Das eigentlich Auffaellige an der Geschichte in der 1. Chronik ist, dass wir hier eine Tradition vor uns haben, die es in den Tanach geschafft hat, und dabei vollkommen unvereinbar ist mit einem Auszug Israels nach Aegypten, und die der Exodus-Tradition widerspricht. Ephraim lebt hier offensichtlich im kanaanitischen Hochland, hat dort Kinder, verliert diese, zieht eine weitere Generation dort auf, und seine Nachkommen bauen Staedte in der Gegend, mitten im Kernland des Stammes. Seine weitere Familie lebt auch dort, denn seine Brueder kommen ihn troesten, als er seine Soehne verliert. Da ist kein Platz fuer eine aegyptische Episode.
Wenn wir auf das Buch Genesis schauen, bekommen wir eine vollkommen andere Geschichte serviert:
46,20 Josef hatte in Ägypten Kinder erhalten, die ihm Asenat, die Tochter Potiferas, des Priesters von On, geboren hatte: Manasse und Efraim. (siehe auch 48,5)
Ephraim ist also gemaess der Tora in Aegypten geboren (und ist Halb-Aegypter), und er ist wohl auch dort gestorben, da beim Zug durch die Wueste nur seine Nachkommen erwaehnt werden, nicht er selbst (siehe den letzten Beitrag). Auch seine Kinder sind dort geboren:
50,22 Josef blieb in Ägypten, er und das Haus seines Vaters. Josef wurde hundertzehn Jahre alt. 23 Er sah noch Efraims Söhne und Enkel. Auch die Söhne Machirs, des Sohnes Manasses, kamen auf Josefs Knien zur Welt.
Hier wiederum bleibt kein Platz uebrig fuer Generationen von Kindern in Kanaan und Siedlungstaetigkeit dort, wie es der Chronist berichtet.
Juedische Gelehrte waren sich des Problems durchaus bewusst. Der Midrasch ha-gadol versucht das durch die Schote zu erklaeren, dass der Stamm Ephraim sich beim Berechnen des Auszugszeitpunkts aus Aegypten um 30 Jahre verechnet hatte, zu frueh loszog und dann von den Philistern erschlagen wurde. Aus Angst und weil sie nicht die traurigen Ueberreste ihrer Verwandten sehen wollten, haben der Rest der Israeliten dann die Grosse Tour durch den Sinai gemacht. Das klingt wenig ueberzeugend.
Ich habe auch ein paar komische Erklaerungsversuche von christlichen Apologeten gelesen, wo dann angeblich die Philister von Gath nach Aegypten gezogen waren, um dort das Vieh der Efraimiter zu stehlen, damit es irgendwie passend gemacht wird.
Alle diese Erklaerungsversuche ziehen aber nicht richtig. Natuerlich gibt es eine einfach Loesung des Problems: der Chronist hat hier eine separate Stammes-Tradition ueberliefert, die vor der Nationalgeschichte liegt, die im Exodus begruendet ist. Obwohl die Chronik-Buecher in ihrer Redaktion auf den Uebergang von der persischen zur hellenistischen Zeit datiert werden (um 300 v.Chr.), haben sie wohl vereinzelt uralte Traditionen bewahrt, die man darin noch finden kann. Dabei handelt es sich wohl genau so wenig um Geschichte wie beim Exodus, sondern eher um Volksetymologien wichtiger Orte und Sippen. Es ist aber interessant zu sehen, dass in einer Zeit, in der die Tora schon im Judentum fest verwurzelt war, noch derlei Geschichten durchrutschten. Es kann natuerlich auch sein, dass der Chronist der Tora doch nicht den Stellenwert zuwies, den sie im heutigen Judentum hat.
Siehe auch: *http://thetorah.com/chronicles-and-the-ephraimites-that-never-went-to-egypt/
Wenn wir auf das Buch Genesis schauen, bekommen wir eine vollkommen andere Geschichte serviert:
46,20 Josef hatte in Ägypten Kinder erhalten, die ihm Asenat, die Tochter Potiferas, des Priesters von On, geboren hatte: Manasse und Efraim. (siehe auch 48,5)
Ephraim ist also gemaess der Tora in Aegypten geboren (und ist Halb-Aegypter), und er ist wohl auch dort gestorben, da beim Zug durch die Wueste nur seine Nachkommen erwaehnt werden, nicht er selbst (siehe den letzten Beitrag). Auch seine Kinder sind dort geboren:
50,22 Josef blieb in Ägypten, er und das Haus seines Vaters. Josef wurde hundertzehn Jahre alt. 23 Er sah noch Efraims Söhne und Enkel. Auch die Söhne Machirs, des Sohnes Manasses, kamen auf Josefs Knien zur Welt.
Hier wiederum bleibt kein Platz uebrig fuer Generationen von Kindern in Kanaan und Siedlungstaetigkeit dort, wie es der Chronist berichtet.
Juedische Gelehrte waren sich des Problems durchaus bewusst. Der Midrasch ha-gadol versucht das durch die Schote zu erklaeren, dass der Stamm Ephraim sich beim Berechnen des Auszugszeitpunkts aus Aegypten um 30 Jahre verechnet hatte, zu frueh loszog und dann von den Philistern erschlagen wurde. Aus Angst und weil sie nicht die traurigen Ueberreste ihrer Verwandten sehen wollten, haben der Rest der Israeliten dann die Grosse Tour durch den Sinai gemacht. Das klingt wenig ueberzeugend.
Ich habe auch ein paar komische Erklaerungsversuche von christlichen Apologeten gelesen, wo dann angeblich die Philister von Gath nach Aegypten gezogen waren, um dort das Vieh der Efraimiter zu stehlen, damit es irgendwie passend gemacht wird.
Alle diese Erklaerungsversuche ziehen aber nicht richtig. Natuerlich gibt es eine einfach Loesung des Problems: der Chronist hat hier eine separate Stammes-Tradition ueberliefert, die vor der Nationalgeschichte liegt, die im Exodus begruendet ist. Obwohl die Chronik-Buecher in ihrer Redaktion auf den Uebergang von der persischen zur hellenistischen Zeit datiert werden (um 300 v.Chr.), haben sie wohl vereinzelt uralte Traditionen bewahrt, die man darin noch finden kann. Dabei handelt es sich wohl genau so wenig um Geschichte wie beim Exodus, sondern eher um Volksetymologien wichtiger Orte und Sippen. Es ist aber interessant zu sehen, dass in einer Zeit, in der die Tora schon im Judentum fest verwurzelt war, noch derlei Geschichten durchrutschten. Es kann natuerlich auch sein, dass der Chronist der Tora doch nicht den Stellenwert zuwies, den sie im heutigen Judentum hat.
Siehe auch: *http://thetorah.com/chronicles-and-the-ephraimites-that-never-went-to-egypt/