: ... dafür müsste man erstmal aufhören, auf seine Gefühle zu vertrauen. ...Ganz klar! Und es ist ein Markenzeichen gerade unserer Spezies vom Unmittelbaren, von der gefühlsmäßigen Direktsteuerung zurück zu treten und verschiedene Folgen zu reflektieren.
Ich persönlich hege ein abgrundtiefes Misstrauen gegenüber allen Gefühlsimpulsen.
(25-10-2016, 20:21)Holmes schrieb: ... wenn man seinen Gefühlen glaubt, dann stellt man sich gegen die Vernunft.Richtig!
(25-10-2016, 20:21)Holmes schrieb: Ich weiß nicht in wie weit, es eine Gesellschaft geben kann, die nur noch von Vernunft und Logik leben würde, denn diese würde Moral und Empathie ausschließen.Das ist wahrscheinlich schon aus Gründen der Verhaltensökonomie nicht möglich. Wir können nicht alle Aspekte ausloten, ehe wir aktiv werden, schon gar nicht in brenzlichen Situationen. Aber mehr Vernunft geht immer zumal in Situationen, in denen man Zeit hat. Ich denke, wir bleiben auch im Falle von mehr Logik durchaus menschlich, wahrscheinlich menschlicher als bei Angstreaktionen (z. B. Totschlag).
(25-10-2016, 20:21)Holmes schrieb: Eine Umfrage zum Thema Moral, auf ARD, in der Sendung "Hart aber Fair", also eine Diskussionsrunde, behandelte das Thema Leben gegen Leben, also sollte man 10 Leben auslöschen um 170 zu retten. Die große Mehrheit tippte auf Ja, ...Solche Pschospielchen lassen sich auf dem Fernsehsofa scheinbar rational lösen. Im echten Leben gehört man wahrscheinlich zu den "10". Es hat ja Fälle gegeben, wo sich Menschen zugunsten Vieler geopfert haben. Z. B. wurde ein Flugzeug der am 11.09.2001 entführten Maschinen durch das Verhalten der Passagiere zum Absturz gebracht. Aber jede Verallgemeinerung verlässt den Rahmen des Vernünftigen.
Denn diese Verallgemeinerung geht von einer falschen Prämisse aus, die man nicht gleich erkennt: Das Planspiel ignoriert die Schicksalhaftigkeit mancher Vorgänge und Handlungsabläufe, sprich: Kollege Zufall. Im vorliegenden Fall werden prophylaktisch 10 Leute geopfert - und zwar sicher -, um eine Stadienpopulation vor der nur wahrscheinlichen Katastrophe zu bewahren.
Soweit ich die Sache mitbekommen habe, gibt es einen weiteren Webfehler der gleichen Art: Ein Offizier gibt den Befehl, die Maschine über unkritischem Terrain abzuschießen. Soll er verurteilt werden?
Völlig unsinnige Frage, denn ...
Klar, sagen die Leute, er soll nicht, mit dem von dir angeführten Argument. Auch hier tun wir wieder so, als könnten wir schicksalhafte Vorgänge "rational" steuern. Das ist nicht der Fall. Egal, wie sich Menschen in diesen Fällen verhalten, sie werden schuldig am Leben anderer - übrigens ein relativ häufiger Fall bei Lokführern.
Ich persönlich finde, dass man Menschen nach solchen Entscheidungen nicht mit der staatlichen Sanktionskeule begegnen darf - gleichgültig, was sie entschieden haben, und sei es gegen die Stadiumpopulation in der Hoffnung auf eine Wende in letzter Sekunde.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard