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sola scriptura
#10
(16-10-2018, 10:36)Sinai schrieb: Es war die Reformation, die ALLEN MENSCHEN in ganz Deutschland sagte, daß sie berufen seien, zu entscheiden was der Wille Gottes ist.
Bei "sola scriptura" muss man die jüdische Diskussionskultur im Gegensatz zu unserer, mehr hellenistisch geprägten, beachten. "Wir" stellen fest, die jüdische Diskussion stellt gegenüber.

Die Schrift (vor allem alle darin enthaltenen Auslegungen des AT) wollen gar nichts feststellen, sondern gesellschaftliche Gegebenheiten, Wünsche und Vorstellungen einander gegenüberstellen - einschließlich ihrer Widersprüche. Das Ganze geschieht unter der Prämisse eines Gottes, der den Menschen will aber womöglich in einer "besseren Gesellschaftsform". Etwas überspitzt formuliert, soll der Leser Zeuge sein vom Kampf Gut gegen Böse, Besser gegen Schlechter.

"Sola scriptura" zur Herleitung von jeweils gegenwärtigen kirchlichen Lehrsätzen entspricht nicht der ursprünglichen jüdischen (hebräischen) Idee einer "vollständigen" Lehre von Gott (Gut+Böse = Vollständigkeit). Wenn ich die jüdischen Auslegungen halbwegs richtig verstanden habe (z. B. das NT), dann vollzieht sich Gott in den erzählten Geschichten auch und gerade dann, wenn sie widersprüchlich sind.

Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Luther dies nicht gewusst hat. Aber er hatte aus seiner Bibelkenntnis heraus den richtigen Riecher, dass die Kirche gewisse Auswüchse des Geldeintreibens nicht würde rechtfertigen können. Und da das so war und ist, hat sich die Berufung "allein auf die Schrift" als gutes Argument verselbstständigt. Dass dies allein nicht ausreicht (und ausgereicht hat), hat Ulan ja schon deutlich gemacht.

Noch ein paar Sätze zum o. a. Zitat von Sinai: Kein Mensch ist in der Lage, den Willen Gottes im Einzelnen zu kennen und dadurch gottgefällig zu leben. Gewiss ist der Mensch (als Menschheit) von Gott gewollt, aber der Mensch bleibt in allen Facetten seines Handelns ein Sünder; d. h. er versagt gegenüber allen Regeln irgendwann. Man könnte die Schrift durchaus als "Leben mit Gott" überschreiben und zu dem Schluss kommen: Im Befolgen und im Versagen sind wir bei Gott. Regeln sollen das Zusammenleben auf Erden erleichtern; in Bezug auf Gott bringen sie keinen Vorteil.

Der Ruf "Sola scriptura!" ist ein rein politisches Argument.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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sola scriptura - von Sinai - 14-10-2018, 22:38
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