Zu Deinem "Die Geburtsstunde der demokratischen Idee in Europa", das ist die attische Demokratie im 5. Jhdt. v.Chr. Verschwunden war der Gedanke nie. Auch in Deutschland wurden mal Koenige und Heerfuehrer gewaehlt. Im Mittelalter waren die freien Reichsstaedte (manche mehr, manche weniger) die Traeger der Idee. Aber das nur zu den politischen Thesen.
Ja und nein. Da die Bibel in sich widerspruechlich ist, was eigentlich jedem beim Lesen auffallen sollte, kann man natuerlicherweise zu unterschiedlichen Schluessen kommen. Die sind solange intersubjektiv ueberpruefbar, wie die Bedingungen (in diesem Fall die eingeflossenen Bibelstellen) richtig definiert wurden. Entscheiden muss man trotzdem. Wenn man das den katholischen Theologen ueberlaesst, wissen die das auch nicht besser; sie haben schlicht irgendetwas entschieden.
Neben dieser mangelnden Eindeutigkeit der Schrift, die es zwingend erforderlich macht, dass man als Glaeubiger Entscheidungen ohne rechte Grundlage faellen muss, hat der "sola scriptura" Grundsatz noch das Problem, dass der Protestantismus nicht im luftleeren Raum entstanden ist. Als Mitgift hat er den Ballast von Jahrhunderten von katholischen Konzilsentscheidungen mitbekommen, die trotz des Grundsatzes "sola scriptura" in die protestantische Lehre eingeflossen sind. So manchen dieser Lehrsaetze findet man halt nicht in der Bible, und dann wird's problematisch.
Wie auch immer, ich finde es gut, dass die Beschaeftigung mit der Bibel uns die historisch-kritische Methode beschert hat. Das waere wahrscheinlich auch im Katholizismus irgendwann passiert, da ja auch dort seit Erfindung des Buchdrucks die ins Deutsche uebersetzte Bibel weite Verbreitung in der Gesellschaft fand, aber die Protestanten waren halt schneller. So haben wir tatsaechlich Einblicke in die Wurzeln des Christentums bekommen, die uns sonst verborgen geblieben waeren.
Negative Seiten hat das natuerlich auch. Der Zwang, Lehrsaetze unbedingt in der Bibel wiederzufinden, beschert uns diese endlosen Diskussionen darueber, welche Bibeluebersetzung denn nun die bessere sei, und da wird bei den Uebersetzungen schon mal nachgeholfen, damit auch "das Richtige" im Buch steht. Den Zwang haben Katholiken im Prinzip nicht, auch wenn sie bei dem Tanz anscheinend mitmachen.
In der Summe sehe ich aber die Entwicklung als unausweichlich. Wie gesagt, Luther war lediglich Teil einer Bewegung, die schon im Rollen war. Ein wichtiges Teil, aber nicht im Vakuum entstanden. Bibelkritik fing schon zu katholischer Zeit an.
(15-10-2018, 12:03)Sinai schrieb: sola scriptura
Es geht um die Frage, ob es möglich ist, durch Studium der Schrift zu intersubjektiv überprüfbaren Aussagen zu kommen.
Luther und Calvin, die Anglikan Church und die Pilgrim Fathers studierten die Schrift sehr lange, kamen aber zu unterschiedlichen Lehren
Ja und nein. Da die Bibel in sich widerspruechlich ist, was eigentlich jedem beim Lesen auffallen sollte, kann man natuerlicherweise zu unterschiedlichen Schluessen kommen. Die sind solange intersubjektiv ueberpruefbar, wie die Bedingungen (in diesem Fall die eingeflossenen Bibelstellen) richtig definiert wurden. Entscheiden muss man trotzdem. Wenn man das den katholischen Theologen ueberlaesst, wissen die das auch nicht besser; sie haben schlicht irgendetwas entschieden.
Neben dieser mangelnden Eindeutigkeit der Schrift, die es zwingend erforderlich macht, dass man als Glaeubiger Entscheidungen ohne rechte Grundlage faellen muss, hat der "sola scriptura" Grundsatz noch das Problem, dass der Protestantismus nicht im luftleeren Raum entstanden ist. Als Mitgift hat er den Ballast von Jahrhunderten von katholischen Konzilsentscheidungen mitbekommen, die trotz des Grundsatzes "sola scriptura" in die protestantische Lehre eingeflossen sind. So manchen dieser Lehrsaetze findet man halt nicht in der Bible, und dann wird's problematisch.
Wie auch immer, ich finde es gut, dass die Beschaeftigung mit der Bibel uns die historisch-kritische Methode beschert hat. Das waere wahrscheinlich auch im Katholizismus irgendwann passiert, da ja auch dort seit Erfindung des Buchdrucks die ins Deutsche uebersetzte Bibel weite Verbreitung in der Gesellschaft fand, aber die Protestanten waren halt schneller. So haben wir tatsaechlich Einblicke in die Wurzeln des Christentums bekommen, die uns sonst verborgen geblieben waeren.
Negative Seiten hat das natuerlich auch. Der Zwang, Lehrsaetze unbedingt in der Bibel wiederzufinden, beschert uns diese endlosen Diskussionen darueber, welche Bibeluebersetzung denn nun die bessere sei, und da wird bei den Uebersetzungen schon mal nachgeholfen, damit auch "das Richtige" im Buch steht. Den Zwang haben Katholiken im Prinzip nicht, auch wenn sie bei dem Tanz anscheinend mitmachen.
In der Summe sehe ich aber die Entwicklung als unausweichlich. Wie gesagt, Luther war lediglich Teil einer Bewegung, die schon im Rollen war. Ein wichtiges Teil, aber nicht im Vakuum entstanden. Bibelkritik fing schon zu katholischer Zeit an.


