(01-08-2018, 00:31)oswaldo_8553 schrieb: Dies ist ein weiteres Beispiel für den Unterschied zwischen dem, was ich glaube und was Marcion schafft. Marcion lehnte die Echtheit des Johannesevangeliums ab und nahm in seinem Kanon nur das Lukasevangelium an.
Ich glaube nicht, dass irgendjemand so eine Behauptung machen kann. Marcion kannte wahrscheinlich kein anderes Evangelium als das, welches er benutzte. Es hiess ja nicht "Evangelium nach Lukas" - Irenaeus ist der erste, der diesen Namen verwendet, oder eventuell der Kanon Muratori. Marcion benutzte ein Evangelium, das auch keinen anderen Namen als "Das Evangelium" trug. Ich nehme an, unser Lukas-Evangelium ist eine orthodoxe Redaktion des Evangeliums, das Marcion benutzte. Es gibt eine ganze Reihe von Neutestamentlern, auch wenn es sich dabei um eine Minderheit handelt, die Marcions Evangelium als das urspruengliche betrachten (David Trobisch, Matthias Klinghardt, Markus Vinzent, um nur einige zu nennen).
(01-08-2018, 00:31)oswaldo_8553 schrieb: Und gerade im Johannesevangelium haben wir die Darstellung der neuen Geburt sowie die Klarheit der Wesensidentität zwischen Sohn und Vater klarer.
Das Johannes-Evangelium hat viele Schichten. Irgendwo da drin steckt halt ein protognostischer Text, da es wohl an einer Stelle den juedischen Gott als Vater des Teufels bezeichnet und den Vater Jesu als den Menschen nicht bekannt nennt. Naeheres siehe in diesem (frei erhaeltlichen) Aufsatz von April DeConick: *https://scholarship.rice.edu/handle/1911/75007
In gewissem Sinne steht die johanneische Schule der markionitischen sehr nahe, bzw. stand sie urspruenglich.