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Lohn- und Preisregelung
#44
hmm . . .

Kehren wir wieder zum Thema zurück: "Lohn- und Preisregelung"

Ich fand jetzt ein Buch zu diesem Thema, es heißt
"Gerechter Preis, gerechter Lohn"
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Jörg Althammer,
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
2012

Wenn man im Google eingibt: Lohn- und Preisregelung
dann kommt man zu diesem Buch aus 2012
Gerechter Preis, gerechter Lohn

Wenn man es anklickt, so kommt man auf Seite 27
Dort wird beschrieben, daß die Thematik des gerechten Preises schon die Menschen im Mittelalter bewegt hat !
Heinrich von Langenstein (* 1325 in Langenstein bei Marburg in Hessen; † 11. Februar 1397 in Wien) ging davon aus, daß für jede Ware ein bestimmter gerechter Preis existiert. "In seiner gesamten Abhandlung wendet er sich gegen einen ausufernden Kapitalismus und erhebt häufig Klage gegenüber Menschen, deren Gott das Geld sei"

Interessant, daß es offenbar bereits um 1350 einen "ausufernden Kapitalismus" gegeben haben muß

Heinrich studierte 1358 in Paris an der Sorbonne, wo er 1363 Professor wurde
In Frankreich gab es damals allerdings Wirren
Heinrich stand im Großen Abendländischen Schisma (1378–1447) auf Seiten von Papst Urban VI. und schlug die Einberufung eines Konzils vor. Daher verlor er 1382 seine Stellung und mußte schließlich Frankreich verlassen. 1384 wurde er Professor der Theologie an der neu gegründeten (1365) Universität Wien
1393/94 war er Rektor der Universität
Vgl im deutschsprachigen Wikipedia: Heinrich von Langenstein - Wikipedia

Laut dem englischprachigen Wikipedia: Henry of Langenstein - Wikipedia
war er an der Gründung der theologischen Fakultät von Wien beteiligt:
"Following the invitation of Albert III, Duke of Austria, he came to the University of Vienna in 1384, and assisted in the foundation of a theological faculty."

Es handelte sich bei Heinrich um keinen kleinen Fisch:
Professor an der Sorbonne, später ein Mitbegründer und bedeutender Professor der theologischen Fakultät von Wien war er ein weitgereister Mann

Er erkannte bereits im Mittelalter die Notwendigkeit einer Preisregelung

Damit steht seine Ansicht voll in Widerspruch zu der späteren Lehre von Adam Smith und David Ricardo, die aber jetzt auch schon gut 200 Jahre alt und damit in die Jahre gekommen ist

Adam Smith (1723 - 1790) und David Ricardo (1772 - 1823) waren die Befürworter des ungeregelten Preises
Sie gelten als Gründer des Liberalismus

Hier steht Aussage gegen Aussage
Klar kann man Heinrich von Langenstein als Theologen und Philosophen desavouieren (er war Scholastiker) - aber Adam Smith war auch nur Philosoph und David Ricardo war aus Eigeninteresse gegen jede Preisregelung: Ricardo führte ein Maklerbüro. "Durch dessen Erfolg kam er bereits wenige Jahre später zu Reichtum, was ihm bald erlaubte, sich aus dem Geschäftsleben zurückzuziehen." David Ricardo - Wikipedia

Zwar brachte der Liberalismus einen gigantischen industriellen Aufschwung (die Industrialisierung war das Ergebnis des Liberalimus) - mit vielen Vorteilen - aber auch vielen Nachteilen

In England entstand das Manchestertum, es kam nach wenigen Jahren des euphorischen Aufschwungs zur Verelendung der Massen - und außenpolitisch ging es in Richtung der Eroberung immer neuer Märkte und somit in Richtung Weltkrieg

Zu Beginn war der Liberalismus sehr willkommen - die Zerschlagung der Zünfte (behördliche Lohn- und Preisregelung) galt als sehr chic - aber dann kam bald das bittere Erwachen

Denn wenn alle nur das Wort "ich" kennen, relativiert sich der Vorteil  Icon_cheesygrin
Denn nicht nur "ich" erhöhte meine Preise, sondern auch der Nachbar . . .  Icon_frown

