27-10-2017, 09:54
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27-10-2017, 09:58 von AncheCameo.)
(26-10-2017, 23:38)eddyman schrieb: Ein Suizid und Kommentare dieser Art haben eines gemeinsam, nämlich den einfachen Weg. Das Problem ist, dass der einfache Weg nur am Anfang einfach ist, dann aber recht schwer wird. Besser ist es, zuerst den schweren Weg zu gehen, dann wirds am Ende einfacher. Ich glaube das gilt für alles im Leben.
Ich sehe das eher umgekehrt: Sich hinter einer Glaubensburg zu verschanzen, sich von den Jenseitsverheißungen beruhigen zu lassen, die religiösen Regeln vorbehaltlos zu befolgen, ohne deren Sinnhaftigkeit je zu hinterfragen – das ist für mich der einfache Weg. Er vermittelt eine scheinbare Sicherheit, die es jedoch in Wirklichkeit nicht gibt.
Solch eine Scheinsicherheit vermag vielleicht den Menschen ein Stück weit durch das Leben tragen, aber wenn einem die Widersprüchlichkeit der Religion einmal mitten ins Gesicht gesprungen ist, dann ist nichts zu machen: dann wirkt der Glaube nicht mehr.
Daher habe ich mich vor geraumer Zeit dazu durchgerungen, mich zu meinem Unwissen zu bekennen. Was passiert, sobald ich die Schwelle des Todes überschritten habe, weiß ich nicht; das weiß niemand. Klar, eine der unendlich vielen Möglichkeiten besteht darin, dass der Gläubige genau richtig liegt. Aber bei der Vielzahl der Religionen und deren Abspaltungen ist schon nicht einmal mehr sicher, welche Gläubigen genau das nun sind, die da richtig liegen. Was aber passiert, wenn uns dort auf der anderen Seite eine Realität erwartet, auf die nicht einmal der gläubigste Mensch gefasst war? Ich fürchte, da wird so manche Blase unbedingten Vertrauens um so schmerzhafter platzen.
Mir ist es lieber, die mit dem Bekenntnis zum Unwissen verbundene Unsicherheit (und auch die Ängste, die manchmal damit einhergehen) auszuhalten. Je länger ich daran übe, desto leichter fällt mir das mittlerweile auch. Damit sollte auch klar werden, dass die Aussage zum endgültigen Ende der Existenz keineswegs etwas ist, an das ich glaube. Vielmehr handelt es sich um eine gängige atheistische Sicht, die der deinen diametral entgegengesetzt ist; damit wollte ich nur verdeutlichen, wie persönlich solche Vermutungen sind, und wie wenig sie über die Realität aussagen.
Was auch immer nach dem Tod kommt: ich werde mich darauf einlassen (müssen), wenn es soweit ist. Etwas anderes bleibt sowieso niemandem übrig, egal, wie gläubig oder ungläubig er nun ist.
Was meine Haltung zum Suizid angeht, so kann ich mich der vorstehenden Äußerung Ulans nur anschließen: wer Selbsttötung nur kategorisch ablehnt, macht es sich zu einfach. Jeder Einzelfall kann nur individuell beurteilt werden, wobei natürlich alle Umstände und Folgen berücksichtigt werden müssen. Im Zweifel ist jedoch die Entscheidung des Betroffenen ebenso zu respektieren, wie das gegebenenfalls dadurch verursachte Leid bei Angehörigen zu würdigen ist.