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Auge um Auge als Leitprinzip im AT
#33
(10-12-2016, 12:54)Kreutzberg schrieb: Damit wird aber auch das Problem langsam klarer. Es gibt keine zentrale Autorisierung der Imane und keine zentral-verbindliche Schriftenauslegung. Diese wichtige Tatsache wäre eigentlich Anlass zur Intervention der wissenschaftlichen Islamwissenschaftler.

Bei wem sollten diese Islamwissenschaftler intervenieren, wenn es keine zentrale Autoritaet im Islam gibt? Ausserdem kann es grundsaetzlich nicht die Aufgabe von Wissenschaftlern sein, eine fuer eine Religionsgemeinschaft verbindliche Auslegung zu erstellen. Eine solche Verbindlichkeit koennte nur durch entweder Tradition oder eine mit Macht ausgestattete Institution innerhalb einer Religionsgemeinschaft passieren.

Es gibt zwar islamische Gelehrte, auf die viele (wenn auch bei weitem nicht alle) Glaeubige hoeren, wie z.B. die Al-Azhar-Universitaet in Kairo, eine urspruenglich schiitische Gruendung aus dem Jahre 988. In der zugehoerigen Moschee wurde auch davor schon gelehrt. Verbindlich werden die Auslegungen der dortigen Theologen aber nur, wenn das irgendjemand mit der entsprechenden Macht durchsetzt.

Und dass Auslegung letztlich subjektiv bleiben muss, ist auch klar. Das Christentum hat zwar die theologische Weisungsbefugnis innerhalb vieler seiner Teilkirchen (z.B. den Papst in der RKK), aber das haelt ja niemanden, auch nicht Religionswissenschaftler, davon ab, eine andere Auslegung zu favorisieren. Die meisten christlichen Kirchen sind ja urspruenglich erst durch Differenzen in der Auslegung entstanden. Manchmal geht's auch einfach nur um das Anzweifeln der Autoritaet dieser Auslegung, siehe Anglikanische Kirche.
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RE: Auge um Auge als Leitprinzip im AT - von Ulan - 10-12-2016, 14:54

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