Seit etwa 1830 (England) und 1850 (Mitteleuropa) begann ein Wettlauf der Preissteigerung

Einzelne raffinierte Leute wurden unverdient reich, andere Leute wurden bitterarm

Die Wirtschaft ist seither krisengeschüttelt:
1873 Börsenkrach
1914-1918 Weltkrieg
1917 Beginn des Russischen Bürgerkriegs
1929 Börsenkrach
1939-1945 Fortsetzung des Weltkriegs
1973 Ölkrise
2008 kleiner Börsenkrach

Heute 2019 kostet eine 70 qm Mittelklassewohnung am Stadtrand von München so viel wie 20 komplette Jahreslöhne eines Facharbeiters !!!
Allerdings kann kein Mensch seinen ganzen Lohn fürs Wohnen verwenden - er muß ja auch Essen, Kleidung, Heizung, und Verkehrsmittel (gar nicht mehr so billige Öffis oder Auto) bezahlen
Der Arbeiter könnte erst - wenn überhaupt - als alter Mann eine Familie gründen
Oder er nimmt "Kredit" auf, was aber durch die Zinseszinsdynamik den Preis verdoppelt.
Und wenn er dann mit 50 arbeitslos wird, nimmt ihm Hartz IV die Wohnung wieder weg . . .

Vom Thema "Ehescheidung" wo der Vater ausziehen muß, gar nicht zu reden
( Seit 1990 expodierte die Scheidungsrate. Die Ehe ist keine Sicherheit mehr, sondern ein unkalkulierbares Risiko )

Eigentumswohnungen sind heute oft ein Damoklesschwert
Unerschwinglich teuer, Hartz IV, Scheidungsproblematik
Eine Belastung auf Jahrzehnte und ein unglaubliches Risiko !

Als Alternative zur Eigentumswohnung bleibt halt eine sauteure Mietwohnung

Seit 1989 explodieren in Mitteleuropa die Wohnungspreise (Eigentum und Miete)

Die Politik sollte sich langsam Sorgen machen um die junge Generation !

Zwar werden hunderttausende Jugendliche vom längst krepierten Arbeitsmarkt in Richtung Uni umgeleitet, wo sie ein paar Jahre in der Euphorie leben, jetzt eine Durststrecke in Armut zu haben, danach aber zur wohlhabenden Oberschicht zu gehören, aber diese Illusion ist keine Dauerlösung

Wenn diese Massen von gesunden jungen Leuten dann als gescheiterte 30-Jährige von den Universitäten ausgespien werden (mit oder ohne Grad ist heutzutage schon egal) wird es enorme Unzufriedenheit geben
Man kann nicht ewig im Hotel Mama oder im Studentenheim leben

Ich denke, wir sollten uns langsam vom Paradigma des heiligen Modells von "Angebot und Nachfrage" verabschieden.
Bis auf kurze Zeiträume (die Jahre um 1870 und die anderthalb Jahrzehnte ab 1970) brachte das nur Not und Elend

Eine Solidarität in der Gesellschaft (Junge und Alte, Akademiker und Arbeiterschaft) wäre heute dringend erforderlich

Zwar wird das Milieu der Asozialen verwöhnt - aber zum Hohn der Arbeitenden und zum Hohn der unschuldig Arbeitslosen die heutzutage für einen Hungerlohn jede Arbeit annehmen und schuften müssen, um nicht wegen Hartz IV das von den Eltern ererbte oder jahrzehntelang vom Mund abgesparte Dach über dem Kopf zu verlieren !

Ich meine das neue Phänomen der working poor

Daß das liberale Wirtschaftsmodell der EU bereits an allen Ecken zu brennen beginnt, ist schwer zu leugnen.
England und der Brexit
Frankreich und die monatelangen Ausschreitungen der Gelbwesten

Wenn diese Funken auf Deutschland überspringen, dann Gute Nacht EU
Italien, Griechenland und die Visegradstaaten (Ungarn, Slowakei, Tschechien, Polen) werden kaum bereit sein, und wären auch gar nicht in der Lage, den Karren aus dem Dreck zu ziehen

quo vadis ?
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Lohn- und Preisregelung - von Sinai - 13-01-2019, 20:48
